Mein Traummann die Zicke und ich
wurde, dass du noch immer dieselbe bist … Ich musste es ihr aus der Nase ziehen, sie wollte es mir nicht sagen, sie wollte mein Glück nicht zerstören. Ich habe sie noch nie so aufgebracht gesehen, sie hat nicht gelogen …«
Ich kann es nicht glauben.
»Aber warum sollte ich dich anlügen?«, werfe ich ein. »Wenn ich all das getan hätte, warum würde ich es nicht einfach zugeben und sagen, wie schrecklich ich als Kind war? Warum entschuldige ich mich dann nicht und sage, dass all das Vergangenheit ist …«
»Weil es laut meiner Schwester nicht nur um die Vergangenheit geht, sondern um das Hier und Jetzt, es passiert immer noch …«, sagt er matt. »Auf dem Weg hierher hast du zu mir gesagt, dass wir uns noch gar nicht lange kennen, und vielleicht hast du recht, Violet. Vielleicht bist du nicht der Mensch, für den ich dich gehalten habe …«
Da haben wir es also.
»Du glaubst mir nicht, oder?«, frage ich ihn ruhig.
»Du musst schon zugeben, dass es ziemlich bequem ist, einfach alles auf Philly zu schieben. Sie sagt, dass du ihr in der Schule das Leben zur Hölle gemacht hast, und du drehst den Spieß einfach um und sagst, dass sie die Tyrannin war. Ich erlebe das andauernd vor Gericht. Der Angeklagte tut so, als
sei er das Opfer, und will damit die Richter hinters Licht führen …«
Pepper Langford hat es wieder geschafft. Freunde in Feinde zu verwandeln war schon damals ihre Spezialität, aber wer hätte gedacht, dass es ihr auch bei Sollie gelingen würde? Meinem Sollie. Meinem Seelenverwandten.
»Ich kann nicht glauben, dass du das sagst.«
»Ich mag keine Intriganten, Violet.«
»Ich auch nicht!«, rufe ich. »Ich hasse sie, und es ist alles nur die Schuld deiner Schwester.«
Er antwortet nicht.
»Jasmine weiß über alles, was passiert ist, Bescheid«, höre ich mich sagen.
»Jasmine ist deine beste Freundin.«
»Und deswegen wird sie mich decken, ohne Rücksicht auf Verluste? Ist es das, was du sagen willst?«
Er zuckt mit den Schultern. »Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll. Was soll ich denken, Violet?«
Ich sehe ihn einen Augenblick an.
Er begegnet meinem Blick.
Er sieht mich zwar verwirrt, aber immer noch so anklagend, so feindlich an, dass ich nicht mehr weiß, wer er eigentlich ist. Und mir wird klar, dass es gar nicht darauf ankommt, wer noch die Wahrheit kennt, ob Jasmine, ob Aidan oder sonst wer, weil Solomon, der weise Solomon, sie nicht einmal glaubt, wenn er sie aus meinem Mund hört.
»Das genau ist das Problem, Solomon Grainger«, sage ich traurig und leise. »Du solltest nicht denken, du solltest wissen .«
Und ich verlasse den Raum.
Im großen Saal gegenüber haben sie sich versammelt. Ihre Stimmen klingen gedämpft, aber scharf. Ich bleibe stehen und
sehe hin: Aric, Elspeth, Mistral, Silas und Marilyn reden wild durcheinander, sie hören sich bestürzt, entsetzt, ungläubig, empört an.
Hier hat sie offenbar dieselbe Story zum Besten gegeben, dieselben Lügen aufgetischt, noch mehr Leute gegen mich aufgebracht. Als würden sie meine Anwesenheit spüren, drehen sie sich alle auf einmal um und sehen mich an, wie ich in der offenen Tür stehe.
Soll ich all meinen Mut zusammennehmen und reingehen, meine Sicht der Dinge schildern, versuchen, sie zu überzeu – gen? Während ich zögere, kommt die warmherzige, liebenswerte Elspeth zu mir herüber. Ihr Gesicht ist hart und vorwurfsvoll, und sie knallt mir die Tür vor der Nase zu.
Ich stehe einen Augenblick mit vor Entsetzen offenem Mund da, bis eine sachliche Stimme hinter mir erklingt.
»Na, das war aber nicht sehr nett.«
Ich drehe mich um und sehe sie auf den Stufen sitzen. Sie hat es sich gemütlich gemacht, hat ihre Schuhe ausgezogen und verspeist genüsslich eine Banane. Ihr Gesicht ist noch immer von der Wimperntusche verschmiert.
Jetzt sieht sie wieder aus wie das fiese kleine Mädchen, mit dem ich zur Schule gegangen bin. Es fehlen eigentlich nur noch die Schuluniform und auf die Knöchel heruntergerutschte Strümpfe.
Aber wir befinden uns im Hier und Jetzt, das Kind hat sich in einen Teufel im roten Seidenkleid verwandelt.
Und sie sieht so verdammt glücklich aus.
Ich bin den Tränen nahe, und sie grinst wie ein Honigkuchenpferd, ein Honigkuchenpferd, das gerade den Jackpot im Lotto geknackt, fünf Mai Tais getrunken und als krönenden Abschluss noch die supersexy Nachbarshonigstute bestiegen hat.
Die schiere, unverschämte Selbstgefälligkeit.
Sie dringt aus jeder ihrer Poren wie ein
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