Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
da?«
Sarah folgte ihm durch die Schwingtür. »Wer ist Clay Porter?« , fragte sie und staunte nicht schlecht, als er zur Theke ging und sich mit bloßen Händen ein Stück Auflauf nahm.
»Sein Grund und Boden grenzt im Norden an unseren Besitz«, erklärte Alex, nachdem er sich den ersten Bissen einverleibt hatte. »Seine Transporter benutzen unsere Hauptroute, um Holz auf den Markt zu bringen.«
»Und du willst ihn wegen Hausfriedensbruch verklagen?«
»Nur wenn er unsere Wege für andere Zwecke als zum Holztransport benutzt.«
»Wozu könnte er sie sonst nutzen?«
»Für Schwertransporte beispielsweise«, antwortete Alex mit vollem Mund. »Er könnte schwere Maschinen transportieren.« An die Theke gelehnt, kaute und schluckte er, ohne dass sich sein Gesichtsausdruck veränderte. »Zehn Meilen weiter oben befindet sich unsere Zufahrt in ganz schlechtem Zustand, und Clay möchte sie instand setzen.«
»Und du möchtest nicht, dass er deinen Weg in Ordnung bringt?«
»Das ist im Moment nicht nötig. So weit oben arbeiten wir erst wieder in drei Jahren.«
Sarah stand vor einem Rätsel. »Aber warum lässt du nicht
zu, dass er die Straße jetzt repariert, wenn du später davon profitierst?«
»Wir müssen ihm die Benutzung der Hauptzufahrt erlauben, weil es Grady vor zwanzig Jahren seinem Vater vertraglich zugesichert hat, aber dieser Vertrag bedeutet nicht, dass wir es ihm einfach machen.«
»Wenn er die Zufahrt in Ordnung bringt, könnte ihn das dann zu einem unliebsamen Konkurrenten machen? Ist der Wettbewerb auf dem Holzmarkt so hart?«
Alex kaute am letzten Stück Auflauf und schüttelte den Kopf.
»Aber warum lässt du ihn dann nicht die Straße reparieren?« , fragte sie mit schwindender Geduld noch einmal.
Alex schluckte und lächelte abermals, und wieder war es kein freundliches Lächeln. »Weil wir es nicht wollen.« Er stieß sich von der Theke ab und machte einen Schritt auf sie zu. »Du hältst dich von Clay Porter fern, verstanden?«
Nein, sie verstand überhaupt nichts, doch Sarah, die in Alex’ dunkle Augen aufschaute, nickte nur und wechselte das Thema. »Wo sind die Kinder? Auf der Nachricht stand, sie wären bei dir.«
»Grady hat sie mit hinaus zu den Arealen genommen, wo wir abholzen. Mich hat er abgesetzt, damit ich einen unserer Laster von der Reparatur abhole und in den Wald bringe.« Sein Lächeln wurde weicher. »Ethan wird Tucker einen der Skidder fahren lassen, da heute niemand arbeitet.«
»Er soll ihn fahren?«, quiekste Sarah. »Er ist doch erst sieben.«
»Ich bin mit fünf Skidder gefahren. Und Delaney kann seit ihrem sechsten Jahr damit umgehen.«
Sarah hielt Alex und Ethan für hirnverbrannt, weil sie Kinder so monströse Maschinen fahren ließen. Sie ging zur Garderobe und nahm ihre Jacke vom Haken. »Ich laufe ein Stück«, erklärte sie, als Alex nach dem letzten Stück Auflauf griff.
Drei Tage später fiel starker, kalter Schneeregen, als Sarah erwachte. In ihrem Inneren jedoch ließ die Erinnerung an ein wundervolles Wochenende die Sonne scheinen, so dass es sie nicht kümmerte, dass es draußen stürmte. Delaney und Tucker klebten seit Alex’ Heimkehr förmlich an ihrem Vater, und der schien darüber überglücklich zu sein.
Sarah war allen still aus dem Weg gegangen und gab sich damit zufrieden, die ganze Familie in ihrem Glück über die Wiedervereinigung zu beobachten. Sogar Paul schien nicht mehr so sehr aufs Ausgehen erpicht und hatte auf seine obligaten Verabredungen am Freitag und Samstag verzichtet. Die Männer spielten den ganzen Tag mit den Kindern, und nachdem Delaney und Tucker schlafen gegangen waren, zogen sie sich ins Arbeitszimmer hinter dem Salon zurück, tranken ein paar Gläser und begaben sich dann ins Freie, um sich noch ein Bad im Whirlpool zu gönnen, bevor sie dann selbst zu Bett gingen.
Weder Grady noch Alex hatte Sarah nach ihren Absichten gefragt, und deshalb hatte sie es nicht der Mühe wert erachtet, ihnen mitzuteilen, dass sie bleiben wollte. Ob Alex davon ausging, dass sie bleiben würde, oder ob er aus Angst vor ihrer Antwort nicht zu fragen wagte, wusste sie nicht zu sagen. Vielleicht war ihm der intime Zwischenfall ja ebenso peinlich wie ihr, und er hatte sich ihre Strategie zu eigen
gemacht, nämlich so zu tun, als wären sie gar nicht verheiratet.
Bislang schien das bei beiden gut zu klappen.
Sarah stand schließlich auf und zog sich rasch an, um das Frühstück zu machen und sechs Lunchpakete vorzubereiten. Die
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