Mein mutiges Herz
viel schöner.“
„Es freut mich, dass ihr beide so gerne reist. Meine Eltern sind ja auch ständig unterwegs. Schon als Rudy und ich noch klein waren, reisten sie ständig durch die Welt. Vielleicht bin ich deshalb nicht sonderlich von Fernweh geplagt.“ Lindsey warf einen Blick zur Tür. „Ist dein Gemahl zu Hause? Ich halte dich doch hoffentlich nicht auf, oder?“
„Sei unbesorgt, Gray macht ein paar Besorgungen.“
Sie nahmen auf dem Sofa Platz, und Lindsey ergriff Coralees Hände. „Ich muss mich entschuldigen, dich so unangemeldet zu überfallen. Aber mein Leben scheint in letzter Zeit irgendwie aus den Fugen zu geraten, und ich hoffe, du kannst mir helfen.“
„Du überfällst mich doch nicht. Ich bin entzückt, dich nach so langer Zeit wiederzusehen, und will dir gerne helfen, wenn es mir möglich ist. Ich lass uns Tee und Gebäck bringen, und du erzählst mir alles, was in meiner Abwesenheit geschehen ist.“
„Ja, gerne“, sagte Lindsey in der Hoffnung, eine Tasse Tee würde ihren Mut bestärken. Im Grunde genommen hätte sie etwas Kräftigeres als Tee gebraucht, um sich für ihr Vorhaben am Abend zu stärken.
Coralee zog an der Klingelschnur.
„Also, meine Liebe“, begann sie, als sie sich wieder zu Lindsey setzte. „Erzähle mir, was dich bedrückt.“
Lindsey holte tief Atem, unschlüssig, wo sie beginnen sollte. Während der nächsten halben Stunde berichtete sie der Freundin über die Mordfälle in Covent Garden, über Rudys Festnahme und die Nachforschungen, die sie anstellte.
„Gütiger Himmel, ich hatte ja keine Ahnung.“ Coralee hob die hauchdünne Teetasse an die Lippen, ohne zu trinken. „Hast du bereits Fortschritte gemacht?“
„Wir haben es geschafft, Rudys Freilassung aus der Untersuchungshaft zu erwirken, aber es besteht nach wie vor die Gefahr, dass die Polizei immer noch hinter ihm her ist. Deshalb ist es so wichtig, dass der wahre Mörder bald gefunden wird.“
„Das könnte gefährlich werden, Lindsey.“
„Diese bittere Erfahrung habe ich bereits gemacht. Und das ist der Grund … warum Thor mir bei meinen Nachforschungen behilflich ist.“
Coralee fixierte sie scharf. „Thor? Ich hatte den Eindruck, ihr beide kommt nicht miteinander zurecht.“
Verlegen senkte Lindsey den Blick auf ihre Tasse und ließ den Löffel kreisen. „Wir … nun … wir kannten uns ja kaum. Mittlerweile … na ja, die Dinge haben sich eben geändert.“
„Sprich weiter.“
Lindsey stellte die Tasse auf den Tisch vor dem Sofa und ergriff Coralees Hand. „Du und Krista, ihr seid meine besten Freundinnen. Ihr seid selbstständige Frauen, die ihren Willen durchsetzen. Ich hoffe auf dein Verständnis, wenn ich dir gestehe, dass zwischen Thor und mir … eine starke körperliche Anziehung besteht. Krista und du, ihr hattet beide das Glück, die Männer zu heiraten, die ihr liebt, aber dieses Glück wird mir nicht beschieden sein.“
„Das kannst du doch nicht wissen – jedenfalls nicht mit Bestimmtheit.“
Lindsey seufzte. „Ich bin realistisch genug, um zu wissen, dass ich in einer Ehe mit einem Aristokraten enden werde, der einen standesgemäßen Titel und beträchtliches Vermögen vorweisen kann. Leidenschaft und wahre Liebe werde ich nie kennenlernen – nicht die Art, die Krista und dich mit euren Ehemännern verbindet.“
„Was redest du da, Lindsey?“
„Ich will wenigstens ein einziges Mal diese Art der Leidenschaft kennenlernen. Ich will sie mit all meinen Sinnen auskosten. Thor weckt Gefühle in mir, von denen ich gar nicht wusste, dass sie existieren. Ich weiß, dass wir nicht heiraten können. Wir passen einfach nicht zusammen. Meine Familie würde niemals einverstanden sein, und selbst wenn, würden wir keine glückliche Ehe führen. Wir sind einfach zu verschieden.“
„Aber du wünschst dir eine Affäre mit ihm.“
„Ja.“
„Ich wäre überrascht, wenn Thor sich damit einverstanden erklärte. Er ist ein sehr attraktiver Mann und seinem Bruder in vieler Hinsicht ähnlich. Beide Männer haben ein ausgeprägtes Ehrgefühl. Wenn er eine Affäre mit dir anfinge, würde er sich verpflichtet fühlen, dich zu heiraten.“
„Und darum geht es; deshalb brauche ich deine Hilfe. Thor weiß,dass wir nicht heiraten können. Wie du richtig vermutest, ist das der Grund für seine Weigerung, mich zur Mätresse zu nehmen. Er macht sich Sorgen, dass ich ein Kind von ihm empfangen könnte. Deshalb bin ich hier.“
Coralee stellte ihre Tasse ab, ihre kupferfarbenen
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