Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
wegnehmen, Sarah.«
Sie senkte den Kopf. »Darüber habe ich mir keine Sorgen gemacht.«
»Doch, das hast du schon«, widersprach er, hob ihr Gesicht an und küsste sie auf die Stirn. »Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, als ich von deiner Schwangerschaft erfahren habe, war, dass du zurück nach Crag Island gehen und mein Kind mitnehmen könntest.«
»Das würde ich nicht tun.«
»Ich weiß. Ich tat meine Besorgnis ab, weil mir sofort klar wurde, dass ich dir vertraue«, schloss er leise, während seine Hände sich wieder an ihrem Verband zu schaffen machten. »Falls du zur Toilette musst – ich habe Schnee geschmolzen und den Tank der unteren Toilette gefüllt.« Er tippte ihr leicht auf die Nase, dann nahm er langsam die zwei Gazestücke weg. »Das bedeutet, dass wir eine Innentoilette haben.«
»Ja, ich hatte mir schon überlegt, wie ich diesbezüglich zurechtkommen würde, wenn ich mitten im Winter einziehe«, sagte sie dankbar, weil sie nun bei einem unverfänglicheren Thema angelangt waren.
Sofort fing sie an zu blinzeln, vor sich ein völlig verschwommenes Gesicht, das ihr Blinzeln erwiderte. Sie rieb sich die Augen, Alex aber packte ihre Hand und zog sie weg.
»Auf dem Herd habe ich Wasser zum Wärmen aufgestellt«, sagte er und stand auf. »Ich muss den Bereich um deine Augen vor dem Verbinden säubern.«
Sarah blickte sich im Zimmer um. Die Gewölbedecke, die von dicken, von Hand behauenen Balken gestützt wurde, nahm sie nur verschwommen wahr. Dann wanderte ihr blinzelnder Blick die Holzwände entlang zum gemauerten, vom Boden bis zum Plafond reichenden Kamin – ein gewaltiges Konstrukt. Sekundenlang starrte sie den Kamin an, dann die mit einer Decke versehene Matratze, auf der sie saß.
Alex hatte für sie ein gemütliches kleines Nest vor dem knisternden Feuer geschaffen, hatte den Holzofen auf der anderen Seite des Raumes angeheizt, hatte dafür gesorgt, dass die Toilette funktionierte, und umsorgte sie, als wäre sie eine Prinzessin. Wenn er seine erste Frau nur halb so liebevoll behandelt hatte, war Charlotte eine Närrin gewesen davonzulaufen.
»Wo hast du das Brennholz her?«, fragte sie und schloss die Augen, als sie sah, dass er mit einem Waschhandschuh in der Hand zu ihr kam. »Die wenigen Scheite, die ich im Schuppen fand, haben nicht viel Wärme geliefert, als ich sie bei meinem vorigen Besuch verheizt habe. Sie waren irgendwie schwammig.«
»Das Holz ist mindestens fünf Jahre alt«, sagte er, und Sarah spürte, wie er vor ihr kniete. »Die Trockenfäule verwandelt es in einen Schwamm, der die Feuchtigkeit aufsaugt. Ich habe Holz von zu Hause mitgebracht.«
»Huch!«, sagte sie wieder, als der warme Stoff ihr Gesicht berührte. »Verzeih, damit hatte ich nicht gerechnet.«
Er umfasste ihren Hinterkopf, damit sie stillhielt, und Sarah fühlte sich, wie Tucker sich gefühlt haben musste, als sie ihm die riesige Kaugummiblase, die er einmal aufgeblasen hatte – und die geplatzt war –, aus dem Haar hatte zupfen müssen. Alex säuberte erst sorgfältig den Bereich um ihre Augen, sodann Wangen, Nase und Kinn und strich schließlich mit dem Waschhandschuh sanft über ihre Lippen.
»Ich … ich habe mich heute Morgen gewaschen«, sagte sie mit einem nervösen Lachen und rückte ab. »Wie oft meinte Dr. Betters, dass die Salbe aufgetragen werden soll?«
»Zweimal täglich. Ich mache es abends vor dem Zubettgehen noch einmal.«
Die Art, wie er »Zubettgehen« sagte, ließ Sarah wieder erschauern. Es hatte so … so verheiratet geklungen. »Und wie lange müssen die Augen noch verbunden bleiben?«, fragte sie, wobei sie dem pochenden Schmerz in ihrer Brust keine Beachtung schenkte.
»Zumindest noch heute und morgen. Übermorgen kannst du dann versuchen, ohne Verband auszukommen, aber die Salbe musst du weiterhin verwenden, um die Augen feucht zu halten.« Er spreizte die Finger seitlich an ihrem Gesicht, und Sarah öffnete die Augen und sah verschwommen eine Tube in seiner rechten Hand. »Ich hatte zweimal dieses Augenproblem«, fuhr er fort, während er das dickflüssige Gel in ihr rechtes Auge sickern ließ. »Nicht blinzeln«, mahnte er und benutzte den Daumen, um ihr Auge offen zu halten. »Ich weiß, es ist unangenehm, aber es brennt doch nicht, oder?«
»Nein. Hast du wirklich an Delaneys und Tuckers Händen Socken mit Klettband festgemacht?«
Sie konnte sein Grinsen nur undeutlich sehen. »Es war die einzige Möglichkeit, sie daran zu hindern, ihren
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