Mein verruchter Marquess
geschickt hat, niemals durchgekommen. Napoleon hätte die Schlacht gewonnen, wie er es tun sollte, und unsere sechshundert Jahre lange Hoffnung wäre erfüllt worden!", schloss er in donnerndem Zorn.
„Aber, Moment mal!" Rupert schwitzte jetzt heftig, als er von seinem Sitz aufsprang, aber Niall war hinter ihm und drückte ihn mit seiner großen Hand zurück auf den Stuhl.
„Statt dass unsere Vision Wirklichkeit wurde, sind die Agenten, die du in Wellingtons Hauptquartier schicktest, nun tot", fuhr Malcolm fort. „Und du wirst bald bei ihnen sein."
„Das war doch nicht mein Fehler", jammerte Tavistock. „Ich habe alles getan, was du wolltest. Der Börseneinbruch
- ich habe Millionen auf deine Konten gelenkt."
„Aber Waterloo."
„Das hat alles der Orden getan! Sie haben ohne mein Wissen jemanden dorthin geschickt. Wer immer es war, hatte meine Agenten ausgeschaltet, ehe sie etwas unternehmen konnten. Ich bin nicht schuld! Wir werden niemals gewinnen, ehe der Orden von St. Michael zerstört ist. Ehe wir dich an die Macht wählten, hast du uns doch versprochen, dass es geschehen wird."
„Was soll ich deiner Meinimg nach tun?", höhnte Malcolm. „Sie sind wie Geister."
„Es sind Männer! Sie können bluten. Septimus tötete drei von ihnen in München." Aufgeregt zeigte er auf den dunkelhaarigen, schweigsamen Deutschen.
„Ja, aber das ist das Problem, nicht wahr, mein lieber Rupert?" Malcolm sah Septimus missbilligend an. „Unser bayerischer Freund war nicht fähig, sich zu beherrschen, und hat sie nicht lebend gefasst. Als Folge davon wissen wir immer noch nicht, wo in Europa der Orden seinen Sitz hat, noch nicht einmal, wie viele Agenten sie zurzeit haben."
„Was also schlägst du vor, Malcolm?", ließ sich eine kühle Stimme vom anderen Ende des Raumes vernehmen.
„Dass wir aufgeben? Uns unseren Gegnern unterwerfen?"
Sie alle blickten zu James Falkirk, dem hageren, grauhaarigen Mann aus Yorkshire, der diese Frage gestellt hatte.
Gewöhnlich bestand seine Aufgabe darin, durch alle zehn Regionen zu reisen, ein Auge auf alle zu haben, Informationen zu sammeln und die Strategie der Prometheusianer zu verbreiten, während die Großmeister die Maßnahmen in ihren jeweiligen Regionen leiteten. Aber im letzten Jahr hatten ihn seine Reisen vieles gelehrt, ihm vor allem Hinweise darauf gegeben, was Malcolm hinter ihrer aller Rücken plante.
In unerschütterlicher Geduld sah er ihren unfähigen Anführer an und verbarg dabei sein Wissen über Malcolms Pläne, genauso wie seinen Zorn darüber. Ganz der kühle Engländer, wusste er genug, um diese beiden Barbaren aus den Highlands mit Samthandschuhen anzufassen. Aber er durchschaute sie.
Malcolm glaubte nicht an die Ideale, für die ihre Bewegimg stand, und James hatte begonnen, ihn dafür zu verachten. Für Malcolm war die geheime Philosophie der Prometheusianer nichts anderes als der Schlüssel für unglaublichen Reichtum und weltliche Macht.
Kein Wunder, dass sie durch Napoleon alles verloren hatten, für das sie gearbeitet hatten. Sie verdienten es, die Niederlage zu kosten, denn sie hatten ihren strahlenden Traum von einer Welt, die unter dem wohlmeinenden Rat vereint war, in die Hände eines Mannes ohne Visionen gelegt. Eines Zyklopen, dessen einziges Auge auf sein persönliches Wohl gerichtet war.
Unglücklicherweise schien das, was Malcolm zu bieten hatte, den meisten von ihnen im Moment zu genügen.
„Ach, James", sagte Malcolm verärgert. „Natürlich schlage ich nicht vor, dass wir uns dem Orden unterwerfen.
Aber wir müssen den gesunden Menschenverstand einsetzen, bis wir unsere Kraft zurückerlangt haben.
Pragmatismus, James - das ist es. Schon mal davon gehört? Das Leben besteht nicht nur aus Träumen und Visionen, weißt du. Niall, mach weiter" , fügte er mit einer ungeduldigen Handbewegung hinzu. „Es ist nicht nötig, dies hier so lange hinauszuzögern."
Niall nickte und schlang sich den Draht der Garotte um die Hände. Rupert versuchte zu entkommen, doch er schaffte nur drei Schritte, eher er aufschrie, weil Niall ihn gefasst hatte.
„James - hilf mir!"
„Ja, James, wirst du ihn retten?" Malcolm sah ihn fragend an, wohl wissend, dass James die größte Gefahr für seine, Malcolms, Macht darstellte.
James lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Rupert Tavi-stock war ein Narr, den zu retten sich nicht lohnte. Er hatte seine Prinzipien schon vor Jahren verloren, als er sich in London vergnügte, während er für die Ziele des
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