Mein Sommer nebenan (German Edition)
schiebt er eine Hand unter mein Shirt und streicht über die bloße Haut meiner Taille, dann legt er mir die andere Hand an die Wange und sieht mich mit einer stummen Frage im Blick an. Ich nicke, und er streift mir das Shirt ab.
Anschließend zieht er mich ganz eng an sich und wir küssen uns wieder, nur dass es sich diesmal, wo unsere nackten Oberkörper sich berühren, viel intensiver anfühlt. Ich kann seinen harten Herzschlag spüren und seinen schneller gehenden Atem, vergrabe die Hände in seinen Locken und schmiege mich noch enger an ihn.
Plötzlich geht die Tür auf und George kommt rein. »Mommy hat gesagt, ich soll euch die hier bringen.«
Hastig lösen wir uns voneinander und starren auf den Teller mit Schokoladenkeksen, den er uns hinstreckt. Ein paar davon sehen aus, als hätte schon jemand davon abgebissen. George zuckt schuldbewusst mit den Achseln. »Ich musste doch prüfen, ob sie noch gut sind.« Dann: »Hey, ihr habt ja obenrum gar nichts an!«
»Ähm, George …« Jase fährt sich mit den Händen durch die Haare.
»Ich auch nicht.« George tippt sich mit dem Finger auf die nackte Brust. »Wir passen zusammen.«
»Okay, Kumpel. Hier«, Jase gibt ihm drei Kekse, fasst ihn an den Schultern und dreht ihn sanft Richtung Tür, »und jetzt gehst du wieder schön nach unten, verstanden?« Er gibt seinem kleinen Bruder einen liebevollen Schubs zwischen die schmalen Schulterblätter und schließt dann energisch die Tür hinter ihm.
»Wie stehen die Chancen, dass er deiner Mom nichts davon sagt, dass wir halb nackt waren, als er reinkam?«, frage ich.
»Schlecht.« Jase lehnt sich gegen die Tür und schließt die Augen.
»Das dachte ich mir schon. George, das kleine Plappermaul.« Hastig ziehe ich mir mein T-Shirt wieder über.
»Lass uns einfach …«, stammelt Jase verlegen.
»Die Tiere füttern?«, schlage ich vor.
»Genau. Gute Idee. Äh … hier.« Er geht zu seinem Bett und zieht ein paar Kisten darunter hervor. »Ich habe alles sortiert …«
Wir füllen die leeren Fressnäpfe, verteilen frisches Wasser, wechseln das Stroh in den Käfigen. »Zieh das wieder an«, sage ich nach ungefähr fünf Minuten und werfe ihm sein Hemd zu.
»Okay. Warum?«
»Mach es einfach.«
»Lenkt der Anblick meines nackten Oberkörpers dich so sehr ab, Samantha?«
»Ja.«
Er lacht. »Gut. Dann geht’s dir ja wie mir.« Er hält kurz inne und schüttelt dann den Kopf. »Das klang jetzt irgendwie blöd. Als ginge es nur darum, wie du aussiehst, und das tut es nicht. Es ist nur, dass du so ganz anders bist, als ich dachte.«
»Als du wann dachtest?«
»Als ich dich all die Jahre auf deinem Dach sitzen gesehen habe.«
»Du hast mich gesehen? All die Jahre?« Ich werde wieder rot. »Davon hast du mir nie etwas gesagt.«
»All die Jahre. Natürlich habe ich dir das nicht gesagt. Ich wusste, dass du uns beobachtest. Und ich habe mich immer gewundert, warum du nicht einfach zu uns rüberkommst. Ich dachte, du wärst vielleicht … schüchtern … oder total arrogant. Damals kannte ich dich noch nicht, Sam. Aber ich konnte nicht anders … ich hab dich auch beobachtet.«
»Weil ich so unwiderstehlich und faszinierend bin?« Ich verdrehe die Augen.
»Meistens habe ich dich durchs Küchenfenster gesehen, abends beim Essen oder wenn ich danach noch ein bisschen im Pool geschwommen bin, und habe mich gefragt, was dir wohl so durch den Kopf geht. Du hast immer so cool gewirkt, so selbstsicher und perfekt – aber das ist …« Er verstummt, fährt sich wieder durch die Haare. »Du bist gar nicht so … sondern eher … Ich mag dich jetzt lieber.«
»Wie meinst du das?«
»Ich mag dich, wenn du hier bist, weil du so echt und einfach nur du bist, und wie du mit dem ganzen Irrsinn hier klarkommst, wie du mit George und Andy und Harry und mir umgehst, auf diese ruhige und besonnene Art, die du hast. Ich mag, wie du wirklich bist.«
Er sieht mich noch eine Weile nachdenklich an, dann dreht er sich um und befestigt vorsichtig den Wasserspender am Käfig des Frettchens.
In die Freude über das, was er gesagt hat, mischt sich leises Unbehagen. Bin ich ruhig und besonnen? Bin ich jemand, der gut mit allem klarkommt? Jase scheint sich so sicher zu sein, zu wissen, wer ich bin.
Es klopft an der Tür. Diesmal ist es Duff, der Hilfe bei einem Seemannsknoten braucht. Kurz darauf kommt Alice, die am nächsten Tag einen Praxistest über Herz-Lungen-Wiederbelebung hat und ein freiwilliges Opfer sucht.
»Auf keinen Fall«,
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