Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
wärest.
Ich wollte ihn von dir heilen. Und wenn die Waliser mir Geld dafür boten, warum denn nicht?« Edmund schlug mit der Faust auf den Tisch. »William hatte sein Land und seinen Reichtum bekommen. Bei Gott, hatte ich nicht auch etwas verdient?«
Seine wechselnden Stimmungen ängstigten sie genauso sehr wie seine Worte.
»Doch statt mir den Rest meines Geldes zu zahlen, wies dieser Bastard Rhys Gethin seine Männer an, mich fast umzubringen.«
Rhys Gethin besaß den Verstand, einem Mann nicht zu vertrauen, der seine eigenen Leute verriet.
»Wie konntet Ihr William das nur antun?«, fragte sie. »Ihr wart doch sein Freund. Sein Stellvertreter. Er hat Euch vertraut.«
Er wandte sich zum Fenster und schaute hinaus in den dunklen Himmel. »Ich liebte ihn wie einen Bruder«, sagte er nickend. »Es gab eine Zeit, da haben wir alles geteilt. Wir waren ausgezeichnete Soldaten, aber ohne Land und irgendwelche Familienbande.«
Sie hörte die Sehnsucht in seiner Stimme.
»Frei war das Leben, das wir lebten. Und es gab immer viele Frauen. William zog sie an wie das Licht die Motten.« Edmund atmete tief aus und schüttelte den Kopf. »Doch William war damit nie zufrieden. Nein, er wollte immer, was er nicht hatte.«
Er hob seinen Flachmann, und da er feststellen musste, dass er leer war, warf er ihn beiseite. Er nahm ihren Becher und trank. Auch wenn es ihm nicht anzumerken war, meinte sie doch, dass er betrunken sein musste.
»Und dann gibt ihm der König eine Burg, einen Titel, Ländereien – und wofür? Dafür, dass er sich weigerte, seinem Vater zu folgen.« Winzige Speicheltropfen trafen die Tischplatte, als Edmund sprach. »Wahrlich, diese Belohnung war einfach zu hoch.«
»Ihr kennt ihn gut genug, um zu wissen, dass es ihm nie um Geld oder Ländereien ging«, sagte sie sanft. »Was William wirklich wollte, war eine eigene Familie, ein Heim.«
»Ich hätte William sein Glück nicht missgönnt«, sagte er und musterte sie mit einem Blick, der ihr durch und durch ging. »Aber dann bekam er zu allem anderen auch noch dich. Und für dich musste er gar nichts bezahlen.«
Edmunds Worte lösten eine Welle der Panik in ihr aus, die sie zu überschwemmen drohte.
»Ganz egal, wer du warst oder wie du ausgesehen hättest – William hätte dich geheiratet, weil du einen Retter brauchtest. Weißt du, William fehlt der Pragmatismus seiner Eltern, wenn es um Ehre geht. Ich hätte ihm den Rest seines Glücks verzeihen können, wenn er eine hässliche Erbin hätte nehmen müssen.
Doch stattdessen bekommt der Sohn einer Hure eine Frau, die alle anderen in den Schatten stellt.« Seine Stimme war voller Bitterkeit. »Das war mehr, als ein Mann verdient hatte.«
Ihre Jahre mit Rayburn hatten in ihr die scharfen Instinkte der Gejagten wachsen lassen. Sie spürte, dass Edmund kurz davor war, sie anzugreifen.
»Was ist mit Tyler?«, fragte sie in der Hoffnung, ihn noch einmal abzulenken.
»Tyler kannte ein paar der Aufständischen. Er war mein Kontaktmann zu Rhys Gethin.«
»Was ist aus ihm geworden?«, fragte sie, obwohl sie es sich denken konnte.
»Als William dich zurückbrachte, wusste ich sofort, dass er herausfinden würde, dass es einen Verräter gibt. Ich lieferte ihm Tyler.« Er zuckte die Achseln. »Ich nehme mal an, seine Leiche wird im Frühling gefunden.«
Mit einer gewissen Schärfe in der Stimme fragte sie ihn: »Wie kommt es, dass Ihr gar keine Sorge habt, dass William sich Euch vorknöpfen wird?«
»Gut, dass du fragst!« Er lachte, als er es sagte, doch sie hörte ein gewisses Unbehagen hinter seinem Gelächter. »Glaub mir, ich habe vor, weit, weit weg zu sein, wenn William zurückkehrt.«
Gelobt sei der Herr! Er würde sein Gesindel zusammenrufen und bald gehen. Sie kniff die Augen zusammen. »Vielleicht wäre es besser, sich schon mal bereit zu machen.«
»Ich habe mindestens drei Tage, bevor die Nachricht ihn erreicht und er heimkehrt. Aber wie dem auch sei, wir werden morgen früh aufbrechen.«
Sie musste nur bis zum Morgen überleben.
»Dir ist klar, dass ich dich mitnehmen werde?«, sagte er.
Sie senkte den Blick nicht schnell genug, um das Entsetzen in ihren Augen zu verbergen, und er lächelte zufrieden.
»Du verhext die Männer, wo du gehst und stehst. Einer von ihnen wird gewiss für dich bezahlen«, sagte er. »Ich werde an alle Lösegeldforderungen schicken und dich an den Meistbietenden verkaufen. Rhys Gethin wird mehr als das Doppelte von den anderen bezahlen müssen, nach allem,
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