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Mein mutiges Herz

Mein mutiges Herz

Titel: Mein mutiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAT MARTIN
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Stehen.
    „Du bist wütend, Brandr. Das sehe ich. Jemand hat dich ge peinigt. Die Menschen begreifen nicht, wie stark du bist, wie sehr du deine Freiheit brauchst.“
    Saber drehte den Kopf seitlich und beobachtete ihn aus einem funkelnden Auge, das ihm aus der Höhle trat, bis das Weiße zu sehen war. Er schnaubte und warf seine seidige Mähne hin und her, während Thor leise auf ihn einredete. Auf Altnordisch und Englisch sagte er dem Tier, dass er ihm nicht wehtun würde und er bald seine Freiheit bekomme.
    Der Hengst wich einige kurze Schritte zurück, stieg wieder, griff aber nicht an. Stattdessen jagte er im wilden Galopp das gesamte Rund der Koppel entlang und blieb wieder schlitternd vor Thor stehen, der sich ein paar Schritte weiter in die Koppel gewagt hatte.
    Saber schnaubte und scharrte zornig mit den Hufen.
    Thor blieb ruhig stehen.
    Der Hengst tänzelte rückwärts, brach seitlich aus, galoppierte wieder an der Umzäunung entlang und blieb etwas weiter entfernt stehen.
    Thor rührte sich nicht.
    Das Tier machte kehrt, galoppierte mit donnernden Hufen in die andere Richtung bis zur Umzäunung, fuhr herum und stand breitbeinig mit gesenktem Kopf und geblähten Nüstern, seine dunklen feurigen Augen auf Thor gerichtet, der immer noch dastand wie aus Stein.
    Thor wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, wie oft das Tier ihn bedrohlich attackierte, kehrtmachte und wieder das Weite suchte.
    Er übte sich in Geduld. Wenn die Götter es wollten, würde er einen Weg in das Herz dieses prachtvollen Hengstes finden und sein Vertrauen gewinnen.
    Aus den Augenwinkeln nahm Thor den Stallmeister wahr, der die Szene beobachtete. Zwei Stallburschen hatten sich zu ihm gesellt und verfolgten das Geschehen, auf ihre Mistgabeln gestützt.
    „Würde ich es nicht mit eigenen Augen sehen, würde ich es nicht glauben.“
    Beim Klang von Mr. Nubs Stimme galoppierte der Hengst wie ein Besessener heran, wieherte wild schnaubend und kam an der Stelle, wo die drei Männer außen an der Koppel standen, jäh zum Halten. Gras und Erde spritzten auf.
    Horace Nub wich zurück und fuhr sich mit der Hand über seine speckig glänzende Glatze. „Der verdammte Gaul ist ein Mörder.“
    „Er ist wütend“, sagte Thor. „Er wurde misshandelt. Sehen Sie die Narben an seinem Hals und den Flanken?“
    „Burke ließ ihn die Peitsche spüren, um seinen Willen zu brechen, aber ohne Erfolg. Der Hengst muss erschossen werden.“
    „Geben Sie mir die Chance, mit ihm zu arbeiten. Mit der Zeit wird er sich beruhigen.“
    Der Stallmeister beäugte Thor argwöhnisch und fuhr sich wieder mit der Hand über den blanken Schädel. „Ich kann’s ja mal versuchen. Aber vergessen Sie nicht, was ich gesagt habe: Wenn er Ihnen die Knochen bricht, ist das Ihre Sache.“
    Thor nickte nur; er konnte es kaum erwarten, mit der Arbeit zu beginnen. King’s Saber war der passende Name für den feurigen Hengst. Dieses mutige Tier hatte das Zeug zum Champion. Es würde einige Zeit dauern, ihn zu zähmen, aber Saber war jede Mühe wert. Thor hatte keinen Zweifel an seinem Erfolg.
    Und sobald er das Vertrauen der Stallburschen gewonnen hatte, würde er Fragen stellen. Er würde herausfinden, ob es einen Grund gab anzunehmen, der Viscount könne etwas mit den Frauenmorden in Covent Garden zu tun haben.
    Und er würde jeden Tag achtgeben, ob Lindsey Gefahr drohte.

16. KAPITEL
    Lindsey saß neben Tante Dee in der Renhurst Karosse, um Stephen Camden in Merrick Park zu besuchen.
    „Ich finde es reizend von Stephen, uns zum Lunch zu bitten“, sagte Tante Dee.
    „Ja, ganz reizend“, pflichtete Lindsey ihr zerstreut bei. Vielleicht ergab sich eine Gelegenheit, das Gespräch mit dem Viscount wie zufällig auf die Mordfälle zu lenken. Allerdings hatte sie keine Ahnung, wie sie das Thema anschneiden sollte, aber früher oder später würde sich bestimmt eine Gelegenheit bieten.
    Die Karosse fuhr an dem stattlichen Herrenhaus vor, und ein Diener eilte herbei, um den Damen beim Aussteigen behilflich zu sein.
    „Lady Ashford … Miss Graham.“ Der junge Mann verneigte sich höflich. „Seine Lordschaft freut sich über Ihren Besuch, wurde allerdings an den Stallungen aufgehalten. Er empfängt Sie in wenigen Minuten im Salon. Wenn Sie mir bitte folgen wollen …“
    „Wieso sehen wir nicht selbst nach ihm?“, schlug Lindsey vor, die sich schon immer für Merricks edle Vollblüter interessiert hatte.
    Tante Dee warf einen Blick in Richtung der Stalljungen. Es war ein

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