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Mein Traummann die Zicke und ich

Mein Traummann die Zicke und ich

Titel: Mein Traummann die Zicke und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harvey Sarah
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Überlegungen.
    Ich stecke also eine Menge ein, bevor ich zurückschlage.
    Meine Geduld bei Pippa war an dem Tag erschöpft, als sie mir meine Lateinhausaufgaben klaute und abschrieb, weil sie sie nicht gemacht hatte, und als die Gemeinsamkeiten schließlich aufflogen, den Lehrer davon überzeugte, dass ich diejenige war, die abgeschrieben hatte.
    Als ich mir an jenem Abend vorstellte, wie sie zu Hause stolz ihre Eins vorzeigte, zu der ich ihr verholfen hatte, während ich
wegen Abschreibens nachsitzen musste, beschloss ich, dem Elend ein Ende zu machen, und wenn es das Letzte wäre, was ich täte. Ich ging am nächsten Morgen zur Schule, bereit zum Kampf und aufgepumpt mit Adrenalin wie Mohammed Ali vor den Box-Weltmeisterschaften.
    Und sie war weg.
    Abgegangen.
    Einfach verschwunden.
    Wie ein Hurrikan war sie gekommen, hatte alles verwüstet und war wieder verschwunden.
    Meinem Ex hatte ich wenigstens noch zeigen können, dass er ein Vollarsch war und ich keine Lust mehr hatte, für ihn geradezustehen. Er glaubt zwar nach wie vor, ich hätte ihn wegen der Sache mit dem Haushalt verlassen, und hat immer noch nicht begriffen, dass der Haushalt nur die Spitze eines riesigen Eisbergs war, der sich unter der Wasseroberfläche ausbreitet wie der Mount Everest, aber sei’s drum.
    Was ich sagen will, ist, dass ich unfaire Leute einfach nicht ausstehen kann.
    Das Schlüsselwort lautet »unfair«.
    Ich versuche immer sachlich zu bleiben und den anderen nicht ungerechtfertigt zu beschuldigen.
    Nur so als Beispiel: Wenn meinem Ex versehentlich etwas heruntergefallen war, habe ich ihm geholfen, sauber zu machen.
    Wenn mir versehentlich etwas heruntergefallen war, stöhnte er und sagte, ich sei ungeschickt.
    Ich weiß, dass Religion heutzutage nicht mehr hoch im Kurs steht, aber es fanden sich eine Menge weiser Sachen in der Bibel.
    »Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.«

    Ich bemühe mich darum, dieses Prinzip zu beherzigen. Ich versuche nett zu den Leuten zu sein. Freundlich, nachsichtig, hilfsbereit.
    Ich wünschte, Pippa hätte etwas davon mitbekommen, als wir gemeinsam zur Schule gingen.
    Wenn ich Pippa behandeln sollte, wie sie mich behandelt hat, dann müsste ich heute damit anfangen, ihren Kopf ins Klo zu stecken oder ihr einen mit Abführmitteln versehenen Schokoladenmuffin anzubieten oder ihren Kopf beim Schwimmen solange unter Wasser zu halten, dass sie fast ertrinkt, oder ihren brandneuen Hockeyschläger abzufackeln oder ihr während der Kunststunde »Versager« auf die Rückseite ihrer Jacke zu malen oder ihr Tagebuch zu klauen und es in der ganzen Klasse herumzureichen oder vergammeltes Essen zwischen den Büchern in ihrer Schreibtischschublade zu verstauen oder ihren Freunden zu erzählen, dass sie hinter ihrem Rücken schlecht über sie spricht …
    Die Liste ihrer Vergehen geht noch endlos weiter. Es ist, als sei sie auf einem Karussell der Bosheit unterwegs gewesen.
    Ich schließe die Augen und lasse ihr ganzes Sündenregister an mir vorüberziehen. Wo soll man da nur anfangen? Alles von A bis Z, das sie mir im Laufe der Zeit angetan hat, dringt mir zurück ins Gedächtnis, und wie immer schaltet es sich dann ganz schnell aus, blockiert die Erinnerungen, verdrängt sie. Auch deswegen kann ich es Sollie nicht erzählen … Es war einfach zu viel. Ich falle zurück in einen unruhigen Schlaf.
     
    Es regnet wieder an diesem Morgen, es ist ein unspektakulärer, kalter Nieselregen. Ich erwache zum zweiten Mal in unserem großen antiken Bett, in dem großen antiken Schlafzimmer, und zum ersten Mal friere ich. Nachdem ich heiß geduscht habe und mir einen warmen Pulli angezogen habe, sitze ich mit Sollie
und den anderen am Küchentisch beim Frühstück und sehe, wie Mistral ungeachtet der Kälte zu ihrer Nackt-Yoga-Stunde nach draußen geht, gehüllt in nichts als ein dünnes Seidengewand mit handgemalten bunten Blumen darauf.
    »Sie wird sich den Tod holen«, sage ich zu Marilyn, nachdem ich mich für den dampfenden Teller Porridge bedankt habe, den sie mir hingestellt hat.
    »Die Kälte macht ihr nichts aus. Sie meint, es sei alles eine Frage der Einstellung. Sie streift gern durch die Wälder, egal ob es regnet oder die Sonne scheint oder sogar schneit, weil es sie der Natur näherbringt, wie sie sagt. Wenn du mich fragst, ich würde an ihrer Stelle eine Natur vorziehen, die es etwas besser mit einer alten nackten Lady meint, und warten, bis ich zurück im warmen jamaikanischen

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