Mein wildes rotes Herz
kommen, wir werden ihnen zeigen, wie die Cherokesen die Ihren rächen.«
»Und die Täler werden rot sein vom Blut. Willst du das für unsere Leute?«, fragte Wolf Astugataga, obwohl der junge Krieger gesprochen hatte.
»Er spricht von unseren Leuten, dabei gehört er gar nicht dazu. Er ist der Sohn von inadu , der Schlange. Er ist Engländer.«
Wolf sagte nichts, denn der Häuptling kannte seine Geschichte. Er würde seine Taten für ihn sprechen lassen.
»Anders als sein Vater ist Wa'ya immer unser Freund gewesen. Seine Mutter war Alkini vom Wolfs-Clan.« Astugataga hob das Halsband, das Wolf ihm gegeben hatte. »Sein Großvater war ein großer Krieger.«
»Aber er spricht davon, sich zu ergeben.«
»Ich spreche von einem Kompromiss«, korrigierte Wolf. »Unsere Häuptlinge überlegen, Gouverneur Lyttletons Gesprächsangebot anzunehmen.« Wolf hielt inne und sah den weisen alten Mann an. »Ich war über dem Meer in ihrem Land. Es ist groß, und es gibt dort so viele Menschen wie hier Moskitos im Sommer. Sie werden diese Tat nicht ungesühnt lassen.« Wolf holte tief Luft, um sich zu beruhigen. Seine Argumente waren vernünftig, aber darum ging es jetzt nicht. Das wusste auch Astugataga.
»Du sprichst davon, wie der Tod inadus die Engländer betrifft. Doch du bist heute hier, um die Frau für dich zu verlangen.«
Als Wolf wieder sprach, klang seine Stimme weniger leidenschaftlich, obwohl er nicht weniger Leidenschaft empfand. »Ich habe einen Verwandten verloren. Die Gesetze des Stammes sind eindeutig. Ich wünsche Wiedergutmachung durch eure Geisel, die weiße Frau, Caroline MacQuaid.«
»Sie gehört mir!«
Tal-tsuska trat wütend vor, aber Wolf und der Häuptling ignorierten ihn. Astugataga hob die Hand und entließ sie beide. »Ich habe euch beide gehört und kenne eure Anliegen. Ich werde darüber nachdenken.«
Caroline schlief kaum, und wenn die Müdigkeit sie doch übermannte, plagten sie Albträume. Schreie und Blut füllten ihren Schlaf. Sie fuhr hoch, nur um sich zu erinnern, dass ihr realer Albtraum jetzt erst anfing.
Wolf war noch nicht zurück. Stattdessen war gegen Abend Tal-tsuska, ihr Häscher, gekommen. Er hatte sie in seinem gebrochenen Englisch darüber informiert, dass sie jetzt ihm gehörte. Stumm vor Entsetzen hatte Caroline zugehört, als er ihr sagte, er werde sie morgen in seine Hütte bringen lassen, nachdem die Frauen sie vorbereitet hätten.
Er log, dessen war sich Caroline sicher. Wolf hatte ihr versichert, dass sie nicht würde hier bleiben müssen. Für den Rest des Tages hatte sie auf ihn gewartet und war rastlos auf und ab gegangen, aber als es schon tief in der Nacht war und er immer noch nicht gekommen war, war ihr klar geworden, dass er fortgegangen sein musste.
Er hatte sie wieder verlassen.
Caroline lag wach und starrte in die Dunkelheit, während sie sich fragte, wie sie nur ein zweites Mal hatte so dumm sein können. Sie versuchte, nicht an ihr Schicksal zu denken, dafür war noch Zeit genug. Aber Wolf... sie hatte ihm vertraut.
Erst als es dämmerte, fiel sie in einen unruhigen Schlaf, der so voller böser Träume war, dass sie bei der Berührung einer Hand auf ihrem Arm schreiend hochfuhr. Der Schrei wurde erstickt, als sich eine Hand auf ihren Mund legte.
»Wir müssen uns beeilen. Und sei still!«
Sie wand sich und starrte Wolf aus großen Augen an. Als er sie fragte, ob sie ihn verstanden habe, nickte sie, und er nahm seine Hand weg. »Ich dachte, du wärest weg«, flüsterte sie.
Wolf reichte ihr einen ihrer Schuhe. »Wie bist du denn auf den Gedanken gekommen?« Caroline setzte sich auf und zog den Schuh an, wobei sie eine Grimasse unterdrückte, als das harte Leder an ihren Wunden rieb.
»Tal-tsuska war gestern Abend hier und hat mir gesagt, dass ich heute in seine Hütte umziehen soll.« Sie sah, wie seine Miene sich verdüsterte.
»Das hätte er sicher gerne so, aber es wird nicht geschehen. Und nun keine Fragen mehr.«
Als sie auch den zweiten Schuh anhatte, zog Wolf sie hoch. Sie traten hinaus in die Morgendämmerung. Es waren erst wenige Cherokesen auf, und die achteten nicht auf Wolf und Caroline, als sie das Dorf verließen.
Caroline kannte das Indianerdorf nur von ihrer Ankunft her. Damals war sie zu erschöpft vor Hunger und Müdigkeit gewesen, um mehr wahrzunehmen als eine Ansammlung kleiner Holzhütten. Jetzt sah sie, dass die Hütten solide und sauber aussahen und wie die von Wolf mit Baumrinde gedeckt waren. Es gab Gärten und hohe
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