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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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nur schaffen, begründete Zweifel
    zu wecken«, sagte ihr Vater. »Du hast ihren Au-
    genzeugen zerpflückt und den Geschworenen ei-
    ne andere Person an die Hand gegeben, die über
    Mittel, Motiv und Gelegenheit verfügte.«
    »Jack Pauley hatte genau so nahe liegende Grün-
    de, Hill House in die Luft zu jagen, wie Corey,
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    und er hatte kein Alibi«, sagte sie angewidert.
    »Die haben ihn kaum beachtet.«
    »Aber eine Sache ist mir noch unklar«, wandte er
    ein. »Ich weiß, der anonyme Brief«, sagte sie.
    »Weniger der Absender als der Grund, aus dem
    er geschickt wurde, nicht wahr? Mein Ermittler ist da dran. Aber er arbeitet auch noch an diversen
    anderen Spuren, die genauso wichtig sind, und er
    ist alleine.«
    »Ich halte es für möglich, dass etwas so Kompli-
    ziertes wie eine sorgfältig eingefädelte Verschwö-
    rung dahinter steckt«, bemerkte ihr Vater, »oder
    etwas so Einfaches wie ein Mensch, der etwas
    weiß, sich aber nicht persönlich melden möchte.«
    »Ich glaube nicht, dass es irgendetwas zu wissen
    gibt«, erwiderte sie. »Meine Menschenkenntnis ist ziemlich gut. Ich weiß das einfach. Ich könnte
    mich nicht so irren. Ich weiß, dass ich Recht habe bei Corey.«
    »Deine Loyalität ist bewundernswert«, sagte ihr
    Vater mit einem Lachen. »Wenn ich jemals zum
    Tode verurteilt werden sollte, würde ich auf jeden Fall dich als Verteidigerin nehmen.« Diese Worte
    bedeuteten Dana mehr als alles andere.
    Die Coalition of Conservative Causes veranstalte-
    te wie jedes Jahr wieder ihr Galadinner, das ein
    Fixpunkt war im gesellschaftlichen Leben von Se-
    attle. Im Ballsaal des Olympic Four Seasons Hotel versammelten sich an die fünfhundert Menschen,
    die dort für tausend Dollar pro Kopf Lobstersüpp-
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    chen und gebratene Täubchen aßen.
    Jedes Jahr wurde ein Ehrengast ernannt, der die
    Ideale der Vereinigung treffend repräsentierte.
    An diesem Abend wurde der republikanische Prä-
    sidentschaftskandidat auf das Podium gerufen,
    der gerade durch zehn Städte tourte, um Wahl-
    kampfspenden zu sammeln.
    In der Cocktailstunde, als Champagner und drei
    Sorten Kaviar gereicht wurden, traf Roger Roark,
    der stellvertretende Vorsitzende, einen Bekann-
    ten wieder.
    »Wenn das mal nicht Paul Cotter ist, ein guter
    alter Abtrünniger«, bemerkte Roark und klopfte
    Cotter freundschaftlich auf den Rücken. »Sie ha-
    ben wir hier ja seit Jahren nicht gesehen.«
    »Guten Abend, Roger«, erwiderte der Anwalt.
    Andere Gäste wandten sich zu ihnen um.
    »Wollen Sie sich mal wieder bei unseresgleichen
    sehen lassen?«, fragte Roark.
    »Ich wollte den Kandidaten mal live erleben«,
    gab Cotter zur Antwort. »Wenn er unser neuer
    Präsident wird, hätte ich nichts dagegen, ihm
    vorgestellt zu werden.«
    »Ist mir ein Vergnügen«, sagte Roark. »Ach übri-
    gens, ich habe gehört, dass Ihre Kanzlei den Hill-House-Fall bearbeitet.«
    »So ist es.«
    Roark schüttelte den Kopf. »Ein Jammer«, sagte
    er. »Ich finde, da kann keiner gewinnen, wie
    man’s auch betrachtet. Diese vielen Menschen,
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    die ums Leben gekommen sind, und dieser arme
    junge Bursche steckt da drin.«
    »Manchmal«, bemerkte Cotter, dem die Aufmerk-
    samkeit der Umstehenden nicht entgangen war,
    »handeln wir auf eine bestimmte Art, weil wir es
    müssen, nicht, weil wir es wollen.«
    »Natürlich, gewiss doch«, sagte Roark und klopf-
    te dem Anwalt erneut auf den Rücken. »Sehen
    Sie bloß zu, dass der arme Kerl freigesprochen
    wird. Meinen Sie nicht auch?« Die Umstehenden
    murmelten zustimmend.
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    13
    Judith Purcell kniete im Badezimmer und erbrach
    sich in die Kloschüssel. Der Brechreiz wollte einfach nicht aufhören. Zum ersten Mal hatte sie das am Mittwoch gehabt, als sie Tom Kirby anrufen
    wollte, um ihm zu sagen, dass sie sein Hemd ge-
    waschen hatte, und man ihr mitteilte, er sei aus-
    gezogen.
    »Wie, ausgezogen?«, fragte sie fassungslos. »Er
    wohnt nicht mehr hier«, sagte die Angestellte.
    »Er ist nach Los Angeles zurückgegangen.«
    »Los Angeles?«, sagte Judith. Es musste sich um
    einen Irrtum handeln. Kirby hatte ihr gesagt, er
    komme aus Detroit. »Ja, Los Angeles«, bestätigte
    die Frau.
    »Hat er eine Adresse oder eine Telefonnummer hinterlassen?«
    »Nein, nichts dergleichen.«
    »Danke«, sagte Judith mechanisch und legte auf.
    Sie hatte keine Ahnung, was los war, aber viel-
    leicht war es gar nicht so mysteriös, vielleicht
    hatte die Angestellte einfach etwas durcheinander gebracht, und er fuhr

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