Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
würde er die Zähne zusammenbeißen. »Zieh lange Unterwäsche und hohe Stiefel an. Damit ich das andere Ufer vermessen kann, wirst du durch den Bach waten müssen, falls er noch keine Eisdecke hat.«
Sie sah aus, als wollte sie ihn erschießen.
»Sarah, ich muss die Pläne zeichnen, damit unser Bautrupp die Brücke bis Februar fertig hat.«
»Kannst du nicht Grady über Funk erreichen und ihn fragen, ob er deine Karte hat?«, fragte sie verzweifelt.
»Den habe ich schon angerufen«, flunkerte Alex, entschlossen,
ihr eine Fahrstunde zu erteilen. »Er ist nicht in seinem Truck.«
Sarah sah ihn so niedergeschlagen an, dass Alex sich ein Grinsen kaum verkneifen konnte. Ein letzter unfreundlicher Blick, dann marschierte sie in ihr Zimmer. Alex hinkte zur Hintertür, nahm seine Jacke vom Haken und ging dann zum Maschinenschuppen, um seine Ausrüstung zu holen – den ganzen Weg munter vor sich hin pfeifend.
Sarah saß am Steuer des roten Pick-up, die feuchten, zu Fäusten geballten Hände auf den Knien, und kämpfte gegen das Verlangen an, Alex mit der verbeulten Pfanne eins über den Kopf zu geben. Sechs lange Tage hatte sie praktisch wie festgenagelt an seiner Seite verbracht, und jetzt wollte er, dass sie den ganzen Tag auf dem Vordersitz seines Wagens im Wald verbrachte.
Schlimm genug, dass sie ihm nicht einmal im Schlaf entrinnen konnte; der Mann drang ständig in ihre Träume ein, die zunehmend frivoler wurden. Seit Wochen hatte sie keinen Roman mehr gelesen, und noch immer wachte sie erhitzt und aufgewühlt auf, ihr Kissen an die Brust gedrückt und mit rasendem Herzen. In letzter Zeit war der Stress so stark geworden, dass sie doch tatsächlich ins Bad hatte laufen müssen, wo sie sich drei Nächte hintereinander übergeben hatte. Sie musste sich tagsüber hinlegen und ein wenig schlafen, weil sie in der Nacht dalag, zur Decke starrte und sich danach verzehrte, seine Haut auf der ihren zu fühlen, sein Gewicht, das sie in die Matratze drückte, seine Wärme, die ihr Blut in Wallung brachte.
»Na, starten wir den Motor?«, fragte Alex, als er einstieg.
Sie war so erhitzt, dass sie schier am Zerspringen war! Sarah ließ den Kopf sinken, dass ihr das Haar ins Gesicht fiel, streckte die Hand aus und drehte den Zündschlüssel. Ein lautes Kreischen ertönte.
Sofort griff Alex nach ihrer Hand und zog sie vom Schlüssel. »Man dreht den Schlüssel nur halb, während die Zündkerzen vorwärmen, das ist nämlich ein Diesel«, belehrte er sie. »Das Gekreische gerade, das war der Anlasser. Also, jetzt den Fuß auf die Bremse«, wies er sie an. »Und wenn diese Anzeige erlischt, starte den Motor.«
Sarah tat, wie ihr geheißen.
»Gut. Also, während dein Fuß auf dem Bremspedal ruht, zieh den Schalthebel ganz nach unten, bis der Pfeil auf eins zeigt.«
Sarah brachte den Schalthebel auf eins.
»Langsam die Bremse loslassen.«
Auch das tat sie – doch nichts geschah. Das Fahrzeug bewegte sich nicht von der Stelle.
»Gut. Jetzt den Fuß aufs Gas, aber nur sachte«, wies er sie an. »Nur so, dass wir ganz langsam ein Stück vorwärtsfahren.«
Sarah trat aufs Gas, der Motor heulte wild auf. Der Wagen vollführte einen Satz nach vorn, und sofort trat sie auf die Bremse. Alex’ Aufschrei »Nicht so fest!« endete mit einem Knurren, als er in seinen Sicherheitsgurt geschleudert wurde. »Zurück in die Parkposition.«
Sarah brachte den Hebel wieder auf P, den Blick unausgesetzt auf das Armaturenbrett gerichtet.
»Gut so«, sagte Alex. »Jetzt versuchen wir es mit dem Gaspedal, während wir in Parkposition sind. Siehst du die
große Anzeige, links von der Geschwindigkeitsanzeige? Das ist der Drehzahlmesser. Er zeigt an, mit wie viel Umdrehungen der Motor läuft. Jetzt wieder sanft aufs Gaspedal treten. Achte darauf, dass die Nadel auf zweitausend bleibt.«
Nun sah sie ihn an. »Warum?«
Er lächelte. »Weil du damit eine Richtschnur hast. Alles andere kannst du ignorieren. Wenn du den Drehzahlmesser im ersten Gang unter zweitausend halten kannst, fährt die Karre nicht mehr als fünfzehn oder zwanzig Meilen pro Stunde.«
Sarah sah auf den Drehzahlmesser. »Warum haben Grady oder deine Brüder mir das nicht gesagt?«, murmelte sie und trat aufs Gas – nur um zu sehen, dass die Nadel auf fünf schoss.
»Nicht so viel Gas«, übertönte Alex das Motorengeräusch.
Sarah lockerte den Fuß, und der Drehzahlmesser fiel auf tausend. Wieder trat sie aufs Gas, und die Nadel schoss diesmal auf vier. Lächelnd
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