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Mein mutiges Herz

Mein mutiges Herz

Titel: Mein mutiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAT MARTIN
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weniger als eine Meile entfernt lag.
    Als er sich den Stallungen näherte, beobachtete Thor voller Bewunderung ein halbes Dutzend Pferde, die sich auf einer großen Koppel bewegten, ähnlich elegant und kraftvoll wie das Pferd, das er im Green Park beobachtet hatte.
    Sein Blut geriet in Wallung vor Aufregung, als er sich einem stämmigen Mann mit Glatze näherte, offenbar der Stallmeister, der gerade einem Burschen Anweisungen erteilte.
    „Sie haben wahre Prachtexemplare auf dieser Koppel“, sagte Thor, dessen Blick wieder zu den Pferden wanderte, die übermütig über die grüne Wiese galoppierten.
    Der untersetzte Mann hob den Kopf, hob ihn noch höher, bis sein Blick Thors Gesicht erfasste. „Was kann ich für Sie tun, Mister?“
    „Ich habe viele Jahre mit Pferden gearbeitet und hoffe, Sie haben Arbeit für einen Mann, der weiß, wie man mit edlen Tieren umgeht.“
    Der Glatzkopf musterte ihn prüfend. „Suchen Sie Arbeit?“
    „Ja, das tue ich.“
    „Bei uns gibt es immer Platz für einen Mann, der sich mit Pferden auskennt. Und wie’s der Zufall will, hat vor Kurzem ein Zureiter gekündigt. Das ist ein verantwortungsvoller Posten. Denken Sie, Sie könnten das schaffen?“
    „Ja, das traue ich mir zu.“
    Der Mann nickte. „Ich heiße Horace Nub.“
    „Thor Draugr.“
    „Na gut, kommen Sie mit.“
    Die beiden betraten den Stall, der so sauber gefegt war, dass kein Strohhalm auf dem festgetretenen Lehmboden zu sehen war. In den Boxen standen Kastanienbraune, Rotfüchse und Rappen von edelstem Geblüt, die nickend schnaubten, als die Stallburschen ihnen Wassereimer hinstellten und ihre Krippen mit Hafer füllten. Thor folgte Horace Nub durch die Hintertür ins Freie. Nub wies mit dem Arm zu einem großen schwarzen Hengst hinüber, der sich tänzelnd in einer kleineren Koppel bewegte. „Dieser schwarze Teufel ist King’s Saber. Eigentlich müsste er Satan heißen. Bisher hat es noch keiner geschafft, sich länger als zehn Minuten im Sattel zu halten, nicht einmal in der Koppel. Der letzte Zureiter hat aufgegeben, nachdem er sich den Arm beim Sturz gebrochen hatte.“
    Thor betrachtete das herrliche Tier, das schnaubend und stampfend an der anderen Seite der Umzäunung entlangtrabte. Der Hengst war größer als die übrigen Pferde des Viscounts, aber im Körperbau glich er den anderen, besaß einen langen schlanken Hals, ausgeprägte kräftige Muskulatur an der Hinterhand und sehnige hohe Beine. Mähne und Schweif wehten wie Seidenbanner, als er mit stampfenden Hufen hin und her jagte.
    Das schönste Pferd, das Thor je im Leben gesehen hatte.
    „Seine Lordschaft kaufte ihn als Rennpferd, aber er ist zu wild dafür. Er taugt nicht mal als Zuchthengst, der Teufel. Die letzte Stute, die er bestieg, hätte er beinahe umgebracht. Der oberste Stallmeister Harley Burke riet Seiner Lordschaft, ihn zu töten, bevor das Biest noch jemand umbringt.“
    Thors Brust verengte sich. „Ich würde ihn mir gerne mal ansehen.“
    „Wenn Ihnen etwas passiert, sind Sie selbst dafür verantwortlich. Aber wenn er zulässt, dass Sie in der Koppel stehen, haben Sie die Stelle.“
    Thor nickte nur. Das Pferd faszinierte ihn. Es prickelte ihn in den Fingern, es anzufassen, seine glatte schwarze Decke zu streicheln, die ungezügelte Kraft seines lang ausholenden, sehnigen Geläufs unter sich zu spüren.
    Thor ging gemessenen Schrittes, aber ohne Zögern zum Gatter, um zu erreichen, dass der Hengst in ihm von Anfang einen ebenbürtigen Gefährten sah.
    Er öffnete das Gatter, trat in die Koppel und blieb stehen. Das mächtige Tier galoppierte bis zur Mitte der Koppel, kam schlitternd zum Stehen, stampfte ein paar Mal mit den Hufen, tänzelte unruhig, warf den Kopf in den Nacken und bäumte sich mit einem schrill warnenden Wiehern auf. Und dann stürmte er los, mit gefletschten Zähnen und angelegten Ohren.
    Thor rührte sich nicht vom Fleck.
    Das Tier kam jäh zum Stehen, keinen Meter von ihm entfernt, stieg wieder und schlug mit den Vorderhufen nach ihm, ein furchterregender Anblick, vor dem jeder vernünftige Mensch die Flucht ergriffen hätte. Thor wirkte völlig ungerührt und blieb eisern stehen. Selbst das Pferd schien verdutzt angesichts dieser Furchtlosigkeit.
    „Säbel des Königs“, flüsterte er, nur für die Ohren des Hengstes bestimmt. „In meiner Heimat würde dein Name Brandr fra dat Konungr lauten. Es ist ein guter Name.“
    Das Pferd schnaubte wütend, stieg erneut und kam knapp vor Thor wieder zum

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