Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein mutiges Herz

Mein mutiges Herz

Titel: Mein mutiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAT MARTIN
Vom Netzwerk:
den Knauf und öffnete vorsichtig. Auch in diesem Zimmer herrschte peinliche Ordnung, das Bett war gemacht. Ihr Herz zog sich zusammen, als sie ihre schlimmste Befürchtung bestätigt sah.
    Thor war nicht zu Hause.
    Ein trockenes Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. Er hatte es also tatsächlich vorgezogen, die Nacht mit einer käuflichen Dirne zu verbringen. Tränen sprangen ihr in die Augen. Wie dumm sie doch war, eine unverbesserliche Närrin. Nur gut, dass er ihre Schmach nicht sehen konnte. Und er durfte nie erfahren, welchen Mühen sie sich unterzogen hatte, sich auf dieses Stelldichein vorzubereiten.
    Ihr Verlangen nach ihm war so stark gewesen, dass sie sich zutiefst erniedrigt hatte und zu ihm geeilt war, nur um festzustellen, dass er lieber mit einer Hure das Bett teilte als mit ihr.
    Vielleicht aber sah er in ihr auch nur eine Hure, eine besudelte Frau, die Dirne, deren Rolle sie gespielt hatte in jener Nacht, als sie mit ihm durch Covent Garden gestreift war. Die Tränen quollen über und liefen ihr über die Wangen. Lindsey zog den Umhang enger um ihre Schultern, machte auf dem Absatz kehrt und eilte aus dem Schlafzimmer, wollte fliehen, bevor er zurückkehrte. Die Schmach würde sie nicht überleben, wenn er sie hier vorfand.
    Sie hätte es beinahe geschafft, als die Wohnungstür geöffnet wurde und Thors riesiger Schatten auf der Schwelle stand.
    Gütiger Himmel! Er kam sicher von Madame Fortiers Bordell, wo er sich vergnügt hatte. Für ihn war sie nur eine von zahllosen Frauen, die ihn anschmachteten. Mit gesenktem Kopf, um ihre Tränen zu verbergen, versuchte sie, an ihm vorbeizuhuschen.
    Thor versperrte ihr den Weg. „Bei den Göttern! Sie sind gekommen.“
    „Lassen Sie mich vorbei!“, forderte sie und hoffte, er würde ihre tränenerstickte Stimme nicht bemerken. „Gehen Sie mir aus dem Weg!“
    Aber er rührte sich nicht von der Stelle, und als sie versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen, schlang er die Arme um sie. „Lindsey …“
    Sie fühlte sich tief gedemütigt. Er kam gerade aus dem Bett einer anderen Frau. Der Gedanke war ihr unendlich widerwärtig.
    „Nehmen Sie Ihre Hände von mir!“ Sie wehrte sich erbittert, schaffte es, einen Arm freizubekommen, und schlug zu. Thor wich ihrem hilflosen Angriff aus und zog sie an seine Brust.
    „Lindsey … Schatz!“
    Haltlos liefen die Tränen über ihr Gesicht und machten ihre Schmach nur noch schlimmer. „Bitte, lassen Sie mich gehen“, flüsterte sie schluchzend. „Ich will nach Hause.“
    Er hörte nicht auf sie, hob sie in seine Arme, trug sie zum Sofa und setzte sich mit ihr auf dem Schoß hin. „Es tut mir so leid“, raunte er und hauchte sanfte Küsse auf ihren Hals. „Verzeih mir, dass ich mich so dumm benommen habe.“
    „Ich war es, die sich dumm benommen hat.“ Tief aufgewühlt presste sie die flachen Hände gegen seine Brust, im vergeblichen Versuch, ihn von sich zu stoßen. „Ich dachte, ich bedeute Ihnen etwas.“
    Thor küsste ihre Schläfe. „Du bedeutest mir alles. Weißt du das denn nicht?“
    Sie blickte ihn hinter einem Tränenschleier an. „Wenn Sie etwas für mich empfinden, warum sind Sie dann ins Bordell gegangen? Wieso wollen Sie mit diesen Frauen zusammen sein und nicht mit mir?“
    „Ich war nicht im Red Door.“
    „Ich glaube Ihnen kein Wort.“
    „Es ist die Wahrheit, Lindsey. Das weißt du.“
    Ja, das wusste sie. Er war zuweilen sogar zu ehrlich. „Ich dachte, Sie begehren mich.“
    „Ich wollte dich nur schützen.“
    Sie wandte den Blick ab und schluckte gegen den Kloß in ihrer Kehle an. „Ich will nach Hause.“
    Sanft strich er mit dem Zeigefinger über ihre Wange. „Dafür ist es zu spät, mein Schatz. Es war bereits zu spät, als du meine Schwelle überschritten hast.“
    Sie spürte seine Finger unter ihrem Kinn, die ihr Gesicht langsam zu ihm drehten, dann legte er seine Lippen auf die ihren. Sein Kuss war warm und sanft und schmeckte ein wenig nach Bier. Er war in einer Schenke, nicht im Red Door gewesen. Der Kloß in ihrer Kehle begann, sich aufzulösen.
    Thor vertiefte seinen Kuss, und Lindseys Herz raste. Dennoch sträubte sie sich gegen ihn, versuchte ihn abzuwehren.
    „Ich kann nicht … ich kann es nicht tun.“ Heftig schüttelte sie den Kopf. „Ich dachte, ich schaffe es, aber es ist unmöglich.“
    „Was ist denn?“
    „Du brauchst eine Frau, die deine Bedürfnisse stillt. Ich dachte, ich könnte diese Frau sein. Nun aber sehe ich … sehe ich ein, dass ich nicht sein

Weitere Kostenlose Bücher