Mein Traummann die Zicke und ich
zustande und sage: »Vielen Dank, ich würde wahnsinnig gern mal einen Blick in deinen Kleiderschrank werfen.«
Und dann verschwindet die schmale Linie ihrer Lippen und macht einem Lächeln Platz.
»Wie konnte ich das vergessen …«, sagt sie und steht auf.
»Was vergessen, Liebes?« Aric lächelt sie liebevoll an.
»Ich habe noch ein Geschenk für euch«, verkündet sie, woraufhin ich überrascht blinzle. »Ich bin sofort wieder zurück.«
Ich sehe Sol an, der mit den Achseln zuckt.
Einen Moment später ist sie mit einem in Geschenkpapier eingepackten Kästchen zurück.
»Mach es auf«, sagt sie und überreicht es mir.
Ich verdränge Gedanken an Briefbomben und öffne es.
Es ist noch mal das Foto von uns, nur kleiner. Sollie nimmt es mir aus der Hand.
»Damit ihr auch eins mit nach Hause nehmen könnt«, sagt sie zu ihm.
»Oh, Phil, dass du daran gedacht hast. Ist das nicht toll, Vi?«
»Sehr toll«, sage ich und schenke ihr ein Lächeln aufrichtiger Dankbarkeit. »Aber in welchem Zuhause wollen wir es aufhängen? Bei dir oder bei mir?«
»Ihr könnt es doch einfach da aufhängen, wo ihr nach der Hochzeit gemeinsam leben werdet«, schlägt sie vor.
Derzeit sind wir unter der Woche bei mir und am Wochenende bei ihm. Wobei Wochenende bei mir eigentlich nur Sonntag bedeutet, und auch den muss ich manchmal mit Arbeit verbringen. Wir arbeiten beide so viel, dass die getrennten Wohnungen kein Problem waren. Bisher.
»Es ist doch ganz einfach«, sagt Sollie und gibt seiner Schwester einen Kuss auf die Wange. »Violet zieht bei mir ein, also hängen wir es bei mir auf.«
Davon wusste ich noch gar nichts.
»Tue ich das?«, frage ich mit hochgezogener Augenbraue.
»Nun, wir können ja schlecht beide bei dir wohnen, oder?«
»Wieso, was stimmt denn nicht mit der Wohnung?«, fragt Pippa gut aufgelegt.
»Die Wohnung ist sehr hübsch, daran liegt es nicht«, antwortet Sollie. »Sie ist nur nicht gerade riesig.«
»Ist sie wirklich so klein?«, fragt sie sofort.
»Na ja, sagen wir mal so: Das Badezimmer ist so winzig, dass ich gleichzeitig duschen und pinkeln könnte, wenn ich die Kabinentür auflassen würde«, erwidert Sollie.
»Silas macht das auch immer«, wirft Marilyn kichernd ein. »Nur dass er dafür nicht die Duschkabine aufmacht …«
»Aber nur, wenn ich den Weg in mein eigenes Badezimmer finde, Weib«, entgegnet er lachend.
»Stimmt, sie ist sehr klein«, gebe ich zu. Ehrlich gesagt bin
ich ein bisschen beleidigt, weil mein Heim auf so wenig Gegenliebe stößt. »Aber sie gehört mir – oder sagen wir besser, sie gehört zu einem Großteil noch der Bank -, aber das Wichtigste ist, dass sie direkt über meinen Geschäftsräumen liegt. Insofern ist es mir relativ egal, wie groß die Wohnung ist.«
»Aber sie ist zu klein für uns beide, Vi.«
»Ich muss aber wegen der Arbeit dort wohnen bleiben.«
»Na, du musst doch nicht wirklich über deinen Geschäftsräumen wohnen, oder?«, mischt sich Pippa ein.
»Woher willst du das wissen?«, antworte ich ihr zugegebenermaßen ein bisschen schnippisch, aber auch nicht allzu unhöflich. Ihre Frage klang einfach so herablassend. Ich bin absolut überrascht, als Sollie mich deswegen zurechtweist.
»Sei doch nicht so schnippisch, Vi«, sagt er, und auf seiner Stirn machen sich Falten bemerkbar.
Ich sehe ihn verdattert an.
»Was Philly sagt, ist doch ganz vernünftig, finde ich.«
Und dann fällt mir etwas wieder ein, das ich in einer spinnwebenüberzogenen Ecke meines Gedächtnisses verstaut hatte, aus der ich es nie wieder hatte hervorholen wollen.
Sie ist eine meisterhafte Manipulatorin.
Hat sie das hier gerade eingefädelt?
Und so besinne ich mich wieder auf meine Strategie von eben, unterdrücke meine Verärgerung und folge einmal mehr dem Pfad der Vernunft.
»Ihr habt recht. Beide. Natürlich ist meine Wohnung zu klein, als dass wir uns beide häuslich darin einrichten könnten, aber mein Geschäft läuft auch deswegen so gut, weil ich immer vor Ort bin. Ich fände es schön, wenn du das bei der Entscheidung, wo wir wohnen wollen, in Betracht ziehen könntest.«
Na? War das nicht einsichtig, vernünftig und vollkommen sachlich?
Ich freue mich, als ich Sol zustimmend nicken sehe.
»Vielleicht ist das hier auch nicht der richtige Platz, um das auszudiskutieren«, sage ich noch.
»Du hast recht«, erwidert Sol und greift über den Tisch nach meiner Hand.
Dann fragt Fleur nach meinem Lasagne-Rezept, und der Rest des Abendessens verläuft
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