Mein Sommer nebenan (German Edition)
Geschirrgitter, schenkt sich ein und trinkt einen tiefen Schluck. »Denk dran, dass du mich in der Öffentlichkeit niemals so nennen darfst.«
»Natürlich – Senatorin.« Tim hält die Flasche von sich weg, als könnte sie jeden Moment explodieren.
Mom nimmt noch einen Schluck. »Mhm, der ist gut«, sagt sie nachdenklich, und dann, an Tim gerichtet: »Ich glaube, der Abend verläuft genauso, wie wir uns das vorgestellt haben, findest du nicht?«
»Man kann praktisch hören, wie die Brieftaschen aufklappen.« Falls seine Stimme einen leicht ironischen Unterton hat, bekommt Mom davon nichts mit.
»Tja, das wissen wir erst, wenn die Schecks ins Haus flattern.« Sie trinkt das Glas aus und sieht mich fragend an. »Sitzt der Lippenstift noch?«
»Vielleicht solltest du lieber neuen auflegen«, sage ich. Der Großteil davon klebt am Glasrand.
Sie atmet ungeduldig aus. »Ich gehe rasch nach oben, um mein Make-up aufzufrischen. Tim, du schenkst draußen Wein nach. Samantha, die Focaccia wird kalt. Bring sie bitte schnell raus und, ach so, wir brauchen auch noch mehr Olivenöl zum Dippen.«
Hektisch läuft sie die Treppe hinauf. Ich nehme Tim den Wein ab und reiche ihm stattdessen das Olivenöl.
»Danke, Sammy. Das ist nicht annähernd so verlockend.«
Ich zeige mit dem Kinn auf das Glas mit dem leuchtend rosa Lippenstiftabdruck. »Das hat sie ziemlich schnell runtergestürzt.«
Tim zuckt mit den Achseln. »Deiner Ma fällt es nicht so leicht, anderen Leuten in den Arsch zu kriechen. Ist nicht wirklich ihr Stil. Wahrscheinlich musste sie sich Mut antrinken.«
Zweiunddreißigstes Kapitel
D u wirst nicht glauben, was mir gerade passiert ist«, sagt Jase, der mich exakt in dem Moment angerufen hat, in dem ich das Pausenschild an meinen Hochsitz gehängt habe. Ich suche mir eine geschützte Ecke, damit Mr Lennox, falls er gerade zufällig einen Blick aus dem Fenster wirft, mich nicht telefonieren sieht und nach draußen stürzt, um mir meine ersten Minuspunkte zu verpassen.
»Was denn?«
Seine Stimme wird leiser. »Ich hab dir doch erzählt, dass ich an meiner Zimmertür vor ein paar Tagen ein Schloss angebracht habe, oder? Okay, jetzt pass auf: Als ich heute in der Gartenabteilung die Regale auffülle, kommt Dad angeschlendert, druckst ein bisschen herum und fragt mich, wozu ich plötzlich ein Schloss brauche.«
»Oh-oh.« Ich mache einen kleinen Jungen auf mich aufmerksam, der sich gerade in den Whirlpool – der erst ab sechzehn ist – schleichen will und schüttle streng den Kopf. Er sucht mit hochgezogenen Schultern das Weite. Muss an meinem Kapitänsjäckchen liegen, dass ich so viel Autorität ausstrahle.
»Ich hab ihm erklärt, dass ich gern ab und zu ein bisschen Privatsphäre hätte«, fährt Jase fort, »und es ziemlich nervig finde, dass alle fünf Minuten jemand in mein Zimmer platzt, wenn du da bist.«
»Gute Antwort!«
»Fand ich auch. Ich dachte, okay, damit ist die Sache wohl geklärt, da fragt er mich, ob wir uns vielleicht mal kurz im Büro unter vier Augen unterhalten könnten.«
»Ich befürchte Schlimmes.«
Jase lacht. »Zu Recht. Kaum haben wir uns im Büro hingesetzt, will er doch allen Ernstes von mir wissen, ob ich mir der Verantwortung bewusst bin, die ich dir gegenüber habe.«
»Oh Gott.« Ich tauche in den Schatten der Büsche ab, um mich noch besser vor den möglichen Blicken von Mr Lennox zu schützen.
»Ich hab ihm natürlich sofort versichert, dass wir alles im Griff haben. Aber wieso fragt er mich das überhaupt? Ich meine, ihm muss doch klar sein, dass es bei uns zu Hause – mit insgesamt acht Kindern –, so gut wie keine offenen Fragen zum Thema Aufklärung mehr gibt. Aber um ihn zu beruhigen, hab ich ihm gesagt, dass wir es langsam angehen lassen und …«
»Das hast du ihm gesagt?« Hilfe! Wie soll ich Mr Garrett jemals wieder unter die Augen treten?
»Was hätte ich ihm denn sonst sagen sollen, Sam? Von mir aus hätten wir diese Unterhaltung gar nicht führen müssen, aber er ist immerhin mein Vater und …«
»Okay. Wie ging es dann weiter?«
»Ich hab noch mal gesagt, dass ich dank des umfassenden Sexualkundeunterrichts in der Schule und zu Hause Bescheid weiß, dass wir verantwortungsbewusst mit der Sache umgehen und er sich keine Sorgen zu machen braucht.«
Ich schließe die Augen und versuche mir vorzustellen, diese Unterhaltung mit meiner Mutter zu führen. Ausgeschlossen.
»Aber damit war die Sache noch nicht vom Tisch, dann hat er nämlich davon
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