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Mein Sommer nebenan (German Edition)

Mein Sommer nebenan (German Edition)

Titel: Mein Sommer nebenan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Huntley Fitzpatrick
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konzentriert auf das Signal. Nan ist offensichtlich nicht die Einzige, die die Angelegenheit hier extrem ernst nimmt. Als ich wieder zu ihr nach vorn schaue, rückt sie gerade noch einmal den Kapuzenpulli auf ihrem Rucksack zurecht und ich bemerke darunter plötzlich die Ecke ihres elektronischen Wörterbuchs hervorblitzen, das sie immer dabeihat.
    Nan starrt mit zusammengepressten Lippen auf die Uhr und hält den Stift so fest zwischen den Fingern, dass es ein Wunder ist, dass er nicht zerbricht. Sie ist Linkshänderin. Ihre rechte Hand ruht auf ihrem Schenkel – in Reichweite ihres Rucksacks.
    Auf einmal sehe ich vor meinem inneren Auge wie einen Film, der aus verschiedenen Szenen zusammengeschnitten ist, wie Nan bei jeder einzelnen Klassenarbeit, die wir zusammen geschrieben habe, exakt so dasaß – immer stand der Rucksack zu ihrer Rechten und immer lag ein Kapuzenshirt oder Sweatshirt darauf. Und plötzlich wird mir klar, dass das kein Zufall ist. Nanny, meine kluge beste Freundin und Musterschülerin, benutzt schon seit Jahren unerlaubte Hilfsmittel.
    Zu meinem Glück ist es nur ein Übungstest, denn nach dieser Entdeckung schaffe ich es kaum, mich noch zu konzentrieren. Wieso tut sie das? Nan hat es nicht nötig, zu betrügen. Sie sichert sich für einen Fall ab, der sowieso nie eintreten würde. Man muss sich nur ihre perfekten Aufsätze anschauen.
    Ihre Aufsätze.
    Die Dateien auf Tims Computer, von denen ich dachte … Tim hätte sie geklaut. Die Erkenntnis ist so ungeheuerlich, dass ich innerlich erstarre. Es vergehen Minuten, bis ich endlich in der Lage bin, nach meinem Stift zu greifen und mich der Aufgabe zu widmen.
    In der Pause spritze ich mir in einer hässlichen, mit blauen Kacheln gefliesten Toilette kaltes Wasser ins Gesicht und frage mich, was ich tun soll. Nan der Prüfungsaufsicht melden? Niemals. Sie ist meine beste Freundin. Aber …
    Während ich so dastehe und mich selbst im Spiegel anstarre, stellt sich Nan neben mich, verteilt Desinfektionslotion zwischen ihren Händen und reibt sich damit die Arme ein, als würde sie sich auf eine Operation vorbereiten.
    »Ich glaube nicht, dass sie sich abwaschen lassen.« Die Worte rutschen mir einfach so heraus.
    »Was?«
    »Die Schuldgefühle. Das hat bei Lady Macbeth auch nicht funktioniert, oder?«
    Nan wird blass, dann feuerrot, sodass ihre Sommersprossen sich erst von ihrer durchscheinenden Haut abheben und schließlich beinahe mit dem Rot verschmelzen. Hastig sieht sie sich im Waschraum um, um sich zu vergewissern, dass wir allein sind. »Ich denke nur an die Zukunft«, zischt sie. » Meine Zukunft. Dir reicht es vielleicht zum Glücklichsein, mit einem Handwerker verheiratet zu sein, ihm in seiner Werkstatt bei der Arbeit zuzuschauen und Käse-Makkaroni aus der Packung zu essen, aber ich werde auf die Columbia gehen, Samantha. Ich werde das alles hier …«, ihr Gesicht nimmt einen angewiderten Ausdruck an, während sie eine weit ausholende Geste macht, »… hinter mir lassen.«
    »Nan.« Ich gehe mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. »Bitte …«.
    »Dich auch. Du gehörst ganz genauso dazu.« Sie dreht sich um, stürzt zur Tür und bleibt nur noch einmal kurz stehen, um ihren Rucksack aufzuheben, aus dem der Ärmel ihres Sweatshirts heraushängt.
    Mir ist schlecht. Ist das alles gerade wirklich passiert? Was ist da eben schiefgelaufen? Wann bin ich zu etwas von dem geworden, dem Nan entfliehen möchte?

Achtunddreißigstes Kapitel
    I m Ballsaal des Hotels ist es so stickig und heiß, als hätte jemand vergessen, die Klimaanlage einzuschalten. Das al lein würde schon reichen, um mich schläfrig zu machen, auch wenn ich heute Morgen nicht schon um fünf aufgestanden wäre – nach einer unruhigen Nacht, in der ich viel über Nan nachgegrübelt habe –, um zum Schwimmen an den Strand zu gehen. Ganz zu schweigen davon, dass wir eine ewig lange Autofahrt nach Westfield hinter uns haben, das am anderen Ende von Connecticut liegt, und ich in ein steifes blaues Leinenkleid eingeschnürt bin. In der Mitte des Saals ist ein Büfett mit Fingerfood aufgebaut, in dessen Zentrum ein Springbrunnen plätschert, der mit Nachbildungen von Botticellis Venus und Michelangelos David dekoriert ist. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund sind die Statuen mitten im August mit blinkenden Weihnachtslichterketten umwickelt. Der David sieht genauso übellaunig und deplatziert aus, wie ich mich auf dieser Charity-Veranstaltung fühle. Mom steht auf dem Podium und

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