Mein Wille geschehe
bin-
nen Sekunden in einen brennenden Schutthaufen
verwandelt. Frances Stocker wurde durch die
Wucht der Explosion zu Boden geschleudert. Ihr
schwerer Metalltisch stürzte auf sie und zer-
trümmerte ihre Beine, rettete ihr aber das Leben.
Ihre Klientin Grace Pauley hatte weniger Glück.
Sie flog zur Seite wie eine Lumpenpuppe, und als
sie zu Boden fiel, war ihr Kopf beinahe abgeris-
sen.
Das Behandlungszimmer, in dem Claire Callahan
den Ultraschall überwachte, existierte nicht mehr, ebenso wenig wie Dr. Callahan selbst.
Jeffrey Korba hatte keine rechte Seite mehr. Er
lag in einer Blutlache und wurde beinahe leblos
von Sanitätern aus den Trümmern geborgen.
Weder Shelly Weld noch Denise Romanidis konn-
ten von Kollegen identifiziert werden. Ihre Lei-
chen mussten zusammengestückelt werden, und
man konnte sie nur zuordnen, nachdem man alle
anderen Opfer identifiziert hatte. Der zehn Wo-
chen alte Fötus, der bei Joyce O’Mara abgetrieben werden sollte, überlebte nicht, und auch Joyce’
Leben hing am seidenen Faden. Betsy Toth war
nach einer Wirbelsäulenfraktur von der Hüfte ab-
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wärts gelähmt. Unter diesen Umständen war es
erstaunlich, dass Ruth Zelkin durch die Explosion lediglich erblindete. Sie verlor zehn ihrer Mitarbeiter und sechsundfünfzig der ihr anvertrauten
Kinder – auch den zweijährigen Jason Holman.
Brenda Kiley rettete den Gamble-Zwillingen das
Leben, indem sie sich über sie warf und so die
Wucht der Explosion abfing. Doch leider konnte
sich niemand über sie werfen. Jesse Montero kam
zunächst mit Schnitten im Gesicht und an den
Armen davon, die durch umherfliegende Glas-
splitter verursacht wurden, zog sich jedoch später schwere Verbrennungen an Händen und Armen
zu, als er versuchte, noch lebende Opfer aus den
Trümmern des Hauses zu retten. Carl Gentry, der
fünfundneunzig Kilo wog, wurde von der Veranda
geschleudert wie ein Mehlsack und prallte mit
dem Kopf auf eine der Steinbänke. Er war noch
bei Bewusstsein, konnte sich aber nicht mehr
rühren, da sein Genick gebrochen war und er
schwere Schädelfrakturen hatte. Joseph Heradia
kehrte nur wenige Sekunden nach der Explosion
von dem Treffen mit seiner Anwältin zum Hill
House zurück. »O mein Gott«, rief er. »Was ist
hier passiert?« Auf dem Grundstück lagen über
zweihundert Erwachsene und Kinder, die verletzt
waren, an ihren Verletzungen starben oder schon
tot waren. Später stellte man fest, dass ein paar wundersamerweise überlebt hatten, auch die
dreijährige Chelsea Callahan.
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Feuerwehr und Sanitäter trafen Minuten später
ein, gefolgt von der Polizei. Ärzte und Schwestern und andere Mitarbeiter aus den umliegenden
Krankenhäusern waren bereits im Einsatz. Man
versuchte die Verletzten aus dem brennenden
Gebäude zu bergen und transportierte sie je nach
Schwere ihrer Verletzungen in entsprechende Kli-
niken. Später verlautete von offizieller Seite, dass es dem raschen Einsatz der Hilfskräfte zu verdanken war, dass doch noch einige Menschen
überlebten.
Carl Gentry gehörte zu den Ersten, die auf einer
Trage abtransportiert wurden. Trotz seines
schlimmen Zustands ging ihm etwas durch den
Kopf, eine Beobachtung, die ihm erst jetzt wichtig erschien. Er arbeitete seit acht Jahren im Hill
House, und dieser erste Dienstag des Februar
war der erste Tag, an dem die Marschierer sich
nicht draußen auf dem Gehsteig versammelt hat-
ten.
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Der Bombenanschlag auf Hill House erschütterte
Seattle in seinen Grundfesten. Nicht nur der Bo-
den geriet ins Wanken, sondern auch die innere
Ruhe der Menschen, die in dieser Stadt lebten.
In irgendeiner Form waren die meisten Einwohner
irgendwann in ihrem Leben mit Hill House in Be-
rührung gekommen. Wenn sie nicht selbst dort
arbeiteten oder behandelt worden waren, dann
kannten sie vielleicht jemanden, bei dem dies der Fall war, oder hatten Kontakt zu einem der Kinder, die dort so liebevoll betreut worden waren.
Oder die Verbindung war durch eine der externen
Initiativen des Zentrums entstanden: die Neona-
tal- und Kinderpflegekliniken, Betreuung von Ob-
dachlosen, Drogenabhängigen, Jugendlichen in
Not.
Als die Nachricht die Runde machte, reagierten
die Menschen fassungslos und ungläubig und
konnten nicht begreifen, was sie hörten.
»Wie kann so etwas geschehen?«, fragten sie
sich. »Und warum?«
Reporter von den beiden Tageszeitungen der
Stadt rasten zum Ort des Geschehens. Kamera-
leute
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