Mein skandaloeser Viscount
immer noch in die Flammen starrte: „Ich liebe Sie noch immer“, sagte er. „Daran wird sich niemals etwas ändern. Auch nicht Ihre kalte Verachtung.“
Sie presste die Lippen aufeinander. Tränen glänzten in ihren Augen, als sie ihn ansah. „Sprechen Sie nicht von Liebe. Liebe kann nicht so grausam sein.“
„Ich wollte niemals grausam sein. Das schwöre ich. Ich schwöre es bei allem, was ich je war und bin und je sein möchte.“ Er ging vor ihr auf die Knie, ihre Röcke bauschten sich an seiner Brust. Er nahm ihre Hände, gelobte sich bei seiner Ehre, sie nur kurz zu berühren … und stutzte. Seine Finger streiften etwas Hartes unter der dünnen Seide ihres Handschuhs.
Er blickte auf ihre schmalen Hände, tastete nach ihrem linken Ringfinger. Sie trug einen Ring.
Seinen Ring? Verwundert hob er den Kopf, wagte kaum zu atmen. „Tragen Sie meinen Ring noch immer?“
Brüsk entzog sie ihm ihre Hände. „Seien Sie nicht lächerlich. Den habe ich längst weggeworfen, als Sie aufhörten, mir zu schreiben.“
Er bekam schmale Augen. Hatte sie tatsächlich das einzige Andenken an seine Mutter kaltherzig und achtlos weggeworfen? „Warum haben Sie das getan? Sie wussten doch, wie wichtig er mir ist. Er gehörte meiner Mutter.“
„Zorn und Bitterkeit lassen einen Menschen erbarmungslos werden.“
„Offenbar. Und welchen Ring tragen Sie jetzt? Streifen Sie den Handschuh ab. Ich will Ihre Hand sehen und mich davon überzeugen.“
Sie barg ihre Hände an der Brust, die Rechte über der Linken. „Es besteht keine Veranlassung, Ihnen meine Hand zu zeigen.“
„Oh, doch. Zeigen Sie mir Ihre Hand.“
„Meine Hand geht Sie nichts an.“
„Was verstecken Sie vor mir?“
„Ich verstecke nichts.“
„Gut. Dann haben Sie auch nichts dagegen, wenn ich mich dessen vergewissere.“ Jonathan umfing ihren linken Unterarm und bog ihn zu sich.
Verbissen wehrte Victoria sich dagegen und schlug ihm die Faust gegen die Schulter. „Fassen Sie mich nicht an! Wie können Sie es wagen?!“ Sie schlug heftiger nach ihm.
Jonathan ließ sich durch ihren wütenden Angriff nicht beirren, hielt sie fest, streifte ihr blitzschnell den Satinhandschuh ab und schleuderte ihn von sich.
Victoria saß wie gelähmt und blickte mit großen Augen auf ihre bleiche Hand, die wie leblos an ihrem Arm hing, an ihrem Finger funkelte der goldene Rubinring.
Jonathan stockte der Atem. Der Ring seiner Mutter. Der Ring, den er sie gebeten hatte zu tragen in Erinnerung an ihre Liebe. Er hatte es gehofft. Er hatte darum gebetet. Aber er hatte nicht daran geglaubt …
„Victoria“, raunte er ergriffen.
Überschwänglich führte er ihre Hand an seine Lippen, drückte einen innigen Kuss darauf, wollte nicht damit aufhören aus Angst, dieser kostbare Moment würde enden. Diesen Moment, in dem ihm eine leise Stimme zuflüsterte, dass nicht alles zwischen ihnen verloren war, dass sie ihn nur quälen wollte, um ihren Stolz zu bewahren.
„Lassen Sie meine Hand los“, forderte sie mit erstickter Stimme und versuchte, sich ihm zu entwinden.
Aber er hielt sie eisern fest. „Nein. Das tue ich nicht.“
Er drehte ihre Handfläche nach außen, übersäte sie mit unendlich zarten Küssen, ließ seine Lippen zu ihrem Handgelenk bis zum spitzenberüschten Ärmel wandern.
Erst dann hörte er auf. „Sie haben mir all die Jahre diese Ehre erwiesen. Ich finde keine Worte.“
Wieder versuchte sie, ihm ihre Hand zu entwinden. „Ich fand ihn eben hübsch. Dass ich ihn trage, heißt nicht das Geringste.“
Zähneknirschend musste Jonathan ihren widerborstigen Eigensinn hinnehmen. Er rutschte näher, hielt sie mit seinem Körper in der Sofaecke gefangen. „Sehen Sie mich an und sagen mir, dass Sie nichts empfinden. Sagen Sie mir, dass Sie nicht den leisesten Hauch dessen verspüren, was uns einst geeint hat, und ich zögere nicht, dieses Zimmer zu verlassen und für immer aus Ihrem Leben zu verschwinden. Sagen Sie es. Und ersparen Sie uns beiden die Qual, mit Erinnerungen zu leben, die von einer Sehnsucht zeugen, die sich niemals erfüllen wird.“
Ihre vollen Lippen öffneten sich, aber sie brachte kein einziges Wort hervor, sah ihn nur stumm an. Ihr Busen hob und senkte sich unter ihren gehetzten Atemzügen und lenkte Jonathans Blick unwillkürlich auf die prallen Rundungen, die ihr Dekolleté freigaben.
Er tastete nach ihrer anderen Hand auf ihrem Schoß. Bedächtig streifte er ihr den verbliebenen weißen Satinhandschuh von den Fingern, ohne
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