Mein ungezähmter Highlander
er den Raum betrat. Noch so eine von den verdammten Einschränkungen des Königs, dachte Rory, die Anzahl seiner männlichen Bediensteten zu begrenzen. Colin trat mit einem Brief in den Händen vor. »Er ist erst heute Morgen eingetroffen«, erklärte er. »Ich bin davon ausgegangen, dass du nicht gestört werden wolltest.«
Anscheinend wusste die gesamte Burg Bescheid, was in der Nacht vorgefallen war. Sollte Colin eine Meinung zu der ganzen Sache haben, so ließ er sie sich zumindest nicht anmerken. Colin, wie auch alle anderen Männer von Rory, würden ihren Chief niemals in Frage stellen.
Rory nickte, drehte das Pergament um und erkannte Argylls Siegel. Verdammt . Er öffnete das Sendschreiben und las. Es enthielt die Nachricht, auf die er gewartet hatte. Eine
Nachricht, über die er eigentlich froh sein sollte. Stattdessen spürte er, wie sich seine Pflicht wie eine Schlinge enger um seinen Hals legte. Argyll schrieb, dass der König zugestimmt hätte, den MacLeod wegen Trotternish anzuhören, wenn er das nächste Mal bei Hofe erschien. Er war dabei, Isabel zu verlieren. Er setzte seine Männer über den Inhalt in Kenntnis, und allgemeines Schweigen breitete sich aus.
Schließlich sprach Alex aus, was sich alle fragten: »Wirst du deine Ehe auf Probe auflösen?«
Rory unterdrückte das ihm auf der Zunge liegende Nein und sagte stattdessen: »Ja. Es muss sein. Argyll hat seinen Einfluss beim König bewiesen, indem er ihn dazu gebracht hat, der Angelegenheit überhaupt nur Gehör zu schenken – etwas, das James bisher immer abgelehnt hat. Wenn die Mackenzies Sleat bei seinen Forderungen zur Seite stehen, sind wir auf Argylls Einfluss angewiesen.«
»Wenn es doch nur eine andere Möglichkeit gäbe, James erkennen zu lassen, dass sich dieser Tyrann Sleat viel zu viel herausnimmt«, schimpfte Alex.
Rory lächelte seinen Bruder an, der sich statt seiner so aufregte. »Lass dir gesagt sein, wenn es eine andere Möglichkeit gibt, dann finde ich sie.«
Er ignorierte die unguten Gefühle, die ihn durch den Inhalt von Argylls Brief beschlichen hatten, und kam wieder auf das eigentliche Thema ihrer Besprechung zurück – die Abwehr eines Angriffs durch die Mackenzies. Rory wollte keine unangenehmen Überraschungen mehr. Die Dreistigkeit der Mackenzies, einen Überfall in unmittelbarer Nähe der Burg zu wagen, bereitete ihm Sorge. Alex beschrieb noch einmal kurz, wie sich der Angriff zugetragen hatte und welche Worte zwischen Isabel und Fergus Mackenzie gefallen waren. Irgendetwas von dem, was Alex sagte, ließ Rory stutzen.
»Bist du sicher?«, fragte Rory.
Alex nickte. »Ich war zwischendurch zwar immer wieder für kurze Zeit bewusstlos, doch Fergus wusste, dass du länger als beabsichtigt bei Argyll in Edinburgh geblieben warst.«
Rory wurde von einem seltsamen Unbehagen ergriffen. Er hatte sich schon gefragt, wie die Mackenzies von seinen Plänen erfahren hatten, wo er sein Treffen mit Argyll doch absichtlich geheim gehalten hatte.
Rory dachte einen Moment lang nach, als sein Blick auf Argylls Brief auf dem Tisch fiel. Plötzlich fiel ihm der andere Brief ein, der, den seine Gattin erst gestern erhalten hatte. Er hatte gemerkt, wie groß sein Vertrauen in sie doch mittlerweile geworden war, als ihm der gestrige Brief von Sleat kaum unangenehm aufgestoßen war.
Rory spielte den Arglosen. »Hat meine Gemahlin irgendwelche Briefe geschickt, während ich weg war?«
Den Männern war ihr Unbehagen deutlich anzusehen. Douglas antwortete. »Nur einen. An ihren Vater, an Glengarry.«
»Ich bin sicher, das war Zufall«, verteidigte Alex Isabel.
Rory glaubte nicht an Zufälle, aber ihretwegen hoffte er, dass es einer war.
»Das Mädchen ist eine MacDonald. Können wir ihr trauen?« Douglas stellte genau die Frage, die Rory sich nicht zu stellen wagte.
Rory überlegte einen kurzen Augenblick. Die Erinnerungen der letzten Nacht stürmten auf ihn ein. Er dachte an die Frau, die sich ihm freiwillig und bedingungslos hingegeben hatte. Er dachte an die Zufriedenheit, die er empfunden hatte, als er sie in seinen Armen hielt, an das eigenartige Gefühl des Friedens, das ihn erfasst hatte. Er dachte an ihre Zuneigung zu Margaret, ihren gewaltigen Charme, ihre Einsamkeit und daran, dass
sie auf Dunvegan glücklich war. Wenn auch nicht mit dem Verstand, so konnte er die Antwort doch mit dem Herzen geben: »Ja, ich vertraue ihr.« Doch sollte er jemals herausfinden, dass sie ihn getäuscht hatte, würde der Verlust ihrer
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