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Mein Traummann die Zicke und ich

Mein Traummann die Zicke und ich

Titel: Mein Traummann die Zicke und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harvey Sarah
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Sonnenschein wäre.«
    Pippa ist nicht da. Sie will sich nach der Reise gestern wohl erst mal ausschlafen. Nach meinem Porridge und zu vielen Croissants mit Whisky-Marmelade gelingt es mir, mich dem unvermeidlichen englischen Frühstück zu entziehen. Ich überlasse Sollie und seinen Vater einem angeregten Gespräch über »Immobilienangelegenheiten« – wie großspurig das klingt – und ziehe mich mit den Beilagen der gestrigen Sonntagszeitung in die Bibliothek zurück, wo ich es mir in einem Ledersessel neben dem knisternden Kaminfeuer gemütlich mache. Hier ist es schön warm und heimelig, und ich genieße die kurze Pause von der Familie.
    Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin total gern hier bei ihnen, jedenfalls mit dem größten Teil, aber wenn man es gewohnt ist, allein zu leben, braucht man manchmal ein bisschen Zeit für sich selbst, eine kleine Auszeit, in der man nicht reden muss und ganz für sich sein kann. Okay, ich gebe es zu, ich wollte auch aus der Küche verschwinden, bevor Ihr-wisstschon-wer dort auftaucht.

    Als ich die Tür über den dicken Teppich aufschwingen höre, blicke ich unwillig auf, um zu sehen, wer meine kleine Idylle stört.
    Ich gebe einen ungewollten kleinen Ächzer von mir, als ich erkenne, wer es ist. Für ein paar liebliche Momente hatte ich fast vergessen, dass sie existiert, aber nein, es ist tatsächlich Pippa, die mit verschränkten Armen im Türrahmen steht.
    »Ähm … Morgen«, piepse ich.
    Ich merke sofort, dass sie mich sehr merkwürdig ansieht. Sie macht schmale Augen und hat die Lippen geschürzt. Und dann beginnt sie zu lächeln, aber es ist kein besonders nettes oder freundliches Lächeln, sondern eines, das mich erschaudern lässt.
    Und dann sagt sie nur zwei Wörter: »Guten Morgen«, und ich weiß Bescheid.
    Egal was sie gestern gesagt hat, egal wie herzlich sie mich umarmt und wie freundlich sie mich begrüßt hat … Sie weiß genau , wer ich bin.
    Ich merke plötzlich, dass ich die Luft anhalte.
    Sie geht durch den Raum auf mich zu, die Arme noch immer vor der Brust gekreuzt, stützt sich auf die Lehne des Sessels mir gegenüber, sieht mich einen langen, stillen Augenblick an und sagt: »Du denkst tatsächlich, ich hätte dich nicht wiedererkannt, stimmt’s, Violet Blauauge?«
    Das letzte Mal, dass ich diesen nicht sehr liebevollen Spitznamen gehört habe, ist zwar zwölf Jahre her, aber ich möchte daraufhin immer noch davonrennen und mich in einem Geräteschrank verstecken. Stattdessen zwinge ich mich und meine Beine, die ohnehin viel zu weich sind, als dass ich damit rennen könnte, da zu bleiben, wo sie sind, und schließe langsam die Zeitungsbeilage, um mir ein bisschen Zeit zum Überlegen zu verschaffen, was ich antworten soll.

    Was soll ich tun, was soll ich sagen?
    Ich könnte so tun, als würde ich sie nicht erkennen, aber ich fürchte, das wäre so, als würde man versuchen, einen Mann, mit dem man gerade geschlafen hat, davon zu überzeugen, man sei noch Jungfrau.
    Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll, ich weiß es wirklich nicht. Ich kann nichts sagen, ich kann nur fühlen, und ich fühle mich schrecklich. Bevor mir irgendetwas einfällt, das ich sagen könnte, spricht sie weiter.
    »Ich habe dich nicht vergessen, weißt du.«
    Offensichtlich.
    Ich bin noch immer sprachlos, aber das scheint im Moment nicht besonders zu stören, da sie gerade eher darauf aus ist zu reden, als zuzuhören.
    »Während du wahrscheinlich versucht hast, mich zu vergessen, hab ich recht …« Ihr Stirnrunzeln vertieft sich weiter, und mein Herz rutscht mir runter bis zu meinen dicken Wollsocken … Und dann glättet sich ihre Stirn wieder, und sie beginnt zu lächeln, aber nicht auf die gruselige Art und Weise wie vorher, als sie auf der Schwelle stand, sondern richtig. Sie lächelt ein breites, freundliches, warmes Lächeln …
    »Um ehrlich zu sein, an deiner Stelle hätte ich auch so getan, als würde ich gar nicht existieren. Es wundert mich nicht, dass du niemandem erzählt hast, dass wir uns schon kennen.«
    Endlich finde ich meine Stimme wieder. »Du hast ja auch nichts gesagt«, bringe ich heraus.
    »Dafür gibt es einen ganz einfachen Grund.« Ihr Mund verzieht sich zu einem bitteren Grinsen. »Es war mir viel zu … peinlich.«
    »Wirklich?«
    »Natürlich. Es war nicht zu übersehen, dass du genau wusstest,
wer ich bin, und dass du nicht gerade erfreut warst, mich wiederzusehen, was ja auch absolut verständlich ist, nach all dem …«, sie

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