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Mein Vater der Kater

Mein Vater der Kater

Titel: Mein Vater der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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menschliche Geschick, zu dessen Teil du mich gemacht hast? Und warum, Rudolf, hast du mich sterilisieren lassen?
    Leb wohl, mein Liebling.

Die Einbrecher
    B ullen schlingen Hamburger und Doughnuts runter. Polizeichef Phil Hayes dagegen aß Gänseleberpastete und trank Chardonnay, und ich mußte immer denken, was es wohl kosten mochte, ihn abzufüttern. Phil ist mein Schwager und Junggeselle. Meine Frau Georgia hatte ihn an jedem Freitagabend da, und während er sich durch meinen Wochenlohn fraß, tauschten die beiden Klatschgeschichten über die Leute in Fairdelle aus. Das ist das Städtchen, in dem wir leben und in welchem Phil mit den Wellen der Kriminalität – wie zum Beispiel Jungs, die auf Bürgersteigen Fahrrad gefahren waren, oder Leute, die ihr Radio zu laut hatten laufen lassen – befaßt ist.
    Fairdelle liegt in New Jersey und ist eine Schlafstadt, wo das billigste Haus anderthalb Millionen kostet. Dort stand auch unser Haus, ein einst von Ulmen beschattetes Bauwerk im Kolonialstil, das zur Bedeutungslosigkeit verkommen war, als die Ulmen krank geworden waren und entfernt werden mußten. Da sah es plötzlich ganz klein aus und nackt und war unseren Nachbarn peinlich. Die waren alle wohlhabend. Ich arbeitete als Makler, aber denen gehörten die Maklerbüros.
    Ich verdiente durchaus gutes Geld, konnte es aber nicht festhalten. Fairdelle war nicht billig. Man mußte das Haus gut gestrichen halten, den Rasen manikürt, einen Luxusschlitten in der Garage. Da waren die Klub-Beiträge, Golfgebühren und Spenden für wohltätige Zwecke. Ich hätte ganz gut auch ohne den teuren Wagen, den Klub und das Golfspiel auskommen können, und was die Wohltätigkeit angeht, so beginnt sie doch wohl zunächst einmal bei einem selbst, aber Georgia wollte, daß wir ›dazugehören‹. Georgia lief den Matronen von Fairdelle nach und war ihnen allmählich immer ähnlicher geworden. Damit fing der ganze Ärger an. Obwohl ich annehme, daß eigentlich alles schon mit dem Einbrecher von Fairdelle begann.
    Wir erfuhren die Einzelheiten von Phil. Es hatte bereits fünf Einbrüche gegeben, und Phil war darüber, daß es auf dem Gebiet der Kriminalität mal zu einer echten Herausforderung gekommen war, hochbeglückt.
    Das erste Haus, in das eingebrochen wurde, war das der Andersons, die gerade zum Skilaufen in Klosters weilten. Sie hatten ein raffiniertes Warnsystem installiert, welches der Einbrecher jedoch mit einem Geschick umgangen hatte, das ihn als echten Profi auswies. Außerdem sei er durchaus nicht habgierig, wie Phil meinte. Er habe nur ein Zehntel der Schmuckstücke mitgenommen, ausschließlich die, die Mrs. Anderson als ihre ›besten Stücke‹ bezeichnet habe.
    »Ja«, sagte Phil, »ich dachte erst, es könnte ein Versicherungsbetrug, der erste Einbruch nur als Täuschungsmanöver gedacht gewesen sein. Aber wie denn? Warren Finchley? Er hat im vergangenen Jahr der Gemeindekasse zwei Millionen zukommen lassen. Der braucht Geld so nötig wie Island Eis.«
    Es folgten die nächsten Einbrüche. Man hätte meinen sollen, die Einwohner von Fairdelle wären nun auf der Hut gewesen, hätten ihre Sicherheitsmaßnahmen verdoppelt, aber nichts dergleichen – der Einbrecher hielt zwei Wochen still, damit sich die Lage wieder beruhigte, und stieg dann in einer einzigen Nacht in zwei weitere Häuser von Fairdelle ein, holte den wirklich guten Schmuck heraus, öffnete einen Safe, der mit wiederverkäufhchen Papieren gefüllt war, schnitt einen kleinen Picasso aus dem Rahmen und hinterließ keinerlei Danksagung, sondern nur viel Verdruß.
    Der fünfte Einbruch war der gewagteste. Die Rossmores waren zu Hause und schliefen friedlich in einem ihrer sechs Schlafzimmer. Sie hatten nicht das Geringste gehört, sondern konnten beim Erwachen nur feststellen, daß alle Schubladen aufgezogen und alle Wertsachen entwendet worden waren. Diesmal keine kritische Auswahl, aber angesichts der Tatsache, daß die Opfer nur einen Schnarcher weit entfernt waren, konnte man dem Einbrecher wohl kaum zum Vorwurf machen, daß er weniger wählerisch gewesen war.
    Aber das schien auch das Ende der Serie gewesen zu sein. Drei Wochen vergingen, in denen es zu keinem weiteren Einbruch kam. Oder zu irgendwelchen Festnahmen. Als ich das Phil gegenüber erwähnte, meinte er: »Okay, keine Sorge. Wir haben ein paar recht brauchbare Spuren.«
    Sein Lächeln war fast ein Grinsen. Aber was meine Aufmerksamkeit viel eher erregte, war Georgias Gesichtsausdruck. Ihre

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