Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
Pfaden durch die Snowdon Mountains geritten.«
»Ach, Liebes.« Die Äbtissin tätschelte ihren Arm. »Das muss ja schrecklich für dich gewesen sein.«
»Auch wenn ich für ein sauberes Kleid und ein Bad einen Handel mit dem Teufel eingegangen wäre«, sagte Catherine, und ihre Stimme verlor ihren unbeschwerten Tonfall, »so hatte ich in Maredudds Anwesenheit doch nie Angst.«
Das Blut pochte in Williams Schläfe, als ihm seine Schuld bewusst wurde. Er hatte sich nie wirklich eingestanden, dass sie vor ihren Entführern Angst gehabt haben könnte.
Catherine war blass geworden. Zu spät erkannte die Äbtissin, dass ihre Fragen Catherine aufwühlten, und wechselte das Thema.
»Da du jetzt sicher wieder zu Hause bist«, sagte sie, »können wir unsere Energie vielleicht auf Stephens Verlobung richten.«
Ein Blick in Stephens hochrotes Gesicht und Catherine war auf den Beinen. »Sollen wir hinauf in meine Gemächer gehen, Ehrwürdigste Mutter? Es ist sehr angenehm dort, wenn die Sonne scheint wie heute.«
Als die beiden Damen den Saal verließen, war die Stimme der Äbtissin an der Tafel gerade noch zu hören. »Ich habe eine Aufstellung aller Erbinnen im fraglichen Alter hier in den Marshes gemacht. Ich nehme an, du möchtest ihn in deiner Nähe behalten …«
Stephen warf William einen entsetzten Blick zu.
»Keine Sorge, kleiner Bruder«, sagte William mit mehr Zutrauen, als er verspürte. »Ich habe das letzte Wort in dieser Angelegenheit.«
William war nervös. Obwohl er allen Grund dazu hatte, glücklich zu sein, hatte sich die Beziehung zwischen Catherine und ihm verschlechtert. Ihre gemeinsame Zeit in Beaumaris war genau so gewesen, wie er es sich erhofft hatte. Schöner noch. Doch irgendwie hatte er alles mit einer einzigen Frage zerstört.
Catherine wollte in ihrer ersten Nacht zu Hause nicht einmal mit ihm schlafen. Wenigstens hatte sie ihn nicht aus dem Bett geworfen, als er sich mitten in der Nacht zu ihr gelegt hatte. Er wollte glauben, dass es ein Zeichen dafür war, dass sie ihm vergab, aber er vermutete, dass sie bloß zu müde gewesen war, um sich mit ihm zu streiten.
Er hoffte, mit ihr sprechen zu können, nachdem die Äbtissin gegangen war, doch es ergab sich keine Gelegenheit dafür. Die Dienstboten drückten sich in ihrer Nähe herum, bedienten sie von vorne bis hinten, und Jamie und Stephen konnte er kaum wegschicken. Er verstand zu gut, dass sie alle sich vergewissern mussten, dass sie wieder da war.
Und wenn er Catherine unter vier Augen erwischte, was würde er dann zu ihr sagen?
Als er an jenem Abend zum Abendessen in den Saal ging, drängte sich Stephen an ihn und zischte ihm ins Ohr: »Was hast du bloß ausgefressen?«
»Du meinst wohl, du könntest mir mit deinen dreizehn Jahren einen Rat geben?«, fragte William.
»Mir hat noch niemand einen Becher Gewürzwein ins Gesicht geschleudert.«
Wenn sein kleiner Bruder nicht lernte, seine Zunge im Zaum zu halten, wäre das eines Tages sein Tod.
»Woher weißt du das?«, verlangte er zu wissen.
Stephen zuckte die Achseln. Der Junge schien alles mitzubekommen, aber er verriet nie seine Quellen.
»Ich würde es hassen, wenn Catherine böse auf mich wäre«, sagte Stephen. »An deiner Stelle würde ich alles tun, was sie verlangt, damit sie mir wieder gut wäre.«
»Dann rätst du also zu absoluter Unterwerfung im Umgang mit Frauen?«
»Das hat Mutter mich gelehrt«, erwiderte Stephen grinsend. »Aber Catherine ist so viel netter. Man sollte meinen, du wolltest, dass sie glücklich ist.«
»Das ist tatsächlich alles, was ich will«, sagte William und blickte Catherine an, die in diesem Augenblick in den Saal kam. »Alles auf dieser ganzen Welt, was ich will.«
Nach dem Essen wandte sich Catherine mit gedämpfter Stimme an ihn. »Ich halte es nicht aus, wenn die Dienerschaft mich heute Abend wieder vor lauter Liebe erdrückt. Ich nehme Jamie mit hinauf in unsere Gemächer.«
Sie lud ihn nicht ein, doch sie bat ihn auch nicht, wegzubleiben. Er ging dicht gefolgt von Stephen mit ihr hinauf. Zweifellos kam Stephen mit, um ihm weitere hilfreiche Tipps ins Ohr zu flüstern, sollte er welche brauchen.
Die vier verbrachten eine angenehme Stunde zusammen, und William begann sich zu entspannen. Dann verkündete Catherine, sie würde mit den beiden Jungs hinaufgehen, um Jamie zu Bett zu bringen.
Würde sie wieder herunterkommen, oder würde sie auch diese Nacht in Jamies Bett schlafen?
Seine Schultern senkten sich vor Erleichterung,
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