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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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ausstieg und auf den Supermarkt
    zusteuerte.
    »Allison? Allison, sind Sie das?«, rief eine Frau ihres Alters, die aus dem Kombi gestiegen war.
    Die Krimiautorin drehte sich um. Die Frau, die auf sie zukam, trug Jeans und Reitstiefel. Ihr ergrau-tes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zu-
    sammengebunden, und sie war kaum ge-
    schminkt. Allison konnte sie nirgendwo einord-
    nen. »Ja?«, sagte sie höflich.
    »Ich dachte mir doch, dass Sie es sind«, sprudel-
    te die Frau heraus. »Ich bin Julia, Julia Campbell.
    Wir haben uns letztes Jahr bei der FOCUS-
    Konferenz in San Francisco kennen gelernt.«
    »Ach ja, natürlich«, sagte Allison. Der Name der
    Frau kam ihr bekannt vor, doch sie hatte sie im
    Kostüm, sorgfältig frisiert und geschminkt in Er-
    innerung. »Tut mir Leid, dass ich nicht gleich reagiert habe. Ich fürchte, mein Kopf ist zurzeit
    nicht ganz fit. Wie geht es Ihnen? Was machen
    363

    Sie hier?« Julia lächelte. »Gut geht’s mir«, ant-
    wortete sie. »Und hierher gekommen bin ich we-
    gen Ihnen.«
    »Ach ja?«, entgegnete Allison vorsichtig. Als be-
    kannte Autorin wurde sie ständig um irgendetwas
    gebeten. »Ja, Sie haben mir so viele tolle Sachen über Maple Valley erzählt, ich musste es mir einfach selbst ansehen. Also hab ich das gemacht,
    und nun lebe ich auch hier.«
    »Das ist ja toll«, sagte Allison, hörbar erleichtert.
    »Ja, und ich finde es einfach wunderbar hier. Ich musste mal den Ort wechseln. In Kalifornien hab
    ich mich nicht mehr wohl gefühlt. Und ich brauch-
    te auch ein größeres Grundstück, was ich mir
    dort nicht mehr leisten konnte. Ich habe Araber,
    wissen Sie, und seit wir hier sind, sind sie auch viel munterer.«
    »Seit wann sind Sie hier?«
    »Seit letztem Monat.«
    »Sie hätten mich anrufen sollen«, erwiderte Alli-
    son, für die Pferde immer eine große Gemein-
    samkeit darstellten. »Dann hätten wir nicht war-
    ten müssen, bis wir uns durch Zufall treffen.«
    »Naja, Sie haben doch so viel zu tun. Ich wollte Ihnen nicht auf die Nerven fallen.«
    »Ach, Unsinn«, erklärte die Schriftstellerin. »Wir müssen uns unbedingt treffen und wenigstens
    Ihre Ankunft feiern.«
    »Das fände ich sehr schön«, sagte Julia.
    »Ach herrje«, sagte Allison, der plötzlich der Pro-364

    zess wieder einfiel. »Ich fürchte, es kann doch
    noch eine Weile dauern.«
    »Na klar. Sie haben sicher Abgabetermine.« Alli-
    son gluckste. »Nein, zur Zeit bin ich als Geschworene im Einsatz.«
    Julia machte große Augen. »Im Ernst? Das istja
    schrecklich.«
    »Ich bin selbst daran schuld«, sagte die Autorin
    mit einem Achselzucken. »Ich war einfach zu
    leichtfertig, ich hätte mich gleich herausreden
    sollen.«
    »Dann hoffe ich, dass es zumindest ein interes-
    santer Fall ist«, meinte Julia.
    »Nun, ich darf keinesfalls darüber sprechen, aber ich würde schon sagen, dass er interessant ist«,
    sagte Allison. »Ich wollte nur nicht, dass Sie denken, ich hätte kein Interesse an einem Treffen.«
    »Nein, das verstehe ich doch.«
    »Und ich verspreche Ihnen, wir treffen uns auf
    jeden Fall, wenn ich das hinter mir habe, und
    dann feiern wir Ihre Ankunft gebührend.«
    »Ich freu mich darauf«, sagte Julia mit strahlen-
    dem Lächeln.
    365

    5
    Dana undjoan trafen sich jeden Morgen vor Pro-
    zessbeginn im Smith Tower und erörterten den
    Stand der Dinge. Dann gingen sie gemeinsam zu
    Fuß zum Gerichtsgebäude. Charles Ramsey nahm
    an diesen Gesprächen nicht teil und begab sich
    alleine zum Gericht. Für die beiden Frauen war es angenehm, dass keine von ihnen die Third Avenue alleine entlanggehen musste.
    »Es kommt mir vor, als würden es jeden Tag
    mehr werden«, sagte Joan, als sie sich am Mor-
    gen nach der Aussage des Gerichtsmediziners
    zwischen Demonstranten, Schaulustigen und Ka-
    meraleuten einen Weg zu bahnen versuchten.
    »Man weiß allmählich nicht mehr, wer hier wirk-
    lich noch was zu sagen hat.«
    Dana zuckte die Achseln. »Ob’s dir gefällt oder
    nicht, das gehört zum Recht auf freie Meinungs-
    äußerung«, entgegnete sie. »Was?«, rief Julia.
    »Das ist doch der Mob, der hier agiert, da geht’s nicht um Redefreiheit. Schau dir diese Kamera-leute an. Die hängen herum wie die Blutsauger
    und lauern nur darauf, dass irgendwas passiert,
    was sie filmen und dann endlos in den Abend-
    nachrichten wiederholen können. Die geben die-
    sen ganzen Wirrköpfen erst die Gelegenheit, sich
    zu äußern. Und es ist ihnen egal, was das be-
    wirkt. Sie müssen nur ihr

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