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Mein wirst du bleiben /

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Titel: Mein wirst du bleiben / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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ein Skalpell.
    »Gabriele Hofmann. Aber sie hat nichts damit zu tun. Sie –«
    »Ihre Praxis liegt gut sechzig Meter entfernt. Weshalb sind Sie hier vorbeigekommen?«
    Doktor Wittke lächelte zynisch, als habe er genug von dem Misstrauen. »Ich saß im Auto, stellen Sie sich das vor. Ich bin ganz nach Vorschrift gefahren. Dreißig Kilometer pro Stunde. Ich wollte nach Hause, und dazu muss ich hier vorbei. Und da lag sie, im Lichtkegel meines Scheinwerfers.«
    »War die Tote Ihre Patientin?« Freitag notierte etwas.
    »Ja.«
    Auch eine Verbindung zwischen den Toten, dachte Ehrlinspiel. Freitag musste denselben Gedanken gehabt haben, denn er fragte weiter: »Zwei gewaltsam getötete Patienten in so kurzer Zeit. Fällt Ihnen dazu etwas ein?«
    Wittke hob das eckige Kinn. »Wollen Sie mich verdächtigen?«
    »Aber nein, Herr Wittke«, sagte Ehrlinspiel, der sich über Freitags rüdes Vorgehen wunderte. »Wir suchen lediglich nach Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern.«
    »Bei mir? Ich bitte Sie! Ich schütze Leben. Ich lösche es nicht aus! Ich habe Ihnen bereits alles über Herrn Gärtner gesagt. Über Frau Wimmer können Sie auch gern alles wissen, solange es der Wahrheitsfindung dient.«
    »Ich höre?«, sagte Freitag barsch.
    »Relativ gut beisammen für ihr Alter. Arthritis. Bluthochdruck. Sonst nichts. Abgesehen von einem großen Bedürfnis zu reden. Wie bei fast allen alten Menschen.«
    »Haben Sie ihr zugehört?«
    »Soweit ich die Zeit hatte. Ihre Lieblingszuhörerin finden Sie dort.« Er zeigte zum Haus. »Eine Nachbarin hat sie immer zu mir gebracht. Jeden zweiten Montag.«
    »Wie heißt die Frau?«
    Wittke hob die Schultern.
    »Beschreibung?«, sagte Freitag.
    »Etwa so groß wie Sie. Schlank. Gepflegt. Vielleicht um die fünfzig oder etwas älter?«
    »Haarfarbe? Brille?«
    »Hellblond, glaube ich. Brille … ja. Oder nein. Also ich meine …«
    Freitag schrieb. »Verwandte?«
    »Tut mir leid. Das können
Sie
sicher besser herausfinden.«
    »Das werden wir.« Freitag steckte das Notizbuch ein. »Danke, Herr Doktor Wittke. Wir melden uns bei weiteren Fragen. Gute Nacht.« Er sah Ehrlinspiel an und deutete mit dem Kopf ein »Auf geht’s« an.
    Die Kommissare gingen die Stufen hinauf, vorbei an weiteren Markierungsnummern. Obwohl sein Denken klar war und Ehrlinspiel sich wach fühlte wie immer, wenn er zu einem Tat- oder Leichenfundort gerufen wurde, schien ihm jede Stufe höher als die vorhergehende. Ganz oben lag der zweite Pantoffel von Hilde Wimmer, daneben leuchtete das Markierungsschild 14.
    Die Haustür stand offen, und kaum waren sie im Treppenhaus, zischte es leise durch Zenkers Türspalt: »Er hat wieder zugeschlagen, nicht wahr?«
    »Guten Abend, Frau Zenker«, sagte Ehrlinspiel.
    »Sie müssen mich beschützen!« Ihr Wispern kroch unter dem Haarturm hervor. »Er bringt einen nach dem andern um. Erst den Gärtner, jetzt die Wimmer. Er ist ein Monster!«
    Einen Moment überlegte Ehrlinspiel, ob er sie bitten sollte, in der Wohnung zu reden. Doch als er den süßlichen Geruch einsog, der aus ihrer Wohnung drang, und an die Kuchenberge, Spitzenstores und Porzellanfigürchen dachte, entschied er sich dafür, draußen zu bleiben. Vor der Filzmaus würde selbst der hochwertigste Overall nicht schützen. »Sind Sie schon länger am Fenster gestanden?«
    Der Türspalt wurde breiter. »Ich habe ferngesehen. Den ganzen Abend.«
    »Also haben Sie nichts beobachtet?«
    »Wo denken Sie hin! Ich hätte Sie sofort angerufen!« Sie drückte sich hinter die Tür, so dass nur ihre spitze Nase und ein halbes Gesicht zu sehen waren. »Die arme Frau Wimmer. So ein Ende hätte ich ihr nicht gewünscht.«
    »Was denn für ein Ende?« Ehrlinspiel bedeutete Freitag, mitzuschreiben. Der warf ihm einen schrägen Blick zu.
    Zenker streckte langsam den Kopf durch die Tür, sah nach links und rechts und flüsterte dann verschwörerisch: »Er hat sie doch da runtergeworfen.«
    »Er?«
    »Na, der Mörder.«
    »Sie haben ihn also doch gesehen? Auf frischer Tat ertappt?«
    Zenker zog sich wieder ein Stück zurück. »Nein, natürlich nicht.«
    »Wie kommen Sie dann darauf, dass Frau Wimmer ›da runtergeworfen‹ wurde?«
    Sie druckste herum. »Man macht sich halt so seine Gedanken. Und Sie sehen so … bedrohlich aus in diesen Kleidern!« Ihr Blick tastete die Overalls förmlich ab. Nur die Handschuhe hatten die beiden abgestreift.
    »Sie haben einen Verdacht!« Ehrlinspiel versuchte ein Lächeln. »Wollen Sie Ihre Vermutung

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