Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein wildes rotes Herz

Mein wildes rotes Herz

Titel: Mein wildes rotes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Dorsey
Vom Netzwerk:
Sie mich nicht hier haben?«
    Wolf sah überrascht auf, als Caroline ins Frühstückszimmer kam. Er hatte schlecht geschlafen, war in aller Herrgottsfrühe aufgestanden und aß gerade ein Frühstück aus kaltem Brei, den er in der Küche entdeckt hatte. Das einzige Licht kam von einer Kerze, die in einem Silberleuchter auf dem Tisch stand. Er hatte nicht damit gerechnet, so früh jemanden zu sehen, am wenigsten Lady Caroline Simmons.
    Und doch stand sie vor ihm, fertig für die Reise, und sah ihn über den Tisch hinweg an. Ihre Finger umkrampften die Lehne eines Queen-Anne-Stuhles, bis die Knöchel weiß hervortraten. Wolf nahm sich Zeit und bestrich eine Scheibe Brot mit Butter.
    Dann zuckte er bemüht achtlos die Achseln. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Nein?« Caroline klang skeptisch. »Seit Charles Town haben Sie versucht, mich zu vergraulen.« Diese Erkenntnis war Caroline irgendwann in der langen, schlaflosen Nacht gekommen. »Sie haben getan, was Sie konnten, um mir die Aussicht auf eine Ehe mit Ihrem Vater zu verleiden. Erst in Charles Town, jetzt hier mit Ihrem Gerede über Krieg. Ich frage mich, ob daran überhaupt etwas Wahres ist.«
    Er gab keine Antwort, was sie ärgerte und noch kühner machte. Sie ließ den Stuhl los und kam näher. »Ehe ich England verlassen habe, habe ich einen Brief von Ihrem Vater bekommen. Darin hat er keinerlei Gefahr erwähnt. Kein Wort von einem Indianerkrieg.« Auch nichts von einem Halbblut-Sohn, aber das ließ Caroline unerwähnt. »Ich glaube, Sie haben genau gewusst, dass ich letzte Nacht zugehört habe, deshalb haben Sie übertrieben, um mich zur Rückkehr nach England zu bewegen.«
    »Warum sollte ich so etwas tun?« Er sprach leise, und sein dunkles Gesicht war ausdruckslos.
    Angesichts ihrer eigenen Unruhe erzürnte seine offensichtliche Gelassenheit sie noch mehr. Als sie ihn heute Morgen an ihrem Zimmer hatte vorbeigehen hören, hatte Caroline sich entschlossen, ihn zur Rede zu stellen. Es war nicht so, dass sie sich darauf freute. Den Großteil ihres Lebens hatte sie damit verbracht, sich um Ausgleich zu bemühen. Doch Raff MacQuaid kannte sie erst einen Tag lang, und schon füllte er ihre Tage und eroberte ihre Träume.
    Caroline erwartete, dass er entweder heftig abstreiten würde, sie loswerden zu wollen, oder es in einem Anfall von Überdruss zugab. Doch er tat nichts von beidem, sondern musterte sie nur aus diesen dunklen, unergründlichen Augen. Caroline ging hinter ihm vorbei und drehte sich dann um. »Ich kenne den Grand nicht«, gab sie zu. Über diese Frage hatte sie den Großteil der Nacht nachgedacht. »Vielleicht... vielleicht mögen Sie Ihren Vater nicht.«
    Sie wollte zurückweichen, aber seine Hand schoss so schnell hervor und packte ihr Handgelenk in einem eisernen Griff, dass sie kaum Zeit zum Aufkeuchen hatte. »Wie ich für meinen Vater fühle oder nicht fühle, hat nichts damit zu tun, dass ich Sie vor den Gefahren des Grenzlandes warne.«
    Er hielt sie fest und zog sie langsam näher. Es machte keinen Sinn, sich gegen ihn zu wehren. Stattdessen konzentrierte sich Caroline darauf, nicht zu schlucken und langsam zu atmen. »Es wird Ihnen nicht gelingen, mich zu verjagen.«
    Wolf wusste nicht, ob sie Carolina oder das Esszimmer meinte, aber nach einem Blick auf ihr entschlossenes Gesicht glaubte er ihr. Er stand auf und ballte die Fäuste.
    Groß und überwältigend ragte er vor ihr auf. »Ich kann nicht zurück«, erklärte Caroline und sah zu ihm auf, damit er sie verstand. Fast war sie versucht, ihm zu sagen, welche Nöte sie hierher in die Neue Welt getrieben hatten.
    Doch die Worte versagten ihr, als ihr klar wurde, dass er sie küssen wollte. Langsam senkte sich sein Gesicht zu ihr, bis sie seinen Atem warm auf ihrer Wange spürte. Irgendwo im Hinterkopf war Caroline klar, dass sie sich wehren müsste, aber die Versuchung war zu groß, und sie schloss die Augen. Ihr Herzschlag dröhnte ihr in den Ohren, und die Erwartung dessen, was kommen würde, machte sie schwindelig.
    »Ich weiß ja, dass du ein Frühaufsteher bist, Raff, aber so früh ist wirklich lächerlich.« Rebecca kam ins Zimmer gehüpft und blieb abrupt stehen, als sie Caroline sah. Ihr Blick glitt zu Raff, der sich wieder hingesetzt hatte.
    Caroline lehnte sich mit flammenden Wangen an den Tisch, eine Hand auf die Brust gepresst. Hatte sie gerade zulassen wollen, dass ihr künftiger Stiefsohn sie küsste? Oder hatte sie sich die ganze Episode nur eingebildet? Wenn ihr

Weitere Kostenlose Bücher