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Mein Weg mit Buddha

Mein Weg mit Buddha

Titel: Mein Weg mit Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Kruse
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guten Vorsätze in der Regel um, oder? Und wie klappt das allein zu Hause? Na ja … Deshalb ist auch der Buddhismus keine »Solonummer«.
    Zur Versinnbildlichung dafür, dass wir ach so normalen Menschen immer wieder vergessen, dass wir die Buddhaschaft besitzen, weil wir abgelenkt sind durch unseren stressigen Alltagssalat voller Probleme und Sorgen oder auch durch zu viel vorübergehende Freude, hier als »Sweet Reminder« eine kleine Parabel aus dem Lotos-Sutra, die ich in meinem ersten Jahr in Trets gehört habe:
    »Vor langer Zeit im fernen Indien lebte ein Mann, der war so bettelarm, dass er nichts besaß außer dem zerlumpten Gewand, das er am Leibe trug. Schon längst hatte er den Geschmack von köstlichen Speisen und einem guten Wein vergessen. In seiner Not wandte er sich an einen Freund aus guten Tagen. Dieser bat den armen Mann in sein Haus, bewirtete ihn mit den erlesensten Speisen, reichte ihm den köstlichsten Wein und gab ihm ein weiches Lager mit vielen Decken und flauschigen Kissen. Den Wein, der sich wie Nektar in seiner durstigen Kehle anfühlte, nicht gewöhnt, schlief der arme Mann sehr bald ein. Gerührt betrachtete der reiche Mann seinen schlafenden Gast, empfand Mitleid für ihn und beschloss, ihm zu helfen. Da er jedoch noch in der Nacht zu einer Geschäftsreise aufbrechen musste, hatte er eine Idee: Er nähte einen kostbaren Juwel von unschätzbarem Wert in das Gewand des armen Mannes ein. Sicher würde er es am nächsten Morgen bemerken und somit in der Lage sein, ein neues Leben zu beginnen. Er würde anständige Kleider tragen, sich jeden Tag satt essen, einen guten Wein trinken, ein schönes Haus haben mit einem weichen Lager, das er mit einer liebevollen Frau teilen würde … Jedoch der arme Mann bemerkte nichts, als er erwachte …
    (Der Freund hätte ihm ja vielleicht auch einen Zettel schreiben können, oder? – Anmerkung der Autorin.)
    Er zog also bettelnd weiter, von Stadt zu Stadt, nicht im Geringsten ahnend, wie reich er in Wirklichkeit war. Einmal begegnete er einem bis auf die Rippen abgemagerten Kind, das ihn mit großen hungrigen Augen flehend ansah. Er hätte ihm so gern etwas zu essen oder ein wärmendes Kleidungsstück gegeben – doch er hatte ja selber nichts, stand nur da, mit leeren Händen und war unendlich traurig. Nach längerer Wanderung durch eine arme Gegend, wo niemand Almosen gab und er sich von Gras und Beeren ernähren musste, ließ der arme Mann sich völlig erschöpft in der Nähe einer Herberge nieder. Es ergab sich, dass sein alter Freund auf einer seiner Geschäftsreisen dort haltmachte. Dieser hatte Mühe, den Mann zu erkennen, und fragte bestürzt: ›Wie kommt es, dass du so elend aussiehst, alter Freund?‹ Er reichte ihm die Hand, half ihm auf und nahm ihn mit zu sich nach Hause, wo er ihm erneut frische Gewänder und köstliche Speisen bringen ließ. Nachdem der Mann gebadet, gekleidet und gestärkt war, nahm der Freund das alte Gewand und zeigte ihm das kostbare Juwel, das noch immer in den Lumpen eingenäht war. ›Es war immer da. Aber du wusstest es nicht, mein Freund. Du warst schon die ganze Zeit über reich, und du bist es auch jetzt.‹ Der arme Mann wollte seinen Augen nicht trauen. Das Juwel funkelte in seinen Händen – und in einem einzigen Augenblick erschien vor ihm all das, was er damit hätte tun können: warmes Essen und Kleidung für das Kind mit den großen hungrigen Augen, Festmahle geben für die Armen der Stadt, Tanzen, Singen, Gedichte lesen – einen guten Wein trinken – und all die anderen schönen Dinge, die man tun kann, wenn es nicht an Essen und Kleidung mangelt … Und schon so lange hatte er diese unerschöpfliche Quelle von Wohltaten bei sich getragen, ohne sich dessen bewusst zu sein. ›Wie dumm ich war!‹, rief er aus und umarmte seinen Freund. › Ich war so sehr an mein Elend gewöhnt, dass ich nicht im Mindesten versuchte, etwas daran zu ändern. Jetzt begreife ich erst, dass Reichtum und Glück sich nicht an irgendeinem fernen, unerreichbaren Ort befinden, sondern dass sie ganz nahe bei mir sind, als ein Teil meines Lebens. Man muss es nur erkennen.‹«
    Ich bin mir sicher, dass Johann Wolfgang von Goethe diese Parabel kannte. Wie sonst hätte er schreiben können: »Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah. Lerne nur das Glück ergreifen, denn das Glück ist immer da.«
    Diese Zeile in Goethes Gedicht »Erinnerung« zeigt uns, dass östliches Gedankengut, seine Philosophie und

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