Mein verruchter Marquess
trauen zu können."
„Sie können mir trauen", flüsterte er und legte eine Hand auf ihre, die noch immer an seiner Wange lag. „Ich würde alles für Sie tun, Daphne."
„Außer Ihr Herz zu wagen", erwiderte sie. „Nun weiß ich, warum. Weil Ihre Motive, mich zu umwerben, mehr mit Albert als mit mir zu tun hatten."
„Herr, schenk mir Geduld!" Er rückte von ihr ab, drehte sich um und kehrte ihr einen Moment lang den Rücken zu.
Daphne bemerkte an seiner Haltung, wie zornig er war.
„Na schön", meinte er gleich darauf. „Sie wollen die Wahrheit hören? Ich werde sie Ihnen sagen." Langsam drehte er sich um und sah ihr in die Augen, wachsam, angespannt. „Es stimmt, dass ich anfangs nach einer Braut zu suchen begann, weil ich Erben brauche, und der schlechte Ruf meiner Familie zwang mich, nach einer angesehenen Debütantin aus guter Eamilie zu suchen - das sind, ich gestehe es, Wesen, die mich zu Tränen langweilen. Als ich dann herausfand, dass es ein passendes Mädchen namens Daphne Starling gibt, das den Feind meiner Kinderzeit abgewiesen hatte, dachte ich, das gebe ich zu, es könnte amüsant sein, ihn damit zu ärgern, dass ich ein wenig mit ihr flirte. Aber dann, Daphne", flüsterte er, „sah ich dich."
Sie erschauerte unter seinem leidenschaftlichen Blick und warnte sich selbst vor diesen ersten Anzeichen der Schwäche. Wenn er sie so ansah, wurden ihr immer ein wenig die Knie weich.
Er schüttelte den Kopf. „Alles änderte sich von dem Moment an, da ich dich das erste Mal sah. Es änderte sich etwas in mir. Je mehr ich über dich erfuhr - es erschütterte mich."
„Sagen Sie das nicht", widersprach sie kaum hörbar und klammerte sich mit letzter Kraft an ihren Entschluss, ihn zu verachten. „Es ist zu spät. Ich glaube Ihnen nicht. Ich kenne Ihre Lügen."
„Ich schwöre dir beim Erzengel Michael, dass ich die Wahrheit sage."
Sie hatte Angst, erneut seinem unwiderstehlichen Charme zu erliegen, und doch hörte sie die Ernsthaftigkeit, die in seinen Worten lag.
„Ich meine damit nicht nur deine Schönheit", sagte er. „Schöne Frauen habe ich schon vorher gekannt, aber sie waren nicht wie, du. Niemand ist wie du. Keine von ihnen hat mich dazu gebracht, ihr zu vertrauen."
„Sie vertrauen mir?"
„Das habe ich dir gesagt am ersten Tag, als ich in euer Haus kam."
„Warum fällt es Ihnen dann so schwer, offener zu mir zu sein?"
„Ich weiß es nicht", sagte er leise und schüttelte den Kopf. „Ich bin schon immer so gewesen. Ich weiß nur, dass du mich auf dem Edgecombe-Ball gefunden hast, und du warst die Einzige, die sich dafür interessierte, ob ich blieb oder ging. Du hast mit mir gesprochen, und ich fand dich - bezaubernd." Er sah sie lange an, dann senkte er den Kopf. „In jener Nacht musste ich fort, das stimmt, aber von dem Augenblick an wusste ich, du bist die Frau für mich. Und jedes Mal, wenn wir seitdem zusammen waren, wurde ich dessen gewisser." Er schwieg einen Moment.
„Verzeih mir, Daphne, aber ich bin es nicht gewohnt, mein Herz auf der Zunge zu tragen. Wenn die Gründe, die ich eben für mein Begehren nach dir genannt habe, falsch klingen, wie du gesagt hast, dann liegt das vielleicht daran, dass das, was ich für dich empfinde, mich zu Tode ängstigt."
Verwundert hörte sie zu. „Sie haben Angst?", murmelte sie, noch immer zweifelnd. Er schien nie vor irgendetwas Angst zu haben.
Er nickte langsam. „Ich habe versucht, vernünftige, logische Gründe dafür zu finden, für diese - Besessenheit.
Versuchte mir einzureden, dass es nur eine einfache, praktische Verbindung wäre. Um Erben zu bekommen.
Nichts, was einen beunruhigen sollte. Aber so empfinde ich nicht."
„Was fühlst du dann, Max?", fragte sie plötzlich leise.
Er dachte eine Weile darüber nach, als müsste er in sich hineinblicken. „Ich fühle mich hilflos, Daphne. Das ist nicht immer einfach für einen Mann, der sonst genau weiß, was er tut."
Sie spürte, wie Tränen in ihre Augen stiegen. Gern hätte sie ihn in die Arme genommen. Er war so fähig in so vielen Dingen und so überfordert, wenn es um Herzensangelegenheiten ging. Offensichtlich brauchte er sie.
„So etwas ist mir noch nie passiert, und ich habe schon vieles erlebt, glaub mir. Aber so etwas noch nie. Du bist das Erste, an das ich denke, wenn ich morgens aufwache, und das Letzte, ehe ich einschlafe. Versteh mich nicht falsch - das Gefühl der Hilflosigkeit ist nicht ganz unangenehm", räumte er ein. „Wenn ich bei dir bin,
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