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Mein Weg mit Buddha

Mein Weg mit Buddha

Titel: Mein Weg mit Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Kruse
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eine Religion für Menschen, die mitten im modernen Leben stehen und die aufgrund der Witterung in ihrem Land und gemäß des »Dresscodes« ihre Berufes auch keine orangefarbenen Saris mit Jesuslatschen tragen können und wollen. Der Buddhismus lehrt natürlich den Respekt vor jeglichem Leben, also auch dem Leben der Tiere. Trotzdem gehören Tiere und deren Produkte irgendwie zur normalen Nahrungskette in der Natur. Dass Tierhaltung und Schlachtung mit respektvollem Umgang einhergehen sollten, versteht sich wohl von selbst. Ich sehe das auf jeden Fall so, auch wenn der Tierschutz in unseren Landen mitunter eigenartige Blüten treibt und für manche Herrschaften ein sehr profitables Unternehmen geworden ist. Apropos Blüten: Auch Pflanzen sind Lebewesen, die nicht gedankenlos ›verputzt‹ werden sollten. Und damit ich mir hier keine ewigen Feinde schaffe, gibt’s dazu noch eine ganz private Gratiserklärung obendrauf. Ich habe es wirklich mal versucht und ein paar Jahre lang vegetarisch gelebt. Medizinisches Fazit: eine Gewichtszunahme von sieben Kilo, dauernde Müdigkeit, Muskelschwund und eine schwere Anämie. Nein danke, das ist nichts für mich mit Blutgruppe null und als Typ des »Jägers und Sammlers«. Die Indianer bedanken sich bei den Tieren für die »Opfergabe«. Das ist eine schöne Geste. Wollen wir es dabei belassen …
    Nach einer unruhigen Nacht – wer ist schon daran gewöhnt, zu dritt auf engem Raum in 80 Zentimeter breiten Einzelbetten zu schlafen – verließ ich noch vor dem allgemeinen Weckruf das Zimmer und erlebte, wie der Mont Sainte Victoire im Licht der aufgehenden Sonne sein Farbspektrum entfaltete. Doch ich war nicht die Einzige, die wach war: Aus einem der Zimmer war der Klang energischen Chantens nicht zu überhören. Die Tür stand offen. In dem kleinen Raum gab es einen wunderschönen Butsudan aus Ebenholz mit einem Gohonson in normaler Größe, elektrische Kerzen, ein paar Stühle und einen Ventilator. Sonst nichts. Ein kleines Schild an der Tür verriet mir: »Petit Butsudan, ouvert pour la pratique entre 6 et 23 heures.« Es war also ein Raum, der allen, die chanten wollten, von frühmorgens bis spätabends offen stand.
    Ich habe inzwischen viele, viele Stunden in diesem kleinen Raum verbracht, um mir – während ich chantete – über mein Leben klar zu werden. Und ich bekam jedes Mal eine Antwort: Ursache –Wirkung. Oft nicht so, wie ich sie mir vorgestellt hatte, aber immer so, dass sie mich weiterbrachte. An meinem allerersten Morgen in Trets setzte ich mich einfach dazu, chantete eine Stunde mit diesen Menschen, die ich nicht kannte, und ließ mich von der Energie, die sich entfaltete, anstecken.
    Während meiner Aufenthalte in Trets nutzte ich die Möglichkeit, sehr viel zu chanten, oft tat ich das stundenlang. Sie können sich das nicht vorstellen? Das konnte ich anfangs auch nicht. Aber gemeinsam ist es leichter, da gibt man nicht so schnell auf. Allein, muss ich gestehen, kriege ich oft nicht die Kurve. Löwen sind nun einmal faul. Das ist nicht als Ausrede zu verstehen. Ich muss mich tatsächlich jeden Tag zum Chanten aufraffen. Die schon erwähnten »teuflischen Funktionen« und »destruktiven Kräfte« setzen zusätzlich alles daran, die Menschen davon abzuhalten, ihr Leben auf Hochglanz zu polieren. Man wird irgendwie »runtergezogen«, bis dann gar nichts mehr geht und die Negativität die Kontrolle übernimmt.
    »Das Gebet ist der Mut durchzuhalten« sagt Ikeda – und ich denke, das gilt für alle Religionen, Philosophien und Glaubensbekenntnisse. Das Gebet ist in gewisser Weise ein Kampf, ein Ringen darum, unsere Schwächen und unser mangelndes Selbstvertrauen zu überwinden, das angestrengte Bemühen, nie aufzuhören, daran zu glauben, dass wir unsere Situation verändern können. Beten ist auch ein Weg, ein Mittel, Ängste zu zerstören, Sorgen zu vertreiben und die Hoffnung nie sterben zu lassen. Das Gebet bedeutet Anstrengung, aber ja! Es erfordert eine Menge Disziplin. Aber nur dann, nur wenn wir beten beziehungsweise chanten, wenn wir uns intensiv unserem Glück widmen, greifen die Zahnräder unseres Lebens mit denen des Universums ineinander und drehen sich in Richtung Glück. Und wenn wir gemeinsam mit anderen beten, ist es noch effizienter, motiviert uns selbst und lässt uns, wie gesagt, nicht so leicht aufgeben.
    Hierzu, liebe Leser, ein ganz banales Beispiel aus dem alltäglichen Leben: Im Fitnessstudio oder bei den Weight Watchers setzen Sie Ihre

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