Mein Weg mit Buddha
Himmel. Und das stört uns. Wir müssen da weg, aber schnell! Also verändern wir unsere physische Umgebung, damit wächst unsere Lebenskraft und wir fühlen uns wohler. Mit dieser Veränderung setzen wir Ursachen für eine ›saubere‹ Zukunft.«
Das war drastisch, aber deutlich.
Hmm … Sollte ich den wahren Wert der Ausübung meines Berufes hinterfragen? Lag mein Augenmerk zu sehr auf »Fun« und »Kohle«?
Zum Zweiten: Für meine Dachwohnung, die ich nach langem Hin und Her endlich verkaufen konnte, bekam ich viel weniger Geld als geplant – eben weil mein Architekt so viel Mist gebaut hatte. Der war aber nicht mehr zu belangen! Also erst einmal Schluss mit ausgiebigen Shopping-Streifzügen durch Paris … Und schon wieder war das Thema Geld in unangenehmer Weise präsent – ein Thema, das bisher nie in meinem Leben aufgetaucht war. Sollte ich mich also von zweitrangigen »irdischen Begierden« verabschieden?
Zum Dritten: Ich hatte mich zwei Jahre zuvor aus der »Rentenversorgungsanstalt« Forsthaus Falkenau verabschiedet. Nun musste ich feststellen, dass ich im Fernsehen kein Selbstläufer mehr war. Es bedurfte regelmäßiger Anstrengung meinerseits und seitens meiner Agentur, um weiterhin im TV-Markt mitmischen zu können. Natürlich fanden das alle schick, dass ich jetzt in Paris lebte, und dort drehte ich ja auch den einen oder anderen Film. Vermutlich ging man in Deutschland einfach davon aus, ich hätte im Ausland schon genug zu tun. Der Gedanke drängt sich auf, dass ich mir dieses Hindernis, mich in stärkerem Maße anstrengen zu müssen, ausgesucht habe, um weiterzuwachsen, mich zu entwickeln, mein wahres Potenzial zu entfalten, sowohl als Mensch natürlich, aber auch als Schauspielerin. Es schien meine Aufgabe, nicht mehr wie bisher mit den gemütlichen Gegebenheiten zufrieden zu sein.
Unter dem Strich hatte auch dieser Aspekt mit dem Thema Geld zu tun. War ich drauf und dran, mein »Kohle-Karma« freizulegen? Oh, bitte nicht!
Zum Vierten: Mein zukünftiger Ehemann hatte sich mit einem seiner Filme eine Menge Feinde gemacht – ein blödes Spielchen heutiger Fernsehpolitik. Immer mehr Türen verschlossen sich vor ihm. Natürlich war das sein Karma, aber ich hing ja auch mit drin. Ich hatte ihn gewählt, ihn, der mir diesen Buddhismus, der mein Leben grundlegend verändern sollte, nähergebracht hatte. Ihn, den ich unter keinen Umständen hatte kennenlernen wollen und den ich in wenigen Wochen heiraten würde.
Wie auch immer. Ich beschloss, mich dem zu stellen, was ich da losgetreten hatte, schließlich gehörte mein zukünftiger Ehemann ja auch mit zu meinem Karma. Damals handelte ich aus einem unbestimmten Gefühl heraus. Heute weiß ich, dass ich in jener Zeit eine gewaltige Aufgabe gestellt bekommen habe, nämlich Verantwortung und Mitgefühl zu lernen – zwei Dinge, die in meinem Leben bisher keine allzu große Rolle gespielt hatten.
Fakt war also: In dem Moment, in dem ich ernsthaft mit der buddhistischen Praxis begonnen hatte, donnerten mir die Schwierigkeiten nur so um die Ohren. Nix mit den netten Beweisen à la Tina Turner und ihrem Make-up. Also Ärmel hochkrempeln und durch! Ich bin ja nicht allein. Gemeinsam schaffen wir das schon. Dachte ich …
Mein Leben begab sich in eine Schieflage. Außer der Liebe war nichts mehr an seinem Platz geschweige denn in irgendeiner Weise erfreulich. Für den Anfang war das ganz schön viel.
»Hilfe!«, schrie das Engelchen im einen Ohr, »was habe ich denn verbrochen? Wieso zum Teufel habe ich so ein mieses Karma?«
»Warum musstest du auch mit diesem Scheiß anfangen?«, kreischte das Teufelchen im anderen Ohr, »Es lief doch alles so super bis jetzt!«
»Haltet gefälligst die Klappe!«, zischte ich beiden zu.
Trotzdem fragte ich mich: Was ist da los, verdammt noch mal? L. hatte recht gehabt. Erst einmal geht es bergab. Ich weiß, das klingt jetzt alles andere als ermutigend und hätte ich vor, in diesem Augenblick jemanden zu »missionieren«, könnte ich mir das augenblicklich von der Backe kratzen. Die Aussage Nichiren Daishonins »Die Ausübenden des Lotos-Sutra werden den drei starken Feinden begegnen« wäre bei einem solchen Vorhaben absolut quotenfeindlich. Für mich gab’s jedoch kein Zurück …
Das Auftreten von Schwierigkeiten darf man nicht mit christlicher Logik betrachten. Hier geht’s nicht um Strafe oder so was. Natürlich ist das schwer zu begreifen: Aus dem Nichts tauchen Probleme auf, dort, wo vorher keine waren.
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