Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
dunkelhonigfarbenen Augen strafte seinen milden Tonfall Lügen. Wenn sie ihn jetzt warten ließ, würde er sich nur immer schlimmere Möglichkeiten ausmalen.
»Du weißt, dass Rayburn mich geschlagen hat.« Sie richtete den Blick fest auf Williams Hand auf ihrer, als sie mit ihrer Geschichte anfing; es fiel ihr immer noch nicht leicht, von Rayburns Misshandlungen zu sprechen. »Er wollte einen Erben, aber er hatte … Schwierigkeiten, den Akt zu vollziehen.« Sie räusperte sich. »Manchmal schaffte er es, aber ich wurde nicht schwanger. Er wurde immer gewalttätiger. Ich war jung und hatte große Angst.« Sie warf William einen verstohlenen Blick zu in der Hoffnung, er würde verstehen, wie schlimm die Situation für sie gewesen war. »Ich dachte, es würde nicht mehr lange dauern, bis er mich irgendwann umbringt.«
Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen. »Und dann war da ein junger Mann«, sagte sie kaum hörbar. »Er hat mich gerettet.«
»Er hat dich gerettet?« In Williams Stimme schlich sich ein gewisser Argwohn. »Inwiefern?«
»Er hat sich um mich gekümmert, als ich verletzt war.«
Sie schloss die Augen und erinnerte sich an jenen Tag vor etwas mehr als vier Jahren. Prinz Harry hatte bei ihnen übernachtet. Rayburn sollte ihn am nächsten Tag begleiten, um gegen die Rebellen zu kämpfen. Da er wahrscheinlich wochenlang weg wäre, kam Rayburn in dieser Nacht für einen neuen Versuch in ihr Schlafgemach. Er verletzte sie schwer.
Am nächsten Morgen wartete sie lange, bis sie in den Saal hinunterging, in der Hoffnung, dass Rayburn und die anderen bereits aufgebrochen wären. Sie hatte den jungen Ritter, den Harry zurückgelassen hatte, damit dieser dem König eine Nachricht überbrachte, völlig vergessen. Kaum hatte sie den Saal betreten, eilte der junge Mann bereits an ihre Seite. Als sie ihm verbat, irgendjemanden um Hilfe zu rufen, trug er sie in ihr Gemach hinauf und versorgte selbst ihre Wunden.
»Er war sehr freundlich und ritterlich«, sagte sie laut.
Sie erinnerte sich daran, wie das Gesicht und sogar die Ohren des jungen Mannes rot geworden waren, als er den Saum ihres Kleides angehoben hatte, um ihren verletzten Knöchel zu bandagieren. Seine Finger waren unerwartet sanft.
»Er hat mir den Knöchel bandagiert«, murmelte sie. »Er erzählte mir, er hätte seine Kunst bei den Mönchen eines Klosters in der Nähe seiner Heimatburg gelernt. Und er hätte eigentlich ihrem Orden beitreten wollen.«
William gab einen undeutlichen Laut von sich. Sie schaute ihn immer noch nicht an.
»Als er mir in mein Bett half, ist mein Ärmel zurückgerutscht, und er sah die Blutergüsse an meinem Arm.«
Nach seiner zarten Behandlung ihres Fußes überraschte es sie, als er ihr Handgelenk festhielt und ihren Ärmel bis zur Schulter hochschob. Sie erinnerte sich daran, wie die dunkelblauen und violetten frischen Blutergüsse sich vor den verblassenden gelbgrünen abhoben. Der Blick des jungen Mannes war voller Mitleid gewesen, als er ihr wieder ins Gesicht sah.
»Er erkannte, dass meine Verletzungen nicht von einem Sturz herrührten, wie ich behauptet hatte – und dass es nicht das erste Mal gewesen war«, sagte sie. »Er bedrängte mich, ihm zu erzählen, wer mich misshandelte und warum.«
Es war die Erinnerung an den jungen Ritter, der sie auf ihrem Ausritt in der Nacht vor ihrer Hochzeit begleitet hatte, die sie dazu brachte, der Freundlichkeit im Blick des jungen Mannes zu trauen. Das rettete ihr das Leben.
»Ich erzählte ihm alles. Dass es keine Hoffnung für mich gab. Dass mein Mann mich nicht schwängern konnte, und dass er nicht aufhören würde, mich zu misshandeln, bis ich ein Kind unter dem Herzen trüge.«
Der junge Mann nahm sie in die Arme und flüsterte Tröstendes in ihr Haar. Sie erinnerte sich daran, sich in den Trost seiner Umarmung geschmiegt und so lange geweint zu haben, bis sie erschöpft eingeschlafen war. Als sie wieder aufwachte, hatte er eine Lösung für sie gefunden.
»Er sagte, um mein Leben zu retten, müsste ich einem anderen Mann erlauben, mich zu schwängern.« Ihre Stimme war so leise, dass William sich vorbeugen musste, um sie zu verstehen. »Er sagte, zuzulassen, dass Rayburn mich umbrachte, wäre eine schwerere Sünde als Ehebruch.«
Catherine ließ die Stille sich ausdehnen. Nichts hätte sie dazu bewegen können, William jetzt anzusehen. Sie konnte ihn neben sich spüren, wie er vor leidenschaftlichen Empfindungen schier
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