Mein wildes Herz
wollte und wie sie ihn und seine zwei angeheuerten Helfer daran gehindert hatten.
„Ihr beide wart sehr tapfer“, sagte der Professor und drückte Kristas Hand, ehe er zu Leif hinüberschaute. „So viel ist geschehen. Vielleicht möchten Sie Ihre Reise für ein, zwei Tage verschieben und die Gelegenheit wahrnehmen, sich von all dem ein wenig zu erholen.“
Leif schüttelte den Kopf. „Jetzt, da Krista in Sicherheit ist, wird es Zeit für mich abzureisen.“ Und an Thor gewandt fuhr er fort: „Bist du sicher, Bruder, dass du in England bleiben willst?“
„Du hattest recht, Leif. In dieser neuen Welt gibt es so viel zu lernen. Der Professor unterrichtet mich, und bald wollen wir nach Heartland fahren, wo er mir noch mehr beibringen will.“
Leif nickte. „Dann soll es so sein. Vielleicht kreuzen sich unsere Wege eines Tages wieder.“
Thor legte seinem Bruder die Hand auf den Arm. „Bist du sicher, dass du den richtigen Weg gewählt hast, Leif? Man kann sehen, welche tiefen Gefühle du für Krista hegst. Bist du sicher, dass dein Schicksal auf Draugr liegt und nicht hier?“
Tränen brannten in Kristas Augen. Unwillkürlich betete sie, Leif möge sich anders besinnen und in England bleiben, damit sie zusammen sein konnten. Doch in ihrem Herzen wusste sie, dass er seine Meinung nie ändern würde.
Erneut schüttelte er den Kopf.„Ich habe meinem Vater einen Schwur geleistet. Und ich will ihn nicht brechen.“
Der Professor streichelte Kristas Wange, als wüsste er um ihre Gedanken und wie sehr sie sich wünschte, dass Leif blieb. Als wüsste er, dass sie ihre ganze Willenskraft aufbringen musste, um sich nicht in Leifs Arme zu werfen und ihn anzuflehen, doch bei ihr zu bleiben.
„Es ist spät geworden, und Leif muss früh aufstehen“, meinte der Professor. „Ich schlage vor, wir alle ziehen uns zurück und versuchen, noch etwas Schlaf zu bekommen.“
Krista sah Leif an und fand seine blauen Augen auf ihr Gesicht gerichtet. Die Zeit war gekommen. Tränen erstickten ihre Stimme. Sie nickte nur und begann, die Treppe hinaufzusteigen. Als die Gruppe das obere Stockwerk erreicht hatte, gingen ihr Vater und Thor den Flur hinunter zu ihren Schlafzimmern. Krista aber blieb stehen und drehte sich zu Leif um.
„Werde ich dich morgen noch einmal sehen, bevor du abfährst?“
„Ich werde vor Sonnenaufgang fort sein. Am besten sagen wir uns jetzt Lebewohl.“
„Ja … vermutlich … vermutlich ist es das Beste.“ Doch sie wollte nicht Lebewohl sagen. Nie und nimmer wollte sie ihn verlieren. Krista rührte sich nicht vom Fleck, und auch Leif machte keine Anstalten weiterzugehen.
„Ich werde dich nie vergessen“,sagte sie. Vor Schmerz brachte sie kaum ein Wort heraus. „Nie werde ich einen anderen Mann so lieben, wie ich dich liebe. Ganz gleich, was auch geschieht, in meinem Herzen wirst du immer mein Ehemann sein.“
Voller Leidenschaft blickte er sie an. „Du bist mein. So war es immer, und so wird es immer sein.“ Sanft nahm er ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie sehr zärtlich. Es war das erste Mal, seitdem sie nach England zurückgekehrt waren, dass er sie auf so vertraute Weise berührte. Krista konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Und sie küsste ihn, schmiegte sich an ihn, schlang die Arme um seinen Nacken. Sie zitterte, fühlte nur noch Schmerz. Ihr war, als müsste sie sterben. Und in diesem Moment hätte sie den Tod willkommen geheißen.
Sie küsste ihn wieder und wieder, als könnte sie nie aufhören. Und sie brauchte ihre ganze Willenskraft, um zuzulassen, dass er sich von ihr löste.
„Ich verlasse dich, und du musst hier bleiben“, sagte er mit großer Zärtlichkeit. „Wenn wir jetzt nicht aufhören, werde ich dich lieben, so sehr verzehre ich mich nach dir.“
Krista streckte die Hand aus und strich ihm über die Wange. Genau das war es, was sie sich wünschte. Einen Moment lang dachte sie an Matthew. Aber sie schuldete ihm nichts – noch nicht. Es würde eine Vernunftehe sein, es ging um Geld und um einen Erben, und er hatte erklärt, mit dem Einfordern seiner ehelichen Rechte zu warten, bis sie bereit dazu war.
Sie würde ihre Pflichten erfüllen und Matthew eine gute Frau sein. Doch wenn sie schon nicht den Mann bekommen konnte, den sie liebte, dann wollte sie zumindest diese letzten kostbaren Stunden mit ihm genießen.
„Ich möchte, dass du mich liebst. Noch nie habe ich mir etwas so sehr gewünscht.“
Doch er schüttelte den Kopf. „Das kann ich
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