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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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der Umgegend bestückt wurde. Vom Spätherbst bis zum Jahresende wollte Schumann dort auch Gänsefleisch anbieten. Hundert Küken hatte sie bereits bestellt. Neben dieser Theke hatte Karin ein Schrot-und-Korn-Regal platziert, wo der geneigte Müslifreak alles für den täglichen Bedarf finden konnte.
    Linker Hand befand sich das Wichtigste: die Kasse. Da Schumann karitativ sehr engagiert war, musste jeder Kunde fünf Prozent des Verkaufspreises in eine Spendenbox für SOS-Kinderdörfer werfen. Karin bestand stets darauf, dass dies von jedem Käufer persönlich erledigt wurde, denn dadurch wanderte der eine oder andere zusätzliche Euro in den Pott. Diese Idee kam bei den Kunden sehr gut an, von den SOS-Kinderdörfern ganz zu schweigen.
    Hinter der Ladentheke wurde allerlei Krimskrams zum Verkauf angeboten: asbestfreie Unterwäsche und Häkeldeckchen, von süddeutschen Strafgefangenen mundgeblasene Oster- und Weihnachtskugeln, von Bienen in Freilandhaltung in maximal fünfunddreißig Stunden pro Woche gesammelter Honig und lustige Türschilder von der Vereinigung taubstummer und blinder Holzschnitzer aus Ostpreußen.
    Zum Glück bot Karin keine eigene Modekreation zum Verkauf an, denn dies hätte den sofortigen Bankrott für das junge Unternehmen bedeutet. Ihr Outfit wirkte auch heute wieder gewöhnungsbedürftig: Die gelbe Cordhose biss sich mit dem blauen Rüschenhemd. Gott sei Dank wurden drei Viertel durch einen Bundeswehrparka verdeckt. Damit meine Augen vor lauter Farborgasmen nicht kollabierten, fixierte ich ihre Schuhe. Gummistiefel waren für eine Landwirtin in Ordnung.
    »Hi, Karin. Herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Laden. Das hast du phantastisch hingekriegt«, raspelte ich eifrig Süßholz, wobei ich nicht einmal lügen musste. Dann kam ich auf den eigentlichen Grund meines Besuchs zu sprechen: »Ich muss noch mal wegen der Sandanalyse zum Dülmener Chemiker. Bist du so lieb und passt auf Kevin auf?«
    »Was? Du brauchst absolute Ruhe und gehörst ins Bett.«
    »Würde ich gerne, das kannst du mir glauben. Aber wenn ich nichts unternehme, kommen die Schläger wieder, und dann Gnade mir Gott.«
    »Gut, du holst schnell die Unterlagen ab und kommst sofort zurück«, spielte sie Terminkalender.
    »Zu Befehl, Frau Oberst.«
    Ich hob die Babytasche hoch und stellte sie auf die Theke. Kevin schaute neugierig in die Gegend, während er das dicke Näschen rümpfte.
    »Ist der süß«, krabbelte Karin sein Kinn, was Grabowski junior zu einem wohligen Glucksen animierte.
    »Vorhin hat er geschrien, als wollte ich ihn ermorden. Vielleicht mag er mich nicht.«
    »Blödsinn. Außerdem hab ich doch schon gesagt, dass ich ihn nehme. Aber wehe, du bist um acht nicht in der Koje. Dann schreist du «, drohte sie mir lachend.
    Nach einem Abschiedskuss hatte mich die Straße wieder. Ich drehte das Autoradio lauter und genoss das Gefühl von Freiheit und Einsamkeit. Einsamkeit? Es konnte doch kein Zufall sein, dass schon wieder der grüne Toyota an mir klebte. Leider hielt der Fahrer so viel Abstand, dass ich sein Gesicht noch immer nicht erkennen konnte. Aber das sollte schnell geklärt sein.
    Ich hielt am Straßenrand und stellte mich vor einen Baum, als ob ich pinkeln müsste. Aus dem Augenwinkel erkannte ich, dass der grüne Japaner bremste und zehn Meter hinter meiner Rostlaube stehen blieb. Ich rührte mich nicht von der Stelle. Der Fahrer stieg aus.
    Ich drehte mich um: »Was machst du denn hier?«
    Wie ein angestochener Stier rannte der Kerl auf mich zu: »Nannen, du Arsch!«
    Dem Faustschlag wich ich elegant aus, packte den dazugehörigen Arm mit einem Aikidogriff und drückte den Besitzer des Arms zu Boden.
    »Was soll das, Robert?«
    »Lass los, Wichser.«
    »Nicht in diesem Ton«, drückte ich noch einmal zu, ließ ihn dann aber los.
    Ein Fehler. In der Aufwärtsbewegung setzte er einen linken Schwinger an, der mich am rechten Auge traf. Ich fiel gegen eine Weide, die leider keinen Zentimeter nachgab. Dafür knackte mein Rücken.
    »Willst du mich umbringen?«, stöhnte ich.
    »Lass die Finger von Ulrike, du Sack«, fuchtelte mir Robert mit der Faust vor der Nase herum. »Diesmal lass ich dich noch heil, aber nur, weil die Mannschaft dich braucht.«
    »Ich habe keinerlei Interesse an deiner Puppe«, antwortete ich wahrheitsgemäß und wusste nicht, ob ich mir zuerst das schmerzende Auge oder den zerschundenen Rücken reiben sollte.
    »Du hast dich in der Kneipe ziemlich angeregt mit ihr unterhalten«, pumpte

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