Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
und trat ins Arbeitszimmer. »Dann hilf mir bei der Suche. Ich kann den Lageplan des Geländes nicht finden, das wir im Februar abholzen wollen.«
Alex drehte sich um und sah Sarah in der Tür stehen, mit entsetzter Miene, die Hände in die Hüften gestemmt. »Kein Wunder, dass man hier nichts finden kann, und eine einzelne Landkarte schon gar nicht.«
»Ich habe letzte Woche daran gearbeitet. Sie müsste da
irgendwo sein.« Er sah sich suchend auf seinem Zeichentisch um.
»Vielleicht hat Grady die Karte ja in seinem Wagen«, meinte sie und trat an den großen Schreibtisch in der Mitte des Zimmers, um einen Blick auf das Papierchaos zu werfen. »Oder vielleicht hat Ethan sie an sich genommen, als er nach Hause gekommen ist. Könnte ja sein, dass er in dieser Gegend … eine Weile kampieren will«, schloss sie leise, drehte sich um und zog das Schubfach eines Aktenschrankes auf.
Sie drehte sich aber nicht so schnell um, dass Alex ihre traurige Miene entgangen wäre. »Ich glaube nicht, dass Ethan sie hat«, sagte er. »Ich habe die ganze Zeit auf der Couch gesessen, als er zu Hause war, und das Arbeitszimmer hat er nicht einmal betreten.«
»Und Grady?«, fragte sie mit dem Rücken zu ihm.
»Er könnte sie sich geschnappt haben«, musste Alex zugeben, der nun an seinem Schreibtisch saß. »Aber das hätte er mir gesagt. Er wusste, dass ich an Plänen für eine Brücke arbeite, die wir bauen müssen, bevor im Frühling die Schneeschmelze einsetzt.«
Sarah schob die Lade zu, sah sie wieder aufspringen und benutzte ihre Schulter, um sie zuzudrücken, während sie ihn anschaute. »Braucht man Pläne, um eine Brücke zu bauen? Genügt nicht einfach eine Skizze oder dergleichen?«
»Die Karte gibt die Grade an, die Höhe und Spannweite der Brücke bestimmen.«
»Grade?«
»Höhenlinien«, erklärte er. »Sie zeigen an, wie sich das Gelände zum Bach hin senkt.«
Er warf einen Blick auf seine Uhr, und seine Miene erhellte sich. »Wir könnten hinfahren, und ich könnte das Gelände neu vermessen. Es ist erst neun. Wenn die Kinder mit dem Schulbus kommen, sind wir längst wieder da.«
»Wieso wir? «, fragte sie besorgt. »Du kannst doch sicher schon selbst fahren.«
»Ich brauche dich, damit du die Messlatte hältst«, erklärte Alex, der sich für diese Idee zusehends erwärmte. »Außerdem gebe ich dir unterwegs eine Fahrstunde.«
Sarah, deren Miene von Besorgnis zu Entsetzen wechselte, zog sich rücklings in Richtung Tür zurück. »Nein, keine Fahrstunde. Nicht in deinem Zustand.«
»Was hat mein Zustand denn damit zu tun?«, fragte er und folgte ihr aus dem Zimmer.
»Du wirst dir dein gesundes Knie auch noch ruinieren«, erwiderte sie und wich weiter zurück in Richtung Küche. »Falls ich dir nicht dein Gesicht am Armaturenbrett zerquetsche.« Sie hielt mit dem Rücken an der Schwingtür inne. »Pauls tollen Mustang habe ich fast zu Schrott gefahren, und Grady hat wie Espenlaub gezittert nach der Fahrstunde, die er mir erteilte, und hat kein Wort mehr herausgebracht. Ethan hat es nicht mal bis zur Hauptstraße mit mir ausgehalten; er hat mich zu Fuß nach Hause gehen lassen. Ich komme einfach nicht dahinter, worauf es beim Fahren ankommt.«
Alex verschränkte die Arme, vorsichtig, auf seine Rippen bedacht. »Es handelt sich nicht um einen Flug ins All, Sarah«, sagte er mit beruhigendem Lächeln. »Es gibt ein Gaspedal, eine Bremse und ein Lenkrad. Wenn man imstande ist, drei Töpfe auf dem Herd zu beaufsichtigen, während etwas
im Bratrohr schmort und es daneben noch alles Mögliche für eine Mahlzeit zu erledigen gilt, kann man auch ein Auto steuern.«
»Der Motor ist es«, murmelte sie und hob ihr Kinn. »Ich komme mit Motoren aller Art nicht zurecht. Ich habe vier Blätter einer Motorsäge zerbrochen und die Schleifmaschine ruiniert, als ich den Schrank am Whirlpool zusammenbaute.«
»Aber einen elektrischen Mixer kannst du bedienen, ohne dass sämtliche Zutaten deiner Plätzchen durch die Küche fliegen?«
Sie wollte rücklings durch die Schwingtür, blieb nun aber stehen. »Weil der Mixer verschiedene Geschwindigkeitsstufen und kein Gaspedal hat. Ich kann ihn auf die gewünschte Stufe einstellen, und er saust mir nicht davon.«
»Dann fixieren wir die Gangschaltung auf den ersten Gang, so wie bei einem Mixer«, sagte er und machte einen Schritt nach vorn. Die Aussicht, zum neuen Einschlagplatz im ersten Gang fahren zu müssen, war zwar nicht sehr ansprechend, aber wenn es unabdingbar war,
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