Mein Vater der Kater
gehen und dort einen Fachmann auftreiben. Zum Teufel, Bowman-Johnson geht dauernd nach draußen, warum sollen wir es nicht auch tun können?«
»Sie meinen, wir sollten einen bezahlten Killer anheuern?«
Keith warf seinen Notizblock mit einem knallenden Geräusch auf die Tischplatte. »Ich sage, daß uns allen, wie wir hier sitzen, die Ressourcen für diesen speziellen Job fehlen.
Wir brauchen dafür einen Spezialisten, und glücklicherweise weiß ich, wo einer zu rinden ist.«
Vier Münder öffneten sich staunend. Der Anblick ließ Keith grinsen, und er sah mich an. »Das kommt nicht ins Protokoll, okay? Der Mann heißt Jeremy Watts. Er ist ein Profi, verdient mit dem Geschäft seinen Lebensunterhalt. Er ist erst einmal erwischt worden, aber er hatte einen cleveren Anwalt, der einigte sich mit den Richtern auf Körperverletzung mit Todesfolge, und Watts war nach vier Jahren wieder draußen auf der Straße. Ich weiß zufällig, daß er gerade so einen Kurzzeitjob sucht.«
»Woher?« fragte Joe.
»Von meinem älteren Bruder Dale. Habe ich Ihnen schon mal von meinem älteren Bruder erzählt? Wahrscheinlich nicht. Er arbeitete in der Wall Street, aber dann kriegten sie ihn wegen eines Insider-Deals dran, und er bekam drei bis fünf Jahre in Ossining aufge –«
»Ziemlich viel für ein White-collar-Verbrechen. Warum haben sie ihn nicht in eines dieser Country-Club-Kittchen geschickt?«
»Haben sie«, antwortete Keith Dixon, mit sich selbst zufrieden (aber das war er immer). »Er prügelte sich jedoch mit einem der Wachleute und schlug ihn krankenhausreif. Daraufhin wurde er in eine Anstalt mit etwas härterer Gangart verlegt, wo er dann Watts kennenlernte. Dem guten alten Dale hat‘s einen ordentlichen Kick gegeben, plötzlich einen Zellengenossen zu haben, der ein echter Auftragskiller war. Ließ ihn sich mächtig als Macho fühlen oder so was.«
Andy rieb seine kahle Stelle, ein sicheres Zeichen der Nervosität.
»Und Sie glauben, wir können diesen Burschen anheuern, damit... hm, getan wird, was getan werden muß?«
»Dale meint, Watts brauche Kapital. Er würde den Job für zehntausend übernehmen, vielleicht auch für weniger. Alle Arbeiten eingeschlossen, so minimale Kontakte wie‘s geht. Dale sagte mir, wenn Watts geschnappt würde, würde die Anklage bewaffneter Raubüberfall lauten. Auf diese Weise bleibt er lebensfähig.«
»Aber wie minimal werden seine Kontakte sein?«
»Einer von uns wird sich wohl mit ihm treffen müssen. Vielleicht verkleidet. Perücke, Bart, Brille. Klingt abgedroschen«, sagte Keith grinsend, »aber es geht nicht anders.«
Joe, Andy und Sam sahen sich an. Dann sahen sie alle mich an, und jetzt war ich damit an der Reihe, mir die kahle Stelle zu reiben.
»Howie wäre die Idealbesetzung«, sagte Sam. »Er ist... wie sagt man gleich? Nichtssagend? Ist nicht bös gemeint, Howie.«
»Nicht bös gemeint!« gab ich zurück. »Aber nein, vielen Dank. Ich sehe nicht allzu gut aus mit Perücke oder Bart, und eine Brille habe ich schon.«
Andy lächelte – er meinte wahrscheinlich, das sei einnehmend. »Sie können eine Sonnenbrille aufsetzen, Ho- wie. Und wenn der Kerl ein Profi ist, wie Keith sagt, dann schaut er Sie sich eh nicht allzu genau an.«
»Außerdem«, meinte Keith, »sind Sie so ungefähr der letzte Mitarbeiter in unserem Unternehmen, den irgend jemand verdächtigen würde. Das ist ein Kompliment, Howie, ein echtes Kompliment.«
»Und denken Sie dran«, sagte Joe Fanning und ließ eine Hand auf meine Schulter fallen, »wir sitzen alle in einem Boot. Wenn Sie erwischt werden, sind wir alle dran. Alle für einen, einer für alle.«
»Aber wieso muß ich der Eine sein?«
Schon als ich meinen schwächlichen Einwand erhob, wußte ich, daß es nichts bringen würde. Sie waren alle dienstälter, ranghöher. Sie hatten die langen Streichhölzer, ich hatte das abgebrochene gezogen.
Wir trafen uns bei Boomer, einer modischen kleinen Taverne in einem aufgemöbelten Teil der Innenstadt. Das war für mich eine Überraschung, denn ich hatte angenommen, daß ein Mann wie Watts in Bars unten am Fluss oder Treffpunkten ähnlicher Art rumhängen würde. Ich war erleichtert, zugleich aber auch ein bißchen besorgt. Ich hatte aus mir jemanden gemacht, der besser in eine geschmacklos eingerichtete Kaschemme als in eine Bar für Singles paßte. Ich trug eine dunkelblaue Seemannsjoppe, die mein Sohn Danny mal im Army-Navy-Store gekauft hatte. Ich besaß auch einen falschen Bart,
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