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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Andererseits konnten Reisingers Geschäftspartner befürchtet haben, dass der Baustoffhändler bei seiner Geliebten aus dem Nähkästchen geplaudert hatte. Ein Mord stellte für diese Leute keine größere Unannehmlichkeit dar als für unsereinen die Eliminierung einer Fliege. Ein weiterer Grund, sich Ermittlungen in dieser Richtung vorerst zu verkneifen.
    Ich drückte die Zigarre aus, schlenderte ins Haus zurück, legte die erste Billy-Idol -CD ein und machte es mir im Schaukelstuhl bequem.
    Blieben noch Küppers’ Fußballkollegen als Verdächtige übrig. Schließlich hatte der Stürmer den Ball nicht nur im eigenen Tor versenkt. Doch auch dort hatten sich meine Ermittlungen bisher als unergiebig erwiesen. Keiner machte den Einruck, Animositäten gegen Angelo zu hegen, geschweige denn Mordgelüste.
    Während Billy Idol mich aufforderte, seinen Fall zu stoppen, dämmerte mir die Erkenntnis, dass diese Angelegenheit selbst für den cleversten Detektiv des Münsterlands eine Nummer zu groß war. Einen Whiskey später wurde mir von dieser Überdosis Selbstmitleid übel.

    Aus der Ferne schlug die Kirchturmuhr siebenmal, als meine Haustür mit einem Schwung geöffnet wurde und Otto und Grabowski schnurstracks ins Arbeitszimmer marschierten. Der Rentner trug einen pechschwarzen Nadelstreifenanzug wie ein Gangster aus einem drittklassigen Mafiafilm. Als Kopfbedeckung diente ein Pork-Pie-Hut. Entfernt erinnerte er mich an Gene Hackman in French Connection. Vielleicht hoffte mein Senioren-Marlowe durch entsprechende Accessoires nach dem Motto »Kleider machen Leute« Hackmans bestechendes Charisma auszustrahlen. Sein energischer Gang und die vor Unternehmungslust blitzenden Augen deuteten darauf hin, dass es etwas zu nutzen schien. Auch wirkte Otto mindestens zehn Jahre jünger als zu der Zeit, als ich ihn vor drei Jahren im Dülmener Altenheim bei Recherchen kennengelernt hatte. Grabowski schleppte diverse Koffer mit sich. Wahrscheinlich das technische Equipment für die Präsentation.
    »Tag, Chef. Alles im Lack? Gimme five«, begrüßte mich Otto jovial und hielt mir seine Hand zum Abklatschen hin, als würden sich zwei pubertierende Hip-Hopper im Jugendzentrum treffen.
    »Piano, piano, sonst kann ich mit deiner neugewonnenen Jugend nicht mehr Schritt halten«, knurrte ich sarkastisch.
    »Was soll das denn heißen? Meinst du etwa, ich gehöre zum alten Eisen?«, mimte Otto den Beleidigten und warf den Hut auf meinen Schreibtisch. Grabowski holte sich eine Flasche Sprudel aus dem Kühlschrank, öffnete sie mit den Zähnen und nahm einen tiefen Schluck.
    »Schicker Anzug. Armani?«, wollte ich Baumeisters Outfit wenigstens ein bisschen würdigen.
    »Nicht ganz«, grinste Baumeister wohlwollend. »Mishumo-Anzüge liegen im Trend, mein Freund. Tuch aus edler Polyester-Viskose-Mischung mit hervorragenden Trageeigenschaften, ansprechend junge Passform, leicht antailliertes Dreiknopfsakko mit Rückenschlitz, kurz und schmal geschnittenes Revers, zwei Patten- und eine Brustleistentasche, aufwendige Innenausstattung mit Ziernähten, hüfthoch sitzende Flat-Front-Hose, seitlich schräg eingelassene Einschubtaschen, zwei geknöpfte Paspeltaschen hinten. Ich will schließlich nicht nur als Detektiv etwas darstellen, sondern auch bei der Damenwelt punkten«, dozierte der Beau. »Peter, baust du bitte die Technik auf?«
    Grummelnd erhob sich Peter und transportierte das Schwerstgepäck von lauten Flüchen begleitet ins Wohnzimmer.
    »Frauenwelt?«, fragte ich neugierig. »Wie war dein Date mit Christel?«
    »Findet erst morgen statt«, grinste Otto. »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Ich habe Frau Vossen auch sofort klargemacht, dass mein Job stets erste Priorität genießen wird. Detektiv ist für mich nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung.«
    »Recht so«, lobte ich Otto, während mein Inneres Ich sich kaputtlachte. »Ich wüsste auch nicht, was ich ohne dich machen würde. Und, hat sie deine Einstellung akzeptiert?«
    »Was bleibt ihr denn anderes übrig? Wenn eine Frau einen Mann von Welt will, muss sie Opfer bringen. Denkst du, Robert de Niro, Tom Cruise oder Bill Gates haben großartig Zeit, sich um ihre Ehefrauen zu kümmern, wenn sie denn überhaupt welche haben?«
    »Ich kenn das aus eigener Erfahrung«, pflichtete ich bei. Besser Otto lebte in einer abenteuerlichen Phantasie als in einer langweiligen Realität.
    »Komm, Peter müsste fertig sein«, winkte er mich ins Wohnzimmer.
    Starr vor Erstaunen blieb ich im

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