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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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zu missachten, was im-
    mer auch Sie über den Boten denken mögen. Sie
    konnten sich den Äußerungen der Medien in den
    letzten Wochen sicher kaum entziehen. Was ich
    jedoch in meinem Privatleben getan habe, hat
    keinerlei Einfluss auf diesen Prozess. Vor Gericht geht es nicht darum, die Anwälte zu beurteilen,
    sondern die Angeklagten.« Sie seufzte.
    »Ich habe Corey in den vergangenen Monaten
    ziemlich gut kennen gelernt. Wenn man ihn
    kennt, weiß man, dass er dieses Verbrechen nie-
    mals begangen haben kann. Nicht nur, wreil es
    allem widerspricht, woran er glaubt, sondern
    auch, weil es allem widerspricht, was er ist. Mir ist klar geworden, dass Sie ihn natürlich nicht so gut kennen wie ich. Sie wissen nur, was die Zeugen über ihn ausgesagt haben, was die Anwälte
    Ihnen über ihn erzählt haben, was er selbst über
    sich gesagt hat. Doch Sie kennen ihn nicht wirk-
    lich. Sie müssen ihn also anhand der Informatio-
    nen beurteilen, die Sie bekommen haben, und
    mittels Ihrer Instinkte. Ich habe Sie in all diesen Wochen so genau beobachtet, wie Sie uns beo-671

    bachtet haben. Und wissen Sie, was ich glaube?
    Ich glaube, dass Corey Vertrauen haben kann in
    Ihre Instinkte. Er kann Ihnen sein Leben anver-
    trauen.«
    Völlig erschöpft kehrte Dana zu ihrem Platz zu-
    rück. Darauf hatte sie hingearbeitet – alles ande-re in ihrem Leben hintangestellt, um sich mit all ihrer Kraft für ihren Mandanten einzusetzen. Sie
    fragte sich, warum sie sich nun so schrecklich
    leer fühlte.
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    Allison Ackerman bat eine Nachbarin, sich um
    ihre Tiere zu kümmern. Dann packte sie ihren
    Koffer, wie man sie angewiesen hatte, obwohl sie
    nicht wusste, wie lange sie weg sein würde. Da
    sie zum ersten Mal als Geschworene im Einsatz
    war, wusste sie vieles nicht. Zum Beispiel, wie
    unheimlich es war, über das Leben eines anderen
    Menschen zu entscheiden.
    In ihren Kriminalromanen wurde der Schuldige
    am Ende immer gefasst. Prozesse gab es nicht;
    die Gefühle von Geschworenen spielten dort kei-
    ne Rolle. Allison hatte keinerlei Erfahrung im Umgang damit und wünschte sich, dass sie sich ent-
    ziehen, krank werden oder einfach weglaufen
    könnte. Doch das kam natürlich nicht in Frage.
    Sie war eingebunden in diese fürchterliche Ange-
    legenheit, so lange sie auch dauern würde, und
    sie würde das Beste daraus machen müssen.
    Stuart Dünn war sehr aufgeregt, als er seinen
    Koffer packte.
    Er erlebte die amerikanische Rechtsprechung live
    und war ein Teil von ihr. Was würde er seinen
    Schülern alles erzählen können.
    Seine Frau brachte ihm frische Unterwäsche. »Für
    wie viele Tage packst du?«, fragte sie.
    »Ich hab keine Ahnung«, antwortete er munter.
    »Aber hier passen Sachen für drei Tage rein, also lassen wir’s doch dabei.«
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    Sie schüttelte den Kopf und lächelte. »Du bist wie die Kinder«, sagte sie.
    Der Geschichtslehrer zuckte die Achseln. »Man-
    che Leute würden das vermutlich als Belastung
    empfinden«, sagte er. »Ich empfinde es als Privi-
    leg.«
    Rose Gregorys Enkelin packte den Koffer für ihre
    Großmutter, die auf dem Bett saß und Anweisun-
    gen erteilte. »Nicht dieses Kleid, Schätzchen, das knittert zu sehr. Und das auch nicht«, sagte sie
    und rümpfte die Nase. »Das ist unvorteilhaft.«
    »Wem willst du eigentlich gefallen?«, fragte ihre Enkelin amüsiert.
    »Naja, da ist ein sehr netter Bursche namens
    Ralph dabei«, gab ihre Großmutter mit einem
    Kichern zur Antwort. »Und mir ist aufgefallen,
    dass er ein Herz hat für die Damenwelt.«
    »Also, wirklich«, schalt sie ihre Enkelin. »Du
    gehst doch hier nicht zum Wohltätigkeitsdinner,
    weißt du.« Rose seufzte. »Das weiß ich wohl«,
    sagte sie. »Und ich muss dir sagen, das bereitet
    mir schlaflose Nächte.«
    »Das wundert mich nicht«, sagte ihre Enkelin.
    »Ich weiß, dass es meine Bürgerpflicht ist, als
    Geschworene diese Entscheidung zu treffen, und
    ich werde es selbstverständlich tun. Aber unter
    uns: Ich gäbe was drum, wenn ich woanders sein
    könnte.«
    Wenn Karleen McKay einen Koffer fürs Wochen-
    ende packte, stellte sie sich dabei nicht vor, dass 674

    sie stundenlang in einem Gerichtsgebäude sitzen
    würde. Sie dachte eher an Meer und Sonne. Den-
    noch bügelte sie nun pflichtbewusst ihre Blusen,
    suchte die passenden Röcke und Pullover dazu
    aus und packte auch noch ein aufreizendes Negli-
    ge ein, weil sie das amüsierte. Sie wusste nicht, wie den anderen Geschworenen zu Mute war, aber sie war

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