Mein Traummann die Zicke und ich
ganz der passende Ausdruck für sie, denn Maggie ist bereits in den Fünfzigern, und Ellen wird demnächst vierzig, obwohl sie viel jünger aussieht.
Sie haben mir alle ganz süß und neidisch zurückgeschrieben. Ich weiß, es klingt furchtbar oberflächlich, aber möchte nicht jede Frau einen so schönen Verlobungsring haben, dass alle, die ihn zu Gesicht bekommen – inklusive der Freundinnen – sie darum beneiden?
Mein Glück wird durch den Umstand vermehrt, dass Pippa und Jonathan nicht da sind. Jonathan musste überraschend zurück ins Büro, und Pippa hat ihn mit dem neuen Aston nach Edinburgh gefahren und will dort die Nacht mit ihm verbringen, bevor er zurück nach Paris fliegt. Sein Flieger geht frühmorgens am nächsten Tag, sie verabschiedet ihn, nimmt den Zug zurück und wird morgen gegen Mittag wieder in Balcannon sein. Ich habe also anderthalb Tage ohne sie und muss mich beherrschen, um nicht »Hurra« zu schreien. Sie war zwar supernett zu mir nach dem kleinen Zwischenfall von gestern Morgen,
aber mir ist dieses ganze neue Freundinnen-Ding irgendwie unheimlich. Und unheimlich ist vierundzwanzig Stunden am Tag ein bisschen anstrengend, und deshalb freue ich mich über die Pause.
Nicht dass ich es mir wünschen würde, aber heute habe ich auch eine Pause von Sol.
Die Männer sind nämlich zum nachbarlichen Anwesen eingeladen worden – und wenn ich sage Anwesen, dann meine ich fürstliches Anwesen und nicht irgendein Landhäuschen -, um sich typisch männlichen Aktivitäten zu widmen, wie zum Beispiel Quad fahren, Tontauben schießen, Schottenrock tragen und Grog trinken. Sollie hat sich schon mehrmals für seine Abwesenheit entschuldigt, aber um ehrlich zu sein, macht es mir gar nichts aus, denn wir haben unsererseits einen netten Tag nur unter Frauen geplant, und außerdem ist er zum Abendessen mit Elspeth und einigen ihrer engsten Freunde wieder da.
Sobald die Jungs aus dem Haus sind, trommelt Elspeth alle Frauen zusammen und führt uns in den »Westflügel«, wo sich ihre und Arics Suite befindet. Ich weiß schon, dass Suite mehr als ein Zimmer bedeutet, und mir ist auch nicht entgangen, dass Balcannon so groß ist, dass man locker acht Familien hier unterbringen könnte, ohne dass sie sich gegenseitig auf die Füße treten müssten, aber ich bin dennoch erstaunt darüber, wie groß diese Suite tatsächlich ist.
Ihr Schlafzimmer ist so riesig wie ein kleines Fußballfeld, in dessen Mitte das größte Himmelbett steht, das ich je gesehen habe; es gibt noch einen extra Aufenthaltsraum und zwei Ankleidezimmer, eins für sie, eins für ihn.
Der absolute Knaller allerdings ist das Badezimmer.
Ihr Badezimmer. Aric hat natürlich sein eigenes.
Ich dachte, unser Bad hier sei das Nonplusultra, aber ihres
ist wie aus einem preisgekrönten Luxus-Spa: ein riesiges Marmorteil, in dem die Schritte hallen, mit einem runden, in den Boden eingelassenen Whirlpool für sechs Personen und – ich kann es nur glauben, weil ich es mit eigenen Augen sehe, als sie eine schrankähnliche Tür aufmacht – einer Sauna! Ich bin sprachlos. Bis auf zwei Worte, die ich herausbringe, als sie uns fragt, ob wir sie ausprobieren wollen: »ja« und »bitte«.
Alle fünf lassen wir uns auf den Holzbänken nieder, Mistral natürlich splitternackt, wir anderen eingewickelt in Handtücher, die Elspeth uns gegeben hat. Während die Hitze langsam meinen Körper entgiftet, atme ich tief durch, schließe die Augen und entspanne mich.
Eine Minute später öffne ich sie wieder, weil es so seltsam still um mich geworden ist, und diese Damen sind niemals still, und sehe, wie mich alle anstarren.
Ist mein Handtuch heruntergerutscht?
Hängt mir irgendetwas Peinliches aus der Nase?
Elspeth bricht das Schweigen.
»So, Violet Templer, da wir jetzt endlich einmal unter uns sind, wollen wir ALLES über dich erfahren.«
Ah, das war also ihr Plan! Sie haben mich an einen Ort verfrachtet, von dem ich nicht weglaufen kann, um ihre Inquisition zu starten.
»Ich schätze, ich habe euch schon alles erzählt, was es über mich zu wissen gibt«, versuche ich mich mit einem breiten Lächeln aus der Affäre zu ziehen.
»Liebes«, schnurrt Elspeth und klingt dabei wie eine heisere Eartha Kitt, »keine Frau der Welt kann in nur vier Tagen alles von sich erzählen, erst recht nicht den Verwandten ihres Zukünftigen. Wir wollen die echte, die ungeschminkte Violet kennenlernen, inklusive Warzen und allem …«
»Zum Glück habe ich keine Warzen«,
Weitere Kostenlose Bücher