Mein verruchter Marquess
küsste zitternd ihre Lippen.
„Max." Sie schlang die Arme um ihn, als er den Kopf auf das Kissen sinken ließ, gleich neben ihrer Schulter.
Langsam drehte sie sich zu ihm, damit sie ihm in die Augen sehen konnte. Es gab nichts mehr zu sagen; näher hatte sie sich ihm noch nie gefühlt. Worte waren nicht nötig.
Behutsam berührte sie sein Haar und lächelte, als er selig die Augen schloss. Sie liebkoste ihn, bis er eingeschlafen war, und immer noch dachte sie an das, was er ihr im Stall gesagt hatte.
Niemand hat mich je geliebt.
In der Stille sah sie ihn zärtlich an und küsste ihn auf die Stirn. Geliebter, für alles gibt es ein erstes Mal.
Aufwachen, Schlafmütze", flüsterte Max ihr am nächsten Morgen ins Ohr.
Träge bewegte Daphne sich neben ihm. „Es ist noch früh."
„Wir müssen noch etwas erledigen, ehe wir die Stadt verlassen."
Sie rollte sich auf den Rücken und sah ihn an. „Was denn?"
Er lächelte nur. „Komm mit."
Damit begann ihr Waisenhaus-Projekt, bei dem Daphne und er eine Gruppe von Helfern zusammenstellten und in ungefähr einer Woche die Arbeit von mehr als einem Monat bewältigten.
Zuerst rief Max Oliver Smith, Esquire, zusammen mit dem Makler wegen der Schule zu sich. Gemeinsam fuhren sie hinaus nach Islington, damit Seine Lordschaft persönlich die Räumlichkeiten begutachten konnte.
Als er alles in recht vernünftigem Zustand vorfand mit nur wenigen Reparaturen, die notwendig waren, nahm Max den Makler beiseite, um denVertrag auszuhandeln. Das war schnell erledigt, aber ehe die Kinder einziehen konnten, mussten einige Vorbereitungen getroffen werden.
Während Daphne dafür verantwortlich war aufzulisten, was die Kinder brauchten, oblag es ihm, sich um das Wie zu kümmern.
Rasch tat er alles Notwendige, damit die Schule für die Waisen schnell bereit war. Zuerst beauftragte er seinen Butler Dodsley als Oberhaupt des Personals, dafür zu sorgen, dass das Gebäude vom Keller bis zum Dach gereinigt wurde.
Danach machte Max einige der freundlichen Jungfern ausfindig, die in dem Haus gearbeitet hatten, als es noch eine Schule gewesen war, und engagierte sie erneut, denn die Betreuerinnen im Waisenhaus waren längst schon überfordert gewesen.
Daphne rief die älteren Jungen und Mädchen zusammen, die als Lehrlinge in ganz London verstreut waren, damit sie für einen Tag kamen und halfen, das Haus bereit zu machen.
Ihr Vater und seine Freunde überwachten einen Tag lang, wie der Diener William und einer von Max' Kutschern die beiden alten Wagen und die Kutsche der Gouvernante fertig machten, die sie gestiftet hatten. Lord Falconridge spendete eine großzügige Summe, um die Speisekammer des Waisenhauses mit lagerfähigen Lebensmitteln zu füllen. Er beschaffte auch Bücher, Kreide und Tafeln für die Klassenzimmer. Und der Duke of Warrington sorgte für genügend Kohle, um das Waisenhaus bis zum nächsten Sommer warm zu halten.
Jono und Carissa gingen zu allen Spielzeugläden in ganz London und überredeten die Händler, den Kindern Reifen, Bälle, Puppen und Stofftiere zu überlassen.
Oliver Smith wurde die Aufgabe übertragen, Vereinbarungen mit einigen Schneiderinnen und Schustern zu treffen, die die Kinder mit neuer Kleidung und Schuhen ausstatten sollten.
Und Daphne fiel ein, dass Penelope über das nötige Organisationstalent verfügte, damit am Tag des Einzugs alles klappte. Da es sich nicht mehr um die gefährliche Umgebung der Bucket Lane handelte, war auch ihre Stiefmutter einverstanden zu helfen und brachte sogar Sarah und Anna mit.
Penelope selbst sorgte dafür, dass der Medizinschrank mit Kräutern und Tränken aufgefüllt wurde, mit denen die Krankheiten der Kinder geheilt werden konnten. Selbst Albert Carews älterer Bruder Hayden, der Duke of Holyfield, leistete einen Beitrag, ehe er mit seiner schwangeren Frau nach Frankreich abreiste, um vor der Geburt des ersten Kindes die Freuden von Paris zu genießen.
Am Tage des Einzugs war alles bereit. Die neuen Erzieher waren da und freuten sich auf die Ankunft ihrer Schützlinge. Schneiderinnen und Schuster warteten im Waisenhaus, um den Kindern die neuen Kleider und Schuhe anzupassen. Penelope eilte umher, achtete darauf, dass alles in Ordnung war und blühte in ihrer neuen Rolle geradezu auf.
Endlich fuhren die reparierten und frisch gestrichenen Wagen in der Bucket Lane vor, um die Kinder in ihr neues Zuhause zu bringen. Überall spähten kleine Gesichter aus den schmutzigen Fenstern, als die kleine Armee
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