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Mein Offizier und Gentleman

Mein Offizier und Gentleman

Titel: Mein Offizier und Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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einweihen … aber ich glaube, ich muss dich nicht so viel lehren, du scheinst ein natürliches Talent dafür zu haben.“
    „Ja, vielleicht …“ Lucy lachte verhalten. „Das Warten wird mich hart ankommen, Jack – vielleicht müssen wir nicht warten?“
    „Du weißt nicht, was du sagst, Lucy, und es ist meine Schuld, ich habe dich dazu gebracht. Ich sehne mich schrecklich nach dir, aber ich liebe dich zu sehr, um die Grenzen zu überschreiten. Wir müssen bis nach der Heirat warten. Denk nur, was alles bis dahin geschehen könnte – nein.“ Als sie ihn verlangend ansah, schüttelte er ablehnend den Kopf – er wollte ihr nicht erklären, welche Unglücksfälle eintreten konnten. „Liebes, sosehr mich die Versuchung lockt, ich kann warten. Ich werde dein Vertrauen nicht missbrauchen.“
    Lucy sah ihn zärtlich an. Wie ehrenhaft und auf ihr Wohl bedacht er war! Und diesen Mann hatte sie verdächtigt! Sie wollte nicht so töricht sein und an ihm zweifeln, denn er hatte ihr mehr als einmal seine Liebe bewiesen.
    Während der nächsten zwei Tage war Lucy fast ständig mit Jack beisammen. Er hatte einen Dekorateur herbestellt, einen zierlichen Italiener mit riesigem Schnauzbart, der wild mit den Händen redete, wenn er in Eifer geriet, und bald stand Lucy verwirrt vor den vielen Stoff- und Farbmustern, die dieser Künstler ihr vorlegte. Jack zeigte ihnen die Suite, die aus zwei großen, je mit einem geräumigen Ankleidezimmer versehenen Schlafgemächern bestand, und nachdem Lucy sich eine Weile umgesehen hatte, erläuterte sie ihr eigenen Vorstellungen von der Einrichtung. Schließlich bat sie den Mann, seine Vorschläge schriftlich darzulegen, und als er gegangen war, verbrachten Jack und sie einige vergnügliche Stunden mit der Diskussion über die Gestaltung der Räume.
    Einige Tage danach beschloss Lucy, endlich einmal wieder auszufahren. Jack und Drew waren unterwegs, um sich mit anderen Gutsbesitzern über die Methoden fortschrittlicher Landwirtschaft auszutauschen, Marianne musste sich um Klein Andrea kümmern, die wieder einmal einen Zahn bekam, und Mrs. Horne unterstützte Amelia, weil einige Räume für den erwarteten Besuch von Jo und Hal hergerichtet werden sollten. Zwar hatte Lucy ihre Hilfe angeboten, doch Mrs. Horne hatte gemeint, sie solle lieber einen Spaziergang machen und das schöne Wetter genießen. Stattdessen hatte Lucy anspannen lassen, um die Gegend jenseits des Teiches zu erkunden, die Jack und Amelia, wenn sie mit ihnen ausfuhr, bisher stets gemieden hatten. Also war sie nun in dieser Richtung unterwegs und traf auch bald auf einen Weg, der zur Rechten um das Gewässer herum und dann ein Stück durch ein Wäldchen führte, bis schließlich ein Gebäude auftauchte, das, wie Lucy meinte, der Witwensitz des Landguts sein müsse, ein gediegenes Gebäude aus roten Ziegeln, neuer als das Herrenhaus, mit ausgedehntem Rasen und hübsch bep fl anzten Beeten davor. Als sie daran vorbeifuhr, bemerkte sie dort einen kleinen Jungen mit seinem Steckenpferd, und da er ihr bekannt vorkam, zügelte sie die Pferde und setzte ein Stück zurück, bis sie unmittelbar vor dem Eingang zum Stehen kam. Der Junge sah sie und kam munter zum Tor gelaufen.
    „Guten Tag, Madam“, rief er, „wollen Sie mit mir spielen?“
    „Heute nicht“, antwortete sie lächelnd, „doch vielleicht ein anderes Mal?“
    In diesem Augenblick erschien eine junge Frau an der Haustür. Sie trug ein modisches, jedoch nicht ganz damenhaftes Kleid – es war ein wenig zu grell und überladen. Möglicherweise war sie keine Engländerin, denn ihre Aussprache klang seltsam, als sie nach dem Jungen rief. „Antonio, komm herein! Du weißt doch, dass du nicht vor dem Haus spielen sollst.“
    „Ach, lassen Sie ihn doch gewähren“, sagte Lucy. „Er ist ein so hübsches Kind. Ich wollte ihm nur guten Tag sagen.“
    Die Frau trat auf den Pfad hinaus zu dem Knaben und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Zwei Hunde, die ihr gefolgt waren, begannen, als spürten sie die feindselige Haltung, lauthals zu bellen, sodass Lucy die Pferde nur mühsam im Zaum halten konnte.
    „Wir möchten keine Besucher“, sagte die Frau unwillig, während sie das Kind zum Haus drängte. „Gehen Sie weg. Sie sind unerwünscht.“
    „Es tut mir leid. Ich wollte mich nicht aufdrängen.“ Ein wenig verstimmt trieb Lucy die Pferde an. Sie war beinahe sicher, dass das die Frau und das Kind waren, die sie schon zweimal gesehen hatte, und wunderte sich, warum die

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