Mein wildes rotes Herz
legte ihm die Hand auf den Arm. »Es tut mir Leid«, flüsterte sie, ehe sie erneut in den Wald starrte.
»Ich ... ich verstehe nicht.«
»Ich weiß.« Caroline holte tief Luft. »Ich kann es dir jetzt nicht erklären.« Sie war sich vage bewusst, dass ihr Bruder sie losließ und zurück zum Kanu lief. Hoffentlich paddelte er zum Fort. Sie wollte, dass er in Sicherheit war. Sie konnte Wolf nicht aufgeben ... nicht mehr.
Sie wartete und hoffte, aber Ned hörte zuerst das Rascheln. Er eilte zu ihr und riss sie zu Boden, als sie darauf zulaufen wollte. »Wir wissen nicht, ob er es ist«, hauchte er.
Doch dann sprang Caroline auf, rannte zu Wolf und warf sich an seine Brust. Er drückte sie an sich und fuhr sie dann scharf an: »Was machst du denn noch hier?«
Er hatte lange gebraucht, um die Decke zu finden, und war dann auf einen Wächter getroffen, der ihn hatte aufhalten wollen. Die Leiche zu verstecken, hatte ebenfalls einige Zeit gekostet. Deshalb hatte er angenommen, dass Ned und Caroline längst weg wären. Er hatte ihnen am Fluss entlang folgen wollen, um sie einzuholen, falls sie Probleme hätten.
»Sie wollte nicht gehen«, erklärte Ned, als er das Kanu in den Strom schob. Wolf verwischte hinter ihnen ihre Spuren mit einem Ast. »Nachdem sie mir die Gründe erklärt hat, wollte ich auch lieber bleiben.«
Wolf watete ins Wasser und kletterte ins Kanu, wobei er dem Drang widerstand, Ned zu fragen, was Caroline ihm erklärt hatte. Im Moment brauchten sie alle Energie zum Paddeln.
Der Fluss war seicht und voller Steine, was die Fahrt schwierig machte. Wasser spritzte herein und machte alle nass und kalt. Doch sie fuhren die ganze Nacht weiter.
In der Morgendämmerung hörte Caroline ein Donnern, das sie an die Indianertrommeln gemahnte. Erschrocken drehte sie sich zu Wolf um.
»Wir erreichen einen Wasserfall«, erklärte er ihr. »Wir müssen an Land paddeln und das Kanu ein paar Meilen tragen.«
Die Strömung war bereits stark und zog sie weiter, aber sie schafften es noch, ans Ufer zu kommen. Caroline sah sich um. Wassernebel hob sich vom Wasser und hing zwischen den Bäumen. »Meinst du denn, wir sind hier sicher?«
»Ich nehme an, sie haben inzwischen gemerkt, dass du weg bist.« Wolf zog das Kanu höher ans Ufer und sah Caroline an. »Es kommt darauf an, wie wichtig du Tal-tsuska bist, ob er dich verfolgt.« Er schwieg. »Vielleicht ist er uns schon auf den Fersen.«
Caroline sah ihn an und wandte sich dann ab. »Ich habe nichts getan, um -« Sie sah zu Boden, als Wolf ihr die Hand auf den Arm legte.
»Er weiß, dass ich dich befreit habe, und er weiß auch, was du mir bedeutest.«
Er war ihr jetzt sehr nahe, und als Caroline aufsah, erkannte sie das dunkle Feuer in seinen Augen. Er hatte ihr nicht ewige Liebe geschworen, aber sie spürte, was er für sie empfand und hätte sich am liebsten an ihn geschmiegt, um ihn für immer festzuhalten. Um die Einsamkeit zu vertreiben und die furchtbare Realität zu vergessen.
Dennoch musste sie fragen, was sie seit dem Überfall wissen wollte, auch wenn sie Angst vor der Antwort hatte.
»Was ist mit Mary?«
Er griff nach ihr und hielt sie fest, als er ihr sagte, was sie befürchtet hatte. Mit tränennassem Gesicht sah Caroline ihn an. »Und was ist mit Colleen?«
»Sie war tot, ehe ich kam.« Wolf strich ihr über den Rücken und wünschte, er könnte sie trösten. »Edward und ich haben sie auf Seven Pines begraben.«
Caroline nickte. »Das hätte Mary so gewollt, damit sie da ist, wenn Logan kommt.«
Wolf hatte noch nicht an Logans Reaktion denken wollen. Logan hatte gebeten, auf Mary Acht zu geben, und jetzt lag sie auf Seven Pines in der kalten Erde. Doch andere brauchten jetzt seinen Schutz.
Wolf hielt Caroline ein Stück von sich weg. »Wir müssen weiter.« Sanft wischte er ihr eine Träne von der Wange. »Geht es?«
»Mir hat mal jemand gesagt, dass das Grenzland gnadenlos ist.« Sie straffte die Schultern. »Lass uns gehen.«
Der Weg über die Steine war schon ohne Kanu nicht leicht. Sie machten oben am Wasserfall Rast. Wolf befahl ihnen, dort zu bleiben, und verschwand.
»Denkt er, dass sie uns folgen?«
Caroline sah ihren Bruder an. Sie waren zum ersten Mal alleine miteinander, seit sie ihre Enthüllung gemacht hatte, und sie wusste nicht, was sie zu erwarten hatte. Er sah sie aus großen blauen Augen an, die irgendwie fehl am Platz zu sein schienen in seinem Gesicht, das nach dieser kurzen Zeit in der Wildnis bereits härtere Züge
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