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Mein Schwein pfeift

Mein Schwein pfeift

Titel: Mein Schwein pfeift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Liege.
    Schnell wurde klar, dass eine verbale Antwort nicht erwünscht war.
    Ich war gerade dabei, sie aus ihrem Kleid zu befreien, als...
    »Hallo, keiner da?«, schallte eine männliche Stimme über den Hof.
    Scheiße. Karin zupfte ihre Kleidung zurecht und kletterte wieder auf ihre Liege.
    »Wir sind auf der Terrasse«, hatte ich keine Lust, für den Störenfried auch noch meinen Hintern hochzuhieven. Als Hirschmann um die Ecke bog, war es vorbei mit der Beschaulichkeit. Blitzschnell war ich auf den Beinen, mit einem Strohhalm bewaffnet.
    »Ruhig, ich komme in friedlicher Mission.«
    Wohl zu viel Raumschiff Enterprise geguckt. Aber selbst wenn Robert die Wahrheit sagte, wollte ich nur eins: ihn loswerden und fortsetzen, was ich begonnen hatte.
    »Ich möchte mich bedanken, dass du Monas Mörder erwischt hast. Und mich entschuldigen, dass ich dich verdächtigt habe.«
    »Gebongt. Auf Wiedersehen.«
    Mein frommer Wunsch, dass nun alles gesagt war, ging leider nicht in Erfüllung. Robert plauderte über seine Beziehungen zu Ulrike und Mona, seine Fortschritte bei der Therapie und den Job bei Bauer Allekotte, den er soeben verloren hatte. Komischerweise schien Karin dies sogar zu interessieren. Mein Part bestand darin, leere Longdrinkgläser gegen volle einzutauschen.
    Am späten Mittag löste ich die Selbsthilfegruppe auf: »So, Sportsfreund, wir müssen los. In zwei Stunden ist Kick-Off.«
    »Stimmt, das wichtigste Spiel meiner Karriere. Soll ich dich mitnehmen?«
    Da ich nach dem Match ein paar Bierchen zischen wollte, nahm ich das Angebot an. Zu dritt spazierten wir über den Hof.
    »Viel Glück, Jungs«, sagte Karin. »Ich werde euch im Stadion die Daumen drücken.«
    Dann verpesteten unsere Abgase die Nannen’sche Landluft.

    Gegen zwei enterten wir das Westfalenstadion. Von den nahen Feldern wehte ein aromatischer Gülleduft herüber. Zudem hatten sich einige Wolken vor die Frühlingssonne geschoben.
    Besorgt blickte Robert zum Himmel: »Sieht nach Regen aus. Hoffentlich kein schlechtes Omen.«
    »Blödsinn«, winkte ich ab. »Wir werden die Billerbecker mit mindestens drei Toren Unterschied vom Platz jagen.«
    »Du hast recht, hauen wir sie weg!«
    Unsere Mannschaftskollegen warteten bereits in der Kabine, also zogen wir uns flugs um.
    Wiemers klatschte in die Hände. Heute hatte er den ausgeblichenen Adidas-Jogginganzug gegen einen schwarzen Dreireiher eingetauscht. Der an den Kragen gepappte Sticker wies auf die Hautverträglichkeit von Schlemmbachseife hin.
    »Jungs«, ergriff er das Wort. »Zum heutigen Spiel muss ich nicht viel sagen. Der WDR ist hier, und Radio Kiepenkerl berichtet live. Die Vorgabe ist klar: Nur ein Sieg zählt. Wir spielen Forechecking und lassen die Billerbecker nicht zur Entfaltung kommen. Unsere Stürmer, vor allem Dieter, rochieren permanent, so dass sich ihre Abwehrleute nicht auf feste Gegenspieler einstellen können. Pflügt das Feld um, Männer.«
    Die flammende Ansprache war unnötig, denn alle waren bis in die Haarspitzen motiviert. Wir gingen aufs Feld und machten uns warm. Zumindest die meisten: Da ich mich fürs Match schonen wollte, setzte ich mich an den Spielfeldrand und inspizierte die sich füllenden Zuschauerränge. Auf der Haupttribüne entdeckte ich Otto und Gurkennase, die mir heftig zuwinkten. Peter brüllte etwas, was ich aber nicht verstehen konnte. Also kämpfte er sich mühsam mit zwei Bierbechern bewaffnet durch die Zuschauer.
    »Was macht ihr denn hier?«
    »Meinst du, bei so einem Spiel lassen wir dich allein? Hau den Säcken die Bälle um die Ohren.«
    »Wird gemacht. Jetzt muss ich aber los.«
    Im Kabinengang erwarteten uns die Billerbecker bereits.
    »Heute fresst ihr Scheiße, ihr Kanaken!«, brüllte uns der Torwart an, dessen apartes Außeres an Olli Kahn erinnerte. Nachdem Hirschmann ihm unauffällig in die Ferse getreten hatte, folgten wir dem Schirigespann aufs Spielfeld.
    Die Kulisse war beeindruckend. An die tausend Zuschauer hatten sich im Stadion versammelt. Die Wolken hatten sich auch wieder verzogen, so dass einem legendären Match nichts mehr im Wege stand.
    Von Beginn an lief es gut für uns. Die Billerbecker starteten zwar wütende Angriffe in Richtung unseres Tores, doch irgendein Dülmener war immer schneller. Ich trabte munter durch den gegnerischen Strafraum und wartete auf meine Chance. Die sollte bereits nach zehn Minuten kommen. Hirschmann spielte von der Mittellinie einen Zuckerpass millimetergenau auf meinen rechten Schlappen.

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