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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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schmerzte. Der bemitleidenswerte Mitspieler blickte fassungslos in Ulrikes Richtung. Quizshows waren halt kein Nonnenwettbeten, erst recht nicht, wenn Quote gemacht werden musste.
    »Jetzt du, Ingo. Was ist die dritte Potenz von zwei?«, stellte Ulli eine aus meiner Sicht unwesentlich leichtere Frage.
    »Acht«, kam es relativ zügig innerhalb des Zeitlimits.
    »Bravo, das ist richtig.« Das Publikum, das sicherlich vorher angestachelt worden war, klatschte Beifall und trampelte mit den Füßen, als ob Ingo soeben Einsteins Relativitätstheorie widerlegt hätte.
    »Das kann doch wohl nicht wahr sein!«, schrie Hermann-Josef die Moderatorin an. »Seine Fragen sind doch viel einfacher als meine!« Dies wurde von der Zuschauermeute mit einem Pfeifkonzert quittiert, so dass Ulrike sich eine Zurechtweisung klemmen konnte.
    »Konzentrier dich bitte auf die nächste Frage; Fachgebiet Geographie: Wie heißt die Hauptstadt von Burkina Faso?«
    War ich froh, dass ich nicht da vorne stand. Ich bildete mir zwar ein, über ein solides Allgemeinwissen zu verfügen, aber ich glaubte nicht, dass irgendeiner im Münsterland diese Frage hätte richtig beantworten können.
    »Keine Ahnung, das ist doch wohl ein Witz, oder?« Dass es kein Witz war, wurde schnell klar, als Ulrike mit der Antwort rausrückte: Ouagadougou.
    Der Knabe konnte einem wirklich leidtun, insbesondere dann, als Ingo nach der Hauptstadt Frankreichs gefragt wurde, was er nach kurzer Überlegung tatsächlich richtig beantwortete.
    Mittlerweile schien er die Sympathien der Meute komplett auf seiner Seite zu haben, wohingegen sein Gegner bei jeder Äußerung oder falschen Antwort ausgebuht wurde. Yeah, showbusiness is a hard business.
    »Kommen wir jetzt zur letzten Frage der Vorrunde, für die es die dreifache Punktzahl gibt. Vielleicht kannst du die ja mal korrekt beantworten«, spöttelte Madame Reisinger. »Wie heißt der Fußballspieler, der von Manchester United zu Real Madrid gewechselt hat und mit einem Ex-Spice-Girl verheiratet ist?«
    »David Beckham!«, kam es wie aus der Pistole geschossen.
    Ulrike blickte auf ihren Zettel. »Das ist leider falsch. Gerd Müller wäre richtig gewesen. So einen miesen Kandidaten haben wir noch nie gehabt. Nicht eine einzige richtige Antwort. Damit steht fest, dass Ingo in die Finalrunde um die fünfzigtausend Euro einzieht.«
    Während das Publikum beinahe ausrastete und sich in puncto Lautstärke durchaus mit einem Presslufthammer messen konnte, merkte ich, wie Ingo sich siegessicher auf seinen Stuhl fallen ließ. Ganz anders Flermann-Josef: Mit hasserfülltem Blick ging er auf Ulrike los und griff dabei in seine Hosentasche.
    »Du miese Sau! Du bist genauso eine Drecksschlampe wie Mona!«
    »Der hat ein Messer!«, schrien plötzlich einige von den Rängen. Und tatsächlich: Ein hässliches Springmesser glitzerte in Hermann-Josefs Hand.
    »Ulrike, duck dich, schnell!«, schrie ich. Sie handelte blitzschnell und ließ sich fallen. Ich hob meinen Revolver und schoss dem Geisteskranken in die Flosse. Begleitet von einem Aufschrei klirrte das Messer auf den Boden. Mit wirrem Blick schaute der Angeschossene kurz auf seine blutende Hand, dann rannte er auf das Publikum zu.
    »Hände hoch, Polizei!« Plötzlich standen an beiden Tribünenausgängen Uniformierte, und auch hinter der Bühne war Blau die vorherrschende Farbe. Allerdings war die Polizeipräsenz gar nicht vonnöten, denn der Flüchtende wurde vom Seniorenpublikum mit drohenden Gehstöcken und Schirmen in die Horizontale gezwungen. Ganz vorne dabei natürlich Otto und Grabowski.
    »Alles klar, Ulrike?«, kümmerte ich mich zunächst um die tapfere Moderatorin, die tapfer nickte. Dann waren auch schon zwei Polizisten bei ihr, die sich der konsternierten Heldin annahmen.
    Mit breitem Grinsen stolzierte ich zu der Rentnertraube.
    »Schluss jetzt! Otto, ruf deine Jungs zurück!«
    Ein Pfiff ertönte, und sofort trennte sich der private Sicherheitsdienst von dem perplexen Bündel, das zusammengekrümmt auf dem Boden lag und sich sogar in die Hose gemacht hatte, wenn ich die Flecken richtig deutete.
    »Tja, Hermann-Josef, das war’s dann wohl mit der Fernsehkarriere.«
    Als der Kandidat seinen Kopf hob und mich erkannte, fiel ihm fast die Kauleiste aus dem Gesicht.
    »Nannen, du mieses Stück Scheiße!«, presste er zwischen den aufgerissenen Lippen hervor. »Ich werde dich töten!«
    »Du hast schon Mona und Angelo getötet.«
    Hermann-Josef lachte nur: »Angelo war ein

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