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Mein Traummann die Zicke und ich

Mein Traummann die Zicke und ich

Titel: Mein Traummann die Zicke und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harvey Sarah
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hundertmal ein, aber dann ist es vorbei. Ich streite nicht, ich kämpfe nicht, sondern ziehe mich einfach zurück. Denn irgendwann kommt der Punkt, an dem ich das hundertunderste Mal verzeihen muss und es nicht kann. Das ist dann wohl das, was man den Tropfen nennt, der das Fass zum Überlaufen bringt.
    Bei meinem Ex und mir war es genauso. Wie ich schon angedeutet habe, war es nicht gerade die ideale Beziehung. Es funktionierte nicht, dauerte aber viel länger, als es gesollt hätte, und endete schließlich in einem Zustand, in dem keiner von beiden mehr glücklich ist, aber nicht den Mut hat, einen Schlussstrich zu ziehen, und einer von beiden – in diesem Falle er – sich wie ein totaler Arsch benimmt. Und wenn ich TOTALER Arsch sage, meine ich nicht nur einen mittelmäßigen, sondern den größten, fiesesten, gemeinsten und asozialsten Arsch, den man sich vorstellen kann. Er war so oft ungerecht zu mir, aber ich wusste, wenn ich etwas sagen würde, würde es nur noch schlimmer werden, denn er hatte so eine Art, alles und jedes am Ende wieder gegen mich zu wenden, dass ich wegen der Ungerechtigkeiten so frustriert wurde, dass ich klein beigab. Und dann kam die Schmollphase – seine wohlgemerkt, nicht meine, ich schmolle nicht. Er musste mich wissen lassen, dass er sauer auf mich war, und setzte deshalb ein grimmiges Gesicht auf, und es folgten endlose Tage des Grummelns und Schweigens. Und das ist das Allerschlimmste für mich, das kann ich wirklich kaum aushalten. Ich bin ein harmoniesüchtiger Mensch und immer die Erste, die den Olivenzweig hinhält, nur um endlich die Anspannung
zu lösen, und das sieht dann so aus, als wäre ich im Unrecht, und das war wiederum genau das, was er wollte. Es war zum Mäusemelken.
    Und eines Tages beschloss ich dann, dass ich genug davon hatte.
    Er beschwerte sich über den Zustand unserer gemeinsamen Wohnung, und es herrschte wirklich das totale Chaos. Es musste dringend gesaugt werden, in der Küche standen noch die Essensreste vom Vortag herum, auf dem Bett lag ein Riesenstapel Bügelwäsche, und vor der Waschmaschine häuften sich Berge schmutziger Kleidung. Aber wir hatten das Chaos gemeinsam angerichtet, und er erwartete von mir, dass ich es alleine aufräumte, obwohl ich zu der Zeit wahnsinnig viel arbeiten musste.
    Er war vor mir mit der Arbeit fertig, warf sich aber immer, wenn er nach Hause kam, sofort aufs Sofa und sah sich irgendwelchen Schwachsinn im Fernsehen an, bis es Zeit war, schlafen zu gehen. Von mir erwartete er, dass ich das Abendessen machte, die Wäsche wusch, die Wohnung putzte, seine Sachen bügelte und nebenbei arbeiten ging.
    Ich bin kein Faulpelz. Wenn in meinem Haushalt etwas in Unordnung ist, dann deshalb, weil ich noch nicht die Zeit gefunden habe, es in Ordnung zu bringen. Trotzdem beschloss er an jenem Abend, dass ich an allem schuld sei; ich nehme mal an, einfach deshalb, weil ich eine Frau bin und Frauen für solche Sachen eben zuständig sind. Also beschimpfte er mich und schrie herum, belegte mich mit allen nur erdenklichen Kraftausdrücken und verkündete schließlich, er würde gehen, was mir zu dem Zeitpunkt ehrlich gesagt sehr entgegenkam.
    Nach einer halben Stunde war er aber schon wieder da, ließ sich erneut aufs Sofa fallen und begann seine zweitägige
Schmollphase, an deren Ende ich umfallen und mich für etwas entschuldigen sollte, das ich überhaupt nicht getan hatte.
    Aber dieses Mal kam es anders.
    Als er sich dieses Mal wie ein nasser Sack auf die armen ächzenden Sprungfedern unseres Sofas fallen ließ, ich ihn fragte: »Wolltest du nicht gehen?«, und er dies mit einem verächtlichen Blick quittierte, um sein gewohntes Stirnrunzeln aufzusetzen, sagte ich ganz ruhig: »Gut, wenn du nicht gehst, dann gehe eben ich.«
    Und so nahm ich meine Tasche und meine Autoschlüssel und ging.
    Um nie mehr zurückzukehren.
    Nicht einmal, um meine Sachen zu holen.
    Das tat meine treue Freundin Jas für mich. Sie verschaffte sich mit meinem Schlüssel Zugang zur Wohnung und hinterließ dort aus Freundschaft zu mir ein kleines Andenken. Was sie im Einzelnen tat, ist zu klischeehaft, um es in aller Länge und Breite wiederzugeben, aber so viel sei verraten: Als mein Ex von der Arbeit zurückkam, waren nicht nur all meine Sachen verschwunden, sondern unter dem Dielenboden befanden sich drei geräucherte Makrelen und eingenäht in die Säume der Schlafzimmervorhänge ein paar Riesengarnelen.
    Aber zurück zum Ausgangspunkt meiner morgendlichen

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