Mein Weg mit Buddha
Lehre von uns Menschen im Westen gar nicht so weit entfernt ist. Man muss nur ab und zu mal genau hinhören. Die meisten von uns vergessen das jedoch mit schöner Regelmäßigkeit. Ich leider auch. Ich habe dieses Juwel – den Schatz des unzerstörbaren Glücks – trotz intensiver Bemühungen selbst in Trets über Jahre hinweg nicht erkennen können und dieses glitzernde Ding anderswo gesucht – draußen, in einer Welt, die mich von dem Juwel, das eigentlich »in meinen Mantel eingenäht war«, entfernte und mich somit von dem »Wahren Wesen« meines Lebens trennte. Denken Sie daran: Es ist immer da, tief in Ihrem Leben. Vertrauen Sie darauf. Und nur darauf.
Der Mann mit dem schütteren Haar, Peter Kühn, der hauptverantwortliche Leiter Deutschlands, leitete am nächsten Nachmittag das »Studium«. Ich bin sehr dankbar, dass ich diesen wunderbaren, weisen Mann mit dem feinen Humor, der viel zu früh von uns gegangen ist, noch kennenlernen durfte. Er brachte uns die teilweise schwierigen Texte von Nichiren Daishonin auf erfrischende Art und Weise näher. Er erläuterte uns mit einfachen Worten die Briefe, die er den oft verzweifelten Menschen in seiner Zeit zur Ermutigung geschickt hat.
In dem Buddhismus, den ich praktiziere, haben diese Schriften in etwa den gleichen Stellenwert wie die Bibel für die Christen. Doch wie viele Christen auf dieser Erde lesen die Bibel wirklich, geschweige denn studieren sie? In diesem Buch steckt so viel Wahrheit für das Leben. Ehrlich! Und das sagt eine Buddhistin …
Peter Kühn war ein Pragmatiker. Das gefiel mir besonders. Er erzählte uns, dass er zu Beginn seiner buddhistischen Praxis große persönliche Schwierigkeiten hatte. Er vereinbarte mit sich selbst einen »Deal«: Er beschloss, drei Monate lang zu chanten, jeden Tag drei Stunden, komme, was wolle, und danach die Ergebnisse zu überprüfen, also zu sehen, ob eine positive Veränderung eingetreten war oder nicht. Im negativen Falle wollte er sofort und für immer mit der buddhistischen Praxis aufhören. »Das Ergebnis sitzt heute, 30 Jahre später, vor Ihnen«, schloss Peter Kühn mit einem unübersehbaren Augenzwinkern seine Erzählung ab.
Ich hatte das Glück, von Peter Kühn eine persönliche »Führung« zu bekommen, und stellte ihm die Frage, was ich tun könne, um mich weiterzuentwickeln und mein Leben als Schauspielerin zum Strahlen zu bringen. Denn ich hatte damals das Gefühl, beruflich irgendwie die Orientierung verloren zu haben. »Sie sind eine Traumfrau, das wissen Sie. Sie haben eine ganz besondere Ausstrahlung. Ich habe viele Ihrer Filme gesehen. Lassen Sie den Buddha in Ihnen durch Ihre Rollen strahlen. Setzen Sie sich ein Ziel. Beschließen Sie, eine großartige, überaus erfolgreiche Schauspielerin und eine herausragende Persönlichkeit zu werden – und chanten Sie eine Million Daimoku dafür!« Na bravo! Das muss man erst einmal schaffen. Doch meine Entschlossenheit, mich dieser gewaltigen Aufgabe zu stellen und sie zu bewältigen, war bei mir in diesem Lebensabschnitt noch nicht sehr weit entwickelt. Und sie sollte in der Zukunft sogar noch weiter im Treibsand eines Weges versickern, auf den ich mich über eine viel zu lange Zeit hinweg verirren sollte …
Doch zunächst einmal hatte ich Flügel. Der »Gesang« des Daimoku begleitete mich auf meiner Rückreise von Trets. Er war im Summen der Flugzeugturbinen zu hören, im Motorengeräusch des Taxis, im Straßenlärm, einfach überall. Ich war eingehüllt in Nam Myoho Renge Kyo .
»Das ist völlig normal«, meinte mein Ehemann, »das war bei mir auch so. Es hat dich durchdrungen und besteht in dir fort, in deinem inneren Ohr, in deinem Unterbewusstsein. Aber es hält nicht an.« Irgendwie schade, dachte ich. Es hat so etwas Friedliches, Beschützendes, und wäre bei der Rückkehr in den Alltag gut zu gebrauchen.
Selbstverständlich ist mir bewusst, dass Trets immer eine Art Parallelwelt war, doch ich bemühte mich jedes Mal, so viel wie möglich daraus mitzunehmen. Doch so viel Mühe ich mir auch gab, eines hatte ich in all den Kursen dort nicht gelernt: dem Buddha in mir zu vertrauen. Und somit war der Boden bereitet für den freien Fall …
Nutzen, Hindernisse und Irrwege
Mein Lebenszustand hatte nach dem ersten Kurs in Trets gewaltigen Aufschwung bekommen. Die guten Vorsätze, regelmäßig zu chanten, hielten auch lange an. So war es selbstverständlich, dass ich den Wunsch hatte, einen eigenen Gohonson zu bekommen. Allerdings stieß ich
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