Mein verruchter Marquess
besorgter Helfer erschien: Daphne und Max, die beiden Willies, Oliver Smith, Dodsley. Warrington und Falconridge waren ebenfalls mitgekommen, um die Raufbolde fernzuhalten.
Es dauerte nicht lange, dann ließen sie die Bucket Lane für immer hinter sich, und als die Wagen voller fröhlicher Kinder in dem neuen Zuhause ankamen, stiegen Daphne die Tränen in die Augen beim Anblick des freudigen Durcheinanders. Überall liefen Kinder umher, die nie zuvor auf dem Land gewesen waren. Die Schneiderinnen hatten alle Hände voll zu tun, damit alle zappelnden Kleinkinder lange genug still standen, um gemessen werden zu können.
Die kleinen Mädchen scharten sich sofort um die sanften, großen Arbeitspferde und streichelten sie, während die Jungen in dem umzäunten Garten Fangen spielten.
Irgendwann jedoch ließen ihre Kräfte nach, und die Kinder wurden in ihr neues Heim gerufen. Nacheinander gingen sie durch die Tür, über der ein Schild hing: Das Lady Emma Starling Waisenhaus.
Es war Max' Idee gewesen, das Haus nach Daphnes Mutter zu benennen. Nachdem sie ihn die ganze Woche über beobachtet hatte, befand sie, dass er ein sehr außergewöhnlicher Mann war; vor allem aber überraschte sie seine Art, mit den Kindern umzugehen. Tatsächlich schien es ihr, als hätte er sich selbst überrascht. Wenn eine Zweijährige lachend dem alten Schuster entwischt war, der versucht hatte, ihre winzigen Füßchen zu messen, lief Max der Kleinen nach und hob sie hoch auf seine Arme.
Er hatte sich auch mit Jemmy angefreundet, dem Dreizehnjährigen, der bereits zwei Lehrherrn davongelaufen war, bei denen Daphne ihm eine Lehrstelle besorgt hatte.
Der Junge bewunderte Max so sehr, dass er bereit gewesen war, mit ihnen nach Worcestershire zu kommen, wo es für ihn viele Möglichkeiten gab bei den zahlreichen Projekten, an denen ihr Gemahl beteiligt war.
Zur Teezeit hatten die Kinder begonnen, sich allmählich in ihrem neuen Zuhause zurechtzufinden, und Max legte den Arm um Daphne und küsste sie auf den Scheitel. „Wie konnte ich nur so blind sein?", flüsterte er, als sie sich eine Träne abwischte, so sehr freute sie sich darüber, dass ihre Mission endlich gelungen war. „Saphire habe ich dir gegeben! Kein Edelstein der Welt könnte dich noch schöner machen."
Sie drehte sich um und umarmte ihn fest. „Danke - für all das hier."
„Ich habe es gern getan." Einen Moment schwieg er, und sie vermutete, dass er an all das dachte, was ihm in seiner Kindheit gefehlt hatte. „Ich glaube, alles in allem wird es ihnen hier recht gut gehen."
„Ja, das wird es. Wenn Oliver Smith und meine Stiefmutter dabei sind, kann eigentlich nichts schiefgehen." Sie legte den Kopf schräg und sah ihn liebevoll an. „Jetzt", fügte sie hinzu, „können wir nach Worcestershire aufbrechen."
Und das taten sie.
Am nächsten Tag verließen sie über die Oxford Road London, fuhren an den Türmen der Universitätsstadt vorbei und dann weiter westwärts durch Cheltenham, wo er auf die Reihe wunderschön gepflegter neuer Häuser zeigte, in denen die Läden mindestens so elegant waren wie in London und die Heilbäder wie die in Bath, wo man medizinische Bäder nehmen konnte.
Von dort aus fuhren sie in die Haupstadt seines County. Er zeigte ihr dort die mittelalterliche Pracht von Worcester Cathedral und die offene Markthalle, in der seit der Renaissance jeglicher Handel getrieben wurde.
Daphne war begierig darauf, ihr neues Zuhause kennenzulernen, daher hielten sie sich nicht in der großen Stadt auf, sondern fuhren weiter aufs Land hinaus.
Oktober in den Midlands, das bedeutete ein Panorama von sanften Hügeln, regenfeuchten Wiesen und Bäumen, die in allen nur denkbaren Herbstfarben leuchteten.
Beeren zierten die Hecken, lockten große Scharen von Staren an, während Fasane und wilde Truthähne auf den Stoppelfeldern pickten. Der wilde Fasan wiederum lockte die Jäger an. Sie sahen, wie die Jäger mit rosigen Wangen über die Felder schritten, die Waffen im Anschlag, begleitet von der Meute, die bereit war, jedes Federtier zu holen, das die Jäger zum Abendessen erlegten.
Kleine Dörfer säumten den Weg mit Reihen von steinernen Cottages, deren Dächer entweder mit grauem Schiefer oder traditionell mit Stroh gedeckt waren. Hier und da fand sich auch ein Haus aus der Tudorzeit, ein Holzhaus, gehegt und gepflegt seit Shakespeares Zeiten.
Damit die Zeit während der Fahrt schneller verging, erzählte Max ihr von seinen Investitionen in den
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