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Mein Name ist Eugen

Mein Name ist Eugen

Titel: Mein Name ist Eugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Schädelin
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für eine halbe Stunde hinüber, und wenn er dann erwache, habe er so ein eigenartiges Gefühl und wisse nicht mehr, was passiert sei, und just das sei es, was wir in unserem Falle nötig hätten.
    Ganz so blöd war der Wrigley sonst nicht. Ich glaube, der Helm ist ihm in jenem Zeitpunkt ein wenig in den Kopf gestiegen, sonst wäre er bestimmt nicht auf einen solchen ruinösen Vorschlag verfallen.
    Ich protestierte natürlich sogleich, aber er fuhr auf, nannte mich Höseler und Anfänger, und ich solle doch den Hadschi Halef Omar Ben nicht lehren wollen. Der habe seine Sache schon verstanden. Recht ausgeführt sei die Sache gar nicht gefährlich, denn der Schut sei doch erst am Ende des letzten Bandes gestorben; also habe es ihm damals nichts geschadet.
    Der Wrigley redete und redete, dass ich schon fürchten musste, man höre uns drüben. Um ihn zu besänftigen, ging ich hinaus und schlich in den Keller hinab, um in der Werkstatt einen Hammer zu holen, allerdings fest entschlossen, ihn nicht zu gebrauchen.
    Auf allen Vieren kroch ich durch den Gang, dann um die Ecke an der Küche vorbei. Weiter hinten fiel ein Lichtstrahl aus der angelehnten Türe des Wohnzimmers. Unendliche Vorsicht war geboten.
    Man hörte Vater und Mutter Wrigley miteinander reden. Ich hörte die folgenden Sätze, und, lieber Leser, ich muss schon sagen: Das gab mir den Bogen!
    «... hat er ganz sicher nicht!», lachte Vater Stalder. «Sieh, Sabine so weit fällt der Apfel denn doch nicht vom Stamm. Unser Franz hat zu viel Stalderblut, um ein Lauszapfen zu sein. Stalderart ist bodenständige Art, da mache du mir nichts vor. Der Fränzel ist schon recht. Der hat mir noch nie Kummer gemacht. Und was du gegenwärtig an ihm auszusetzen hast, das kommt alles nur vom Eugen her. Dessen Einfluss ist nicht von gutem für unseren Buben. Immer hat er krankhafte Ideen und verführt den unseren zum Schlechten. Ja, mit dem kommt es nicht gut, und wenn ich sein Vater wäre, dem wollte ich die Hosen spannen, potz sapperment! Du kannst sicher sein, auch hinter dieser Fischerei steckt niemand anders als der Eugen. Weiss der Schinter, was für einen Floh er ihm wieder hinters Ohr gesetzt hat.»
    So sprach Herr Stalder, und bei einem Haar wäre ich aufgesprungen und hätte ihm erklärt, wer soeben wen verführe.
    Jetzt stand bei mir der Entschluss fest! Nun wurde der Hammer geholt, und wehe dem , der ins Zimmer kam! Vater Stalder jedenfalls war dann einer währschaften Beule sicher.
    So besorgte ich denn — kochend in der ganzen Seele — den Holzhammer und machte mich in meine Bude zurück, sass in meinem Nachthemd auf den Stuhl, um den eventuellen Patienten abzuwarten.
    Irgendwie muss ich dann eingeschlafen sein, denn ich erwachte, als mich jemand an der Schulter rüttelte .--
    Frau Stalder stand vor mir und sah mich an, als komme ich direkt vom Mond.
    Was ich da mache?
    Lieber Leser, bist du schon einmal in der Hölle gewesen? — Aber ich! Schlimmer kann es gar nicht mehr sein, als im Hemd mitten in der Nacht auf einem Stuhl, und so mit einem Hammer in der Hand, und so einer Mutter davor, welche frägt, was man da mache.
    Ich verwünschte den Wrigley samt seiner Idee, kehrte mich nach ihm hin und sah, dass er unter die Bettdecke gegangen war und vorderhand unsichtbar blieb.
    Ob es bald werde? Was ich da mache, habe sie gefragt!
    Ich, eh — habe, eh, nur sehen wollen, eeh, nein, nur, eeh, ja, das Bild sei heruntergefallen, und jetzt wolle ich es wieder annageln.
    «Mit einem Holzhammer?»
    Ja, der andere sei drum noch oben.
    «Aber das Bild hängt ja immer noch dort, wo es immer gehangen hat, und der Nagel dort lässt nicht so geschwind!»
    «Ja, eben, eh, das ist ja das Dumme!»
    Mit diesem blöden Satz war ich am Ende. Das beste war, ich fing an zu heulen, und das besorgte ich so gründlich, dass es die Mutter ein wenig aufweichte und sie zum Satz veranlasste, ich stelle mich ja wie ein Nachtwandler.
    Richtig! Nachtwandeln, das war es, und über dieser neuen Möglichkeit fing ich mich schon ein wenig zu beruhigen an, als ihr Blick wieder auf den Hammer fiel.
    «Nein, Bürschchen, da stimmt etwas nicht! Woher ist dieser Hammer?»
    Keine Antwort.
    «Wo der Hammer her ist, habe ich gefragt!»--
    Doch da bemerkte sie dem Wrigley sein Bett, wo man trotz der Bettdecke ganz gut sah, das jemand drin lag.
    Frau Stalder wurde krebsrot und stemmte die Hände in die Seiten.
    «Ach so!» wetterte sie gegen das Bett hin. «Ist der Lauser also heimgekommen. Ah so, dem Herrn

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