Mein Schwein pfeift
erzählen. Da wir uns an die Wahrheit hielten, konnte Schnäuzer keine Unstimmigkeiten ausmachen und ließ uns gehen, nachdem er über Funk den üblichen Tross angefordert hatte.
Ich hatte keine Lust, mich mit Schrage zu unterhalten, und schlug ein Treffen für den kommenden Tag vor. Er willigte ein, und so trennten sich unsere Wege.
14
N ach einem Friseurbesuch traf ich gegen fünf zu Hause ein. Als ich meine Außenanlagen inspizierte, klatschte ich meinem Praktikanten innerlich Beifall. Mein Garten sah tipptopp aus, die Ställe leuchteten gleichmäßig rot, und die Kaninchen blinzelten selig. Ein Zettel an der Stalltür unterrichtete mich, dass Paul nach Hause gegangen, aber zu jeder Tages- und Nachtzeit über Handy erreichbar war. Darunter war sein Name gekritzelt.
Somit musste ich nur noch die Kaninchen versorgen, bevor ich es mir mit einem Bier auf der Terrasse bequem machen konnte.
Der heutige Tag konnte unter dem Begriff »frustrierend« subsumiert werden. Zwar war er für mich nicht ganz so negativ verlaufen wie für Mona, aber Freudentänze mochte ich deswegen nicht aufführen.
Der Grund für meine Enttäuschung lag auf der Hand: Offensichtlich hatte Reisinger den Fußballspieler nicht ermordet beziehungsweise ermorden lassen. Mit der Möglichkeit, dass Angelo und Mona von unterschiedlichen Personen in die ewigen Jagdgründe geschickt worden waren, hätte ich mich zwar gern angefreundet, aber solche Zufälle gab es nicht. Oswald selbst konnte seine Geliebte nicht getötet haben, da er zum Tatzeitpunkt kälter war als ein Eisbärhintern. Vielleicht bestand noch die Möglichkeit, dass Reisinger den Killer, den er für Angelos Liquidierung angeheuert hatte, auch mit Monas Eliminierung beauftragt hatte, aber das klang mehr nach einem Drehbuch für ein C-Movie als nach Realität, zumal Frankie und Bruno für ihren Boss in der Hölle Kohlen schleppten.
Nein, die Attentate gegen mich waren einzig und allein in der Tatsache begründet, dass ich Reisingers illegalen Geschäften auf die Spur gekommen war. Mit der Ermordung Monas und damit auch mit Angelos Dahinscheiden hatte der Bauunternehmer nichts zu schaffen, da war ich mir sicher.
Damit konnte ich wieder von vorne anfangen. Zu den Akten legen konnte ich den Fall nicht, denn das ließ mein Stolz nicht zu. Dieter R. Nannen stolperte nicht über eine Leiche und ging danach zur Tagesordnung über. Außerdem hatte ich tief im Innern noch etwas für Mona übrig, also war ich ihr das einfach schuldig.
In der momentanen Situation blieb mir nichts anderes übrig, als Schlemmbach anzurufen. Zum einen hatte ich keine Lust, umsonst zu arbeiten — Reisingers Kohle sah ich nicht als Honorar, sondern als Schmerzensgeld an — , zum anderen musste ich meinen Irrtum gestehen, bevor etwas an die Öffentlichkeit drang und ich noch zum Deppen von Buldern auserkoren wurde.
Ich leerte die Bierflasche und marschierte ins Haus. Eine Minute später hatte ich den Bürgermeister an der Strippe. Schlemmbach hatte bisher noch nichts weitergegeben, war sogar erleichtert, dass Oswald nur Wirtschaftskrimineller und kein Mörder war. Erfreulicherweise erklärte er sich damit einverstanden, mein Honorar weiterzuzahlen...
»...unter einer Bedingung.«
Ich wappnete mich innerlich.
»Sie sind wieder in der Mannschaft.«
Welch Überraschung, aber leider blieb mir keine andere Wahl. »Einverstanden. Ich werde alles geben, damit der FC Dülmen in der kommenden Saison eine Liga höher spielt. Wann ist das nächste Training?«
»Morgen um eins.«
Gut, dass wir Kilometer voneinander entfernt waren, sonst hätte er mich wahrscheinlich umarmt und geküsst.
Nach einigen Höflichkeitsfloskeln beendeten wir das Gespräch, und ich verzog mich mit einer Flasche Whiskey und einer Zigarre an die frische Luft. Gehirnakrobatik war angesagt.
Angelo Küppers, Oswald Reisinger, die beiden Lakaien und jetzt auch noch Mona: Mittlerweile lag die Sterberate eindeutig zu hoch, obwohl ich an drei Todesfällen alles andere als unschuldig war.
Reisinger war eindeutig ein Krimineller, der mit verseuchtem Sand Geschäfte machte. Es lohnte nicht, diese Spur weiterzuverfolgen, denn zum einen war sie für die Mördersuche nicht von Belang, zum anderen musste ich dabei wahrscheinlich gegen eine gewissenlose Organisation angehen, denn derartige Geschäfte ließen sich nicht allein durchziehen.
Ich war sicher, dass die Entdeckung der krummen Touren Zufall war und mit dem Mord an Küppers nichts zu tun hatte.
Weitere Kostenlose Bücher