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Mein wildes rotes Herz

Mein wildes rotes Herz

Titel: Mein wildes rotes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Dorsey
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sage.«
    Sie wollte ihn anschreien, dass sie nie etwas anderes tun würde, als sich ihm zu widersetzen, aber sie war zu müde. Als sie dann sprach, klang sie fast ärgerlich. »Warum machst du dir so viel Mühe mit mir, Tal-tsuska? Wäre es nicht viel einfacher, mich zu töten?«
    »Einfacher für wen?«, fragte er zurück und ließ sich neben ihr nieder. »Für dich vielleicht, weiße Frau, aber du bist mir die Mühe wert.«
    Als sie versuchte, von ihm abzurücken, kicherte er nur und hielt das Seil um ihren Hals fest. »Vor der Berührung Wa'yas bist du nicht zurückgewichen, nicht wahr, weiße Frau? Ist es das englische Blut, das in seinen Adern fließt?«
    »Nein.« Caroline sah ihn an, und ihre Augen glitzerten in der Dunkelheit. »Es ist das englische Blut, das an deinen Händen klebt.«
    Da stieß er sie auf die Decke zurück, und Caroline wartete auf den Schlag, aber er stand nur auf und verschmolz mit der Dunkelheit. Ein fremder Cherokese setzte sich neben sie und wand sich das Ende des Seils um das Handgelenk. Er sprach nicht und berührte sie auch nicht, und schließlich sank sie in einen unruhigen Schlaf.
    Als sie erwachte, lag sie unter einer Decke, und es schneite leicht. Hungrig kaute sie auf dem getrockneten Fleisch, das man ihr gab, dankbar, etwas zu essen zu haben. Irgendwann in der Nacht war ihr klar geworden, dass ihr Überleben von ihr selber abhing. Sie musste an ihr Kind denken ... Wolfs Kind. Sie musste sie beide beschützen.
    Also aß sie, was Tal-tsuska ihr gab, auch wenn ihr Magen gegen den ungewohnten Geschmack rebellierte. Und sie nahm die Decke an, die er ihr um die Schultern legte, auch wenn sie sie lieber verächtlich zu Boden geschleudert hätte. Sie würde entkommen, das wusste sie. Es war nur eine Frage der Zeit. Bis dahin würde sie sich gefügig zeigen.
    Sie reisten nach Norden und dann nach Westen in ein Gebiet, das immer bergiger wurde. Sie waren sieben Indianer, aber bis auf Tal-tsuska sprach keiner mit ihr. Es war, als wäre er persönlich für sie verantwortlich ... und sie sein Eigentum. Er fütterte sie, ging neben ihr und zog an den Fesseln, wenn sie zu langsam wurde. Er schlief neben ihr. Das störte sie am meisten, auch wenn er bisher nicht mehr getan hatte, als ihre Decke zu teilen.
    Und er sprach mit ihr über die Niederlage, die die Cherokesen den Engländern bereiten würden. Davon, dass der verhasste weiße Mann ihr Land wieder verlassen würde. Davon, wie sehr er Wa'ya hasste, den Sohn des verräterischen Händlers.
    »Wenn du uns so wenig magst, verstehe ich nicht, dass du darauf bestehst, mich mitzuschleppen«, sagte Caroline, als sie durch einen Bergpass gingen.
    »Meinst du immer noch, dass ich dich töten sollte?« Als Caroline nicht antwortete, sprach er weiter: »Ich werde dich als Andenken an das, was wir besiegt haben, behalten. Wenn ich dich ansehe, werde ich daran denken, dass du die Frau dessen warst, der log, und dass du bei seinem Sohn gelegen hast. Ich werde denken, dass ich dich habe, nachdem sie schon lange gegangen sind ...«
    Nach zwei Tagen kamen sie zu einem Cherokesen-Dorf, das kleiner war als Keowee. Caroline wusste nicht genau, wo sie waren, denn Tal-tsuska weigerte sich, ihr zu sagen, wohin die Reise ging. Aber nach dem, was Wolf ihr erzählt hatte, waren sie jetzt in einer der Middle Towns.
    Obwohl sie die Sprache nicht verstand, war auch ihr klar, dass Tal-tsuska wie der heimkehrende Held behandelt wurde, während man sie mit Hohn bedachte. Falls sie hier auf Hilfe gehofft hatte, wurde ihr nun klar, dass keine kam. Die Frauen schrien sie an und schüttelten ihre Fäuste vor ihrem Gesicht, als Tal-tsuska sie in das Dorf führte.
    Er brachte sie in eine kleine, verdreckte Hütte, in der schmutzige Matten auf dem Boden lagen. Caroline schüttelte sie aus und sah sich um. Obwohl es erst Nachmittag war, war es dunkel hier drin. Die wenigen Strahlen der Wintersonne mussten durch dicke Holzwände, die nur vereinzelt Spalten aufwiesen. Im Dach befand sich ein Loch, aus dem der Qualm des Feuers abziehen konnte.
    Fenster gab es keine. Es gab nur die Tür, durch die sie gekommen war, und die ging auf den Dorfplatz hinaus. Als eine alte Frau ihr das Abendessen brachte, das sie ihr wohl am liebsten ins Gesicht geschleudert hätte, aß Caroline hungrig und legte sich dann hin. Wenn sie entkommen wollte, was sie fest vorhatte, brauchte sie all ihre Kraft.
    Ihre Entschlossenheit schwand, als sie die Trommeln hörte. Die Cherokesen sangen dazu und wurden

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