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Mein mutiges Herz

Mein mutiges Herz

Titel: Mein mutiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAT MARTIN
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hatte behauptet, er würde ausgehen, um die Nacht in den Armen eines der Mädchen in Madame Fortiers Haus zu verbringen. Wenn er eine käufliche Dirne ihrer Gesellschaft vorzog, wäre das sehr schmerzlich für sie, aber sie würde darüber hinwegkommen. Wenigstens würde er dann nicht wissen, dass sie ihn aufgesucht hatte. Und sie selbst würde Schweigen darüber bewahren.
    Entschlossen betrat sie ihr Zimmer. Sobald alle schliefen, wollte sie sich aus dem Haus schleichen. Es war nicht weit bis zum Green Park, und die vornehme Gegend war sicher.
    Was immer auch geschehen mochte, ihr Entschluss stand fest. Um Mitternacht wollte sie zu ihm. Lindsey verdrängte den Anflug von Angst, die in ihr aufkeimte.
    Thor trank den letzten Schluck und stellte den leeren Krug auf den Schanktisch. Er war kein großer Trinker, genehmigte sich höchstens ein oder zwei Biere, wenn ihm danach war.
    Nun stand er in einer Schenke am Hafen, die von seinen Schauerleuten gern besucht wurde, entschlossen, sich sinnlos zu betrinken. Wenn sein Kopf ausreichend benebelt war, hoffte er, nicht länger von Gedanken an Lindsey gequält zu werden.
    „He, Thor! Wie wär’s? Gehen wir noch ins Pig and Garter? Dort sollen hübsche neue Mädchen arbeiten. Vielleicht können wir uns ein bisschen mit ihnen amüsieren, was meinst du?“
    Die Frage kam von Johnson, einem stämmigen Dockarbeiter mit blondem Haarschopf und einem stets freundlichen Grinsen im Gesicht. Benders und Schofield standen neben ihm.
    Thor versuchte, sich für die Idee zu erwärmen, doch dann schüttelte er den Kopf. „Vielleicht beim nächsten Mal.“ Er hatte mehr Bier getrunken als gewöhnlich, fühlte sich aber dummerweise noch völlig nüchtern. Er zog die Taschenuhr, die sein Bruder ihm zu Weihnachten geschenkt hatte, aus der Hosentasche.
    Zwölf Uhr dreißig. Wenn sie wirklich so verrückt war, an seine Wohnung zu klopfen, würde sie mittlerweile in ihrem eigenen Bett liegen.
    Der Gedanke krampfte ihm den Magen zusammen. Er warf ein paar Münzen auf den Tisch, winkte seinen Arbeitskollegen zu und verließ das Lokal. Als er die dunkle Straße entlangging, dachte er an Lindsey und ihre Absicht, ihn aufzusuchen. Er wusste, wie tollkühn sie sein konnte, aber sie war auch nicht dumm.
    Sobald sie Zeit hatte, an die Konsequenzen zu denken, würde sie zur Vernunft kommen, dessen war er sicher.
    Er winkte eine Mietdroschke heran, da es ihn nach Hause zog. Er fühlte sich unendlich müde, ohne sich den Grund erklären zu können. Jeder Schritt fiel ihm schwer, jede Bewegung war ihm eine Last. Der Gedanke an sein leeres Bett war ihm unerträglich. Er wollte heute Nacht nicht alleine sein. Und er wollte nicht länger an die Frau denken, die er abgewiesen hatte.
    Du hattest keine andere Wahl, redete er sich ein, und das stimmte ja auch. Er hatte das getan, was das Beste für Lindsey war, das Beste für sie beide.
    Die Droschke hielt neben ihm. Mühsam kletterte er hinein und ließ sich auf die Bank fallen. Ihm graute vor der kommenden Nacht und den Stunden, die er wach liegen würde – in Gedanken an Lindsey.

14. KAPITEL
    Es war weit nach Mitternacht, ein fahler Viertelmond stand am dunklen Himmel, die Sterne verblassten hinter einer Dunstschicht und den Lichtern der Großstadt. An der Straßenecke entstieg Lindsey der Mietdroschke, bezahlte den Kutscher und begab sich zur Außentreppe, die zu Thors Wohnung führte.
    Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und ihre Handflächen waren feucht. Sie war versucht, umzukehren, doch sie hatte sich bis hierher gewagt, und nun gab es kein Zurück mehr. Oben auf dem Treppenabsatz wollte sie an die Tür klopfen, besann sich aber eines Besseren. Vielleicht hatte er nicht abgeschlossen.
    Die Tür ließ sich tatsächlich öffnen, ein hoffnungsvolles Zeichen, dass er sie erwartete. Bangen Herzens betrat sie die Wohnung. Es war dunkel, nur die Gaslaterne unter den Fenstern spendete ein wenig Licht. Lindsey schaute sich neugierig um. Das Wohnzimmer war spärlich möbliert und sorgfältig aufgeräumt.
    Es gab ein Sofa und einen Stuhl vor einem kleinen Kamin, über dem ein kriegerischer ovaler Schild aus Leder hing, an der Wand daneben lehnte ein riesiges Schwert. Sie hätte die Dinge gerne näher betrachtet, war aber zu nervös und aufgeregt.
    Sie hoffte inständig, dass Thor in seinem Schlafzimmer auf sie wartete, durchquerte den Raum zu einer Verbindungstür, während ihr Herz wild in einer Mischung aus Ungewissheit und Vorfreude klopfte. Lautlos drehte sie

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